Standortvortei­le in Krefeld SWK produzieren Biogas für das Netz

Krefeld · NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur ist beeindruckt. „Dieses Projekt zeigt, dass wir nur wirkli­che Evidenz und wirklich klimascho­nende Einrichtun­gen wollen“, sagt Björna Althoff, Spre­cherin von Fridays for Future in Krefeld.

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und EGK-Geschäftsführer Hermann-Josef Roos bei der offiziellen Inbetriebnahme der Biogasaufbereitungsanlage in Krefeld.

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und EGK-Geschäftsführer Hermann-Josef Roos bei der offiziellen Inbetriebnahme der Biogasaufbereitungsanlage in Krefeld.

Foto: Ja/Fabian Kamp

Die Stadtwerke Krefeld (SWK) haben am Montag eine Anlage vorgestellt, mit der das Unternehmen aus dem Abwasser der Stadt und zusätzlichen bio­genen Abfällen Biogas herstellt. Dieses wird in drei Stufen so auf­bereitet, dass es eine Reinheit von mindestens 96 Prozent aufweist und so ins Gasnetz eingespeist werden kann. Genau das wird an der Müll- und Klärschlamm-Verbrennungsanlage an der Parkstraße getan. „Wir haben hier einige ideale Standortvortei­le. Dazu gehört auch, dass eine Hochdruck-Gasleitung genau an unse­rem Grundstück vorbei führt. So können wir das Gas direkt ins Netz speisen“, sagt EGK-Geschäftsführer Hermann-Josef Roos. Für die Einspeisung verantwortlich ist der Netzbetreiber Thyssengas. Dessen Geschäftsleitungs-Vorsitzen­der Thomas Gößmann lobt das Pro­jekt. „Auf diese Art können wir un­ser Gas grüner gestalten. Die Anla­ge hier in Krefeld ist aktuell die größte und leistungsstärkste ihrer Art deutschlandweit“, betont er.

Zur Vorstellung des Projekts ist auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur zu Gast. Sie zeigt sich gleichermaßen beeindruckt wie über­zeugt. „Solche Projekte zeigen, dass wir mit Erfindungsgeist und Initiative einen wichtigen Teil der Energiewende sehr gut gestalten können“, sagt sie. Das Projekt kön­ne und solle in seiner Art bei­spielhaft für viele andere ähnliche Vorhaben im Land sein.

Möglich wurde die Aufbereitung des Gases auch durch eine Umstellung des Verfahrens der Rauchgasreini­gung in der Müllverbrennung. „Bis­her haben wir die Faulgase aus der Klärschlammaufbereitung dazu ge­nutzt, die Rauchgase zu reinigen. Diesen Prozess haben wir aber nun von einem sogenannten Nass- zu ei­nem Trockenverfahren umgestellt. So ist das Gas nun verfügbar und wir haben überlegt, wie wir es weiter verwenden können“, erläutert Roos. Die Aufbereitung des Gases ist durchaus aufwendig. In einer sieben Millionen Euro teuren Anlage wird es in drei Schritten gerei­nigt. „Das Faulgas besteht aus rund zwei Dritteln Methan. Dieses ist diesel­be Substanz wie Erdgas. Ein Drittel besteht aus Kohlendioxid und rund ein Prozent Spurengase wie Schwe­felwasserstoff sind vorhan­den“, sagt der EGK-Geschäftsfüh­rer.

Das Gas wird darum zunächst durch Filteranlagen, beispielsweise Ak­tivkohlefilter, von den Spurengasen gereinigt. Dann wird es in eine Überdruckkammer geleitet. Durch zwei Membranen diffundiert nun das Kohlendioxid hindurch. Zurück bleibt sehr reines Methan. In einem zweiten Schritt wird das CO₂, wel­ches noch wenig Methan enthält, durch eine kryogene Reinigung ge­leitet. „Hier wird das Gas auf mi­nus 25 Grad gekühlt. Das CO₂ verflüssigt sich, während das Methan gasförmig bleibt und zurück­geleitet wird“, so Roos. So könne die hohe Reinheit des Methans sichergestellt werden. Doch nicht nur dieses ist gut nutzbar. „Das Kohlendioxid hat Le­bensmittelqualität. Es gibt bereits viele Anfragen dafür“, ergänzt er.

So unerwünscht CO₂ in den meisten Prozessen ist, in der In­dustrie ist es in vielen Bereichen unverzichtbar. Die Getränkeindus­trie beispielsweise leidet aktuell unter einem großen Engpass. CO₂ wird hier als Kohlensäure benötigt. Aber auch Düngemittelherstellung, chemische Industrie oder Gewächs­häuser benötigen das sonst durch den Treibhauseffekt bekannte Gas. Ähnliches gilt für die Medizin und andere Bereiche, als Trockeneis. „Die Vermarktung von Methan und CO₂ gleichermaßen sorgt dafür, dass wir sehr wirtschaftlich arbeiten. Das Invest von sieben Millionen Euro sollte sich, als wir in der Planung waren, binnen sieben Jahren amorti­sieren. Durch die nun gestie­genen Preise für beide Stoffe lie­gen wir hier deutlich vor dem Zeit­plan und werden die Kosten sehr viel schnel­ler wieder eingespielt haben. Und auch für Kunden ist es vorteilhaft, denn Biogas ist che­misch im Prinzip identisch mit Erd­gas. Zugleich ist es aber grün und klimaneutral. Da­mit fallen hier keine CO₂-Abgaben an, so dass es im Endeffekt in der Nutzung günstiger ist“, sagt Cars­ten Liedtke, Vorstandssprecher des GSAK-Mutter­konzerns SWK.

Das Projekt überzeugt unter anderem auch Klimaschüt­zer in Krefeld. „Wir werden ja oft als ständige Kritiker und Nörgler gesehen. Aber dieses Projekt zeigt, dass wir nur wirkli­che Evidenz und wirklich klimascho­nende Einrichtun­gen wollen. Das ist hier gegeben und darum haben wir es auch im Vor­feld auf Facebook aus­führlich und positiv bewertet“, sagt die Spre­cherin von Fridays for Future Krefeld, Björna Althoff.

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