Tag für Menschen mit Down-Syndrom Mia – mit Begeisterung auf dem Weg in die Schule

Krefeld · Noch besucht das fast sechsjährige Mädchen die inklusive Kindertagesstätte der Lebenshilfe Krefeld Am Hauserhof. Doch ihre Tage dort sind gezählt.

 Im Therapieraum: Die fünfjährige quirlige Mia ist Vorschulkind bei den Eichhörnchen Am Hauserhof.

Im Therapieraum: Die fünfjährige quirlige Mia ist Vorschulkind bei den Eichhörnchen Am Hauserhof.

Foto: Christina Schulte

 Die fast sechsjährige quirlige Mia ist Vorschulkind bei den Eichhörnchen Am Hauserhof. Sie hat das Down-Syndrom. Mit den anderen Kindern aus ihrer Gruppe sitzt sie im Stuhlkreis und lauscht der Geschichte von Aschenputtel – in diesen Wochen sind Märchen dran. Grüne Kreppbänder und braune Papprollen haben die Decke in ein fantasievolles Blätterdach verwandelt. Darunter reitet Aschenputtel gerade mit dem Prinzen davon, so liest es Erzieherin Andrea Hülsmann vor. Dann erzählen die Kinder noch ein bisschen. Sie kennen den Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, wobei es in diesem Fall Eicheln sind, die die Zauberkraft bergen.

Zum Abschluss dieser ruhigen halben Stunde – mit großer Anforderung an die Konzentration – steigen alle Kinder nacheinander durch einen Holzreif mit bunten Tüchern. Jetzt sind sie aus der Märchenwelt zurück. Sie stellen ihre Stühle weg und wenden sich dem realen gesunden Frühstück zu. Mia allerdings ist noch in der Welt der Phantasie. In der kuscheligen Puppenecke kriegt das Baby ein glitzerndes Prinzessinnenkleid angezogen.

Und dann legt Mia los und saust mit ihrem Gast durch alle Räume, die erlaubt sind. Wegen der Corona-Beschränkungen ist der Besuch der anderen Gruppen nicht gestattet. Aber man darf schon mal in der offenen Tür stehen und sich so nach den Spielkameraden umsehen. In insgesamt vier Gruppen werden 71 Kinder betreut. Von 17 Eichhörnchen haben sieben Kinder Förderbedarf; bei den Delphinen sind es fünf von 18 und bei den Giraffen sechs von 16. Die 20 Krokodile sind alle unter drei Jahren, sechs davon unter zwei Jahren.

Am Ende des Ganges liegt der Therapieraum, in dem Mia regelmäßig Stunden bekommt. „Sie ist seit 2018 in unserer Kita“, berichtet die Einrichtungsleiterin Steffi Kaczikowski, „und sie hat sich enorm entwickelt und ist mittlerweile auch sprachlich sehr fit.“ Mia ist ein aufgeschlossenes kleines Mädchen mit sehr viel Energie. Sie weiss genau, was sie will: „Sie diskutiert mit allen alles aus“, sagt die Einrichtungsleiterin.

Einmal war es ihr zum Draußenspielen zu kalt und sie hat sich versteckt. Kurz vor knapp hat man Mia gefunden: Sie war so klein, dass sie sich in einem Kinderbackofen verstecken konnte. „Meistens finden wir sie bei unserem Therapiehund Jule“, sagt Kaczikowski, „Jule und Mia sind dicke Freunde.“

Dann möchte Mia noch den Kunstraum zeigen und platzt unverhofft in ein Elterngespräch hinein. Sie wendet sich gleich dem Baby im Maxi-Cosi zu und will gern alles wissen über den potentiellen Neuzugang. Zurück im Gruppenraum der Eichhörnchen blättert Mia hingebungsvoll in ihrer Mappe, in der alle ihre Bilder und Collagen und Fotos aus den Kitajahren versammelt sind. Die quirlige, lebendige, kommunikative Mia hat jetzt eine große Veränderung vor Augen: „Ich gehe in die Schule, im Sommer“, sagt sie und strahlt.

Der 21. März ist der Tag für Menschen mit Down-Syndrom, der sogenannten Trisomie 21. Die Lebenshilfe Krefeld e.V. unterhält zwei inklusive Kindergärten, in der Bischofstraße und Am Hauserhof. Die Kinder machen sich auch viele Gedanken wegen des Krieges in der Ukraine. Zur Unterstützung der Aktion Medeor werden am Dienstag, 22. März, in der Kita am Hauserhof Freundschaftswaffeln gebacken. Der Erlös geht dann zum Medikamentenhilfswerk.

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