Beratungsstelle in Krefeld Lotsen durch den Antragsdschungel

Krefeld · Sie helfen behinderten Menschen, die ihnen gesetzlich zustehenden Leistungen zu beantragen und sind Lotsen durch das Netzwerk der Hilfsangebote: Das Team der „Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung“ EUTB.

 Andreas Blinzler (r.) und Daniela Küppers leiten die Beratungsstelle, Rollstuhlfahrerin Jeannette Merkel hilft als Peer-Beraterin ehrenamtlich. Links Jochen Hochkamer, Kreisgruppengeschäftsführer.

Andreas Blinzler (r.) und Daniela Küppers leiten die Beratungsstelle, Rollstuhlfahrerin Jeannette Merkel hilft als Peer-Beraterin ehrenamtlich. Links Jochen Hochkamer, Kreisgruppengeschäftsführer.

Foto: EUTB/ Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Krefeld

Hinter einem sperrigen Namen verbirgt sich ein richtungsweisendes Konzept: Die „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“ (EUTB) ist Lotse im Krefelder Netzwerk der zahlreichen Unterstützungsangebote für Menschen, die behindert oder von Behinderung bedroht sind. Jeder Bürger kann sich im Büro an der Mühlenstraße Hilfe holen, das Angebot ist kostenlos.
Vor rund einem Jahr haben die beiden hauptamtlichen Berater Andreas Blinzler und Daniela Küppers damit begonnen, die Beratungsstelle in der Innenstadt aufzubauen. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Deutschlandweit gibt es um die 500 EUTB-Beratungsstellen. Damit soll sichergestellt werden, dass Menschen die ihnen gesetzlich zustehenden Leistungen auch wirklich für sich beantragen können. Das können zum Beispiel Leistungen zur Teilhabe, der Rehabilitation oder der Pflege sein.
„Wir helfen den Menschen, einen Überblick zu bekommen und die passenden Hilfen und dazugehörigen Anlaufstellen für sie herauszufinden“, erklärt Andreas Blinzler. „Idealerweise melden sich die Klienten telefonisch an und schildern ihre Probleme. Dann können wir schon vor dem ersten Gesprächstermin damit beginnen, zu recherchieren und die Beratung vorzubereiten“, sagt Blinzler. Die Berater helfen auch beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen.
Eine Besonderheit der EUTB-Beratung ist, dass nicht nur die hauptamtlichen Mitarbeiter dabei sind, sondern gegebenenfalls auch die ehrenamtlich arbeitende „Peer-Beraterin“. „Peer“ steht dabei für „Gleichgestellte“ oder auch „Kollegin“. In Krefeld ist das Jeanette Merkel. Sie ist wegen einer Erkrankung auf den Rollstuhl angewiesen. „Es kommt unheimlich gut an, wenn Jeannette Merkel, als selbst von einer Behinderung Betroffene, bei einem Gespräch dabei ist“, berichtet Blinzler. „Das schafft zusätzliches Vertrauen und das Eis ist dann direkt gebrochen.“ Menschen mit Beeinträchtigungen falle es leichter, von Menschen mit Beeinträchtigungen beraten zu werden. Ein Gespräch auf Augenhöhe sei für sie besonders wichtig. „So wird aus persönlicher Erfahrung berichtet, um dem Klienten auf seinem Weg Mut zu machen“, sagt Daniela Küppers.
Das EUTB-Team hat im ersten Jahr rund 450 Beratungen durchgeführt. „Die Themen, mit denen die Menschen zu uns kommen, sind ganz unterschiedlich“, berichtet Küppers. „Es gab einen Fall, bei dem Eltern für ihr autistisches Kind auf der Suche nach einer passenden Schule waren.“ Andere Fälle betrafen eine Frau, die ihre Fähigkeit zu sprechen verloren hatte und betreutes Wohnen benötigte, einen Mann, der kurz davor war, zu erblinden oder eine alte Dame, die Unterstützung bei der Beantragung eines Schwerbehindertenausweises benötigte, ebenso wie Unterstützung bei der Pflege.
„Wir haben im ersten Jahr viel Zeit darauf verwandt, uns mit allen sozialen Anbietern in Krefeld zu vernetzen, und kooperieren zum Beispiel mit der Lebenshilfe, der Stadt, Selbsthilfestellen, den Kliniken und Kirchen, aber auch privaten Anbietern“, erläutert Blinzler. Die Klienten werden im Rahmen der Beratung, die niedrigschwellig, barrierefrei, kostenlos und trägerübergreifend ist, an die richtigen Ansprechpartner weitervermittelt.

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