Standortvorteile in Krefeld SWK produzieren Biogas für das Netz
Krefeld · NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur ist beeindruckt. „Dieses Projekt zeigt, dass wir nur wirkliche Evidenz und wirklich klimaschonende Einrichtungen wollen“, sagt Björna Althoff, Sprecherin von Fridays for Future in Krefeld.
Die Stadtwerke Krefeld (SWK) haben am Montag eine Anlage vorgestellt, mit der das Unternehmen aus dem Abwasser der Stadt und zusätzlichen biogenen Abfällen Biogas herstellt. Dieses wird in drei Stufen so aufbereitet, dass es eine Reinheit von mindestens 96 Prozent aufweist und so ins Gasnetz eingespeist werden kann. Genau das wird an der Müll- und Klärschlamm-Verbrennungsanlage an der Parkstraße getan. „Wir haben hier einige ideale Standortvorteile. Dazu gehört auch, dass eine Hochdruck-Gasleitung genau an unserem Grundstück vorbei führt. So können wir das Gas direkt ins Netz speisen“, sagt EGK-Geschäftsführer Hermann-Josef Roos. Für die Einspeisung verantwortlich ist der Netzbetreiber Thyssengas. Dessen Geschäftsleitungs-Vorsitzender Thomas Gößmann lobt das Projekt. „Auf diese Art können wir unser Gas grüner gestalten. Die Anlage hier in Krefeld ist aktuell die größte und leistungsstärkste ihrer Art deutschlandweit“, betont er.
Zur Vorstellung des Projekts ist auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur zu Gast. Sie zeigt sich gleichermaßen beeindruckt wie überzeugt. „Solche Projekte zeigen, dass wir mit Erfindungsgeist und Initiative einen wichtigen Teil der Energiewende sehr gut gestalten können“, sagt sie. Das Projekt könne und solle in seiner Art beispielhaft für viele andere ähnliche Vorhaben im Land sein.
Möglich wurde die Aufbereitung des Gases auch durch eine Umstellung des Verfahrens der Rauchgasreinigung in der Müllverbrennung. „Bisher haben wir die Faulgase aus der Klärschlammaufbereitung dazu genutzt, die Rauchgase zu reinigen. Diesen Prozess haben wir aber nun von einem sogenannten Nass- zu einem Trockenverfahren umgestellt. So ist das Gas nun verfügbar und wir haben überlegt, wie wir es weiter verwenden können“, erläutert Roos. Die Aufbereitung des Gases ist durchaus aufwendig. In einer sieben Millionen Euro teuren Anlage wird es in drei Schritten gereinigt. „Das Faulgas besteht aus rund zwei Dritteln Methan. Dieses ist dieselbe Substanz wie Erdgas. Ein Drittel besteht aus Kohlendioxid und rund ein Prozent Spurengase wie Schwefelwasserstoff sind vorhanden“, sagt der EGK-Geschäftsführer.
Das Gas wird darum zunächst durch Filteranlagen, beispielsweise Aktivkohlefilter, von den Spurengasen gereinigt. Dann wird es in eine Überdruckkammer geleitet. Durch zwei Membranen diffundiert nun das Kohlendioxid hindurch. Zurück bleibt sehr reines Methan. In einem zweiten Schritt wird das CO₂, welches noch wenig Methan enthält, durch eine kryogene Reinigung geleitet. „Hier wird das Gas auf minus 25 Grad gekühlt. Das CO₂ verflüssigt sich, während das Methan gasförmig bleibt und zurückgeleitet wird“, so Roos. So könne die hohe Reinheit des Methans sichergestellt werden. Doch nicht nur dieses ist gut nutzbar. „Das Kohlendioxid hat Lebensmittelqualität. Es gibt bereits viele Anfragen dafür“, ergänzt er.
So unerwünscht CO₂ in den meisten Prozessen ist, in der Industrie ist es in vielen Bereichen unverzichtbar. Die Getränkeindustrie beispielsweise leidet aktuell unter einem großen Engpass. CO₂ wird hier als Kohlensäure benötigt. Aber auch Düngemittelherstellung, chemische Industrie oder Gewächshäuser benötigen das sonst durch den Treibhauseffekt bekannte Gas. Ähnliches gilt für die Medizin und andere Bereiche, als Trockeneis. „Die Vermarktung von Methan und CO₂ gleichermaßen sorgt dafür, dass wir sehr wirtschaftlich arbeiten. Das Invest von sieben Millionen Euro sollte sich, als wir in der Planung waren, binnen sieben Jahren amortisieren. Durch die nun gestiegenen Preise für beide Stoffe liegen wir hier deutlich vor dem Zeitplan und werden die Kosten sehr viel schneller wieder eingespielt haben. Und auch für Kunden ist es vorteilhaft, denn Biogas ist chemisch im Prinzip identisch mit Erdgas. Zugleich ist es aber grün und klimaneutral. Damit fallen hier keine CO₂-Abgaben an, so dass es im Endeffekt in der Nutzung günstiger ist“, sagt Carsten Liedtke, Vorstandssprecher des GSAK-Mutterkonzerns SWK.
Das Projekt überzeugt unter anderem auch Klimaschützer in Krefeld. „Wir werden ja oft als ständige Kritiker und Nörgler gesehen. Aber dieses Projekt zeigt, dass wir nur wirkliche Evidenz und wirklich klimaschonende Einrichtungen wollen. Das ist hier gegeben und darum haben wir es auch im Vorfeld auf Facebook ausführlich und positiv bewertet“, sagt die Sprecherin von Fridays for Future Krefeld, Björna Althoff.