Gegen AfD und Werteunion Starke Polizeipräsenz sichert Doppel-Demo in Krefeld

Bunt und rundum friedlich blieb eine Kundgebung gegen die AfD auf dem Theaterplatz. In Verberg gab es leichte Spannungen: Demonstranten versuchten, Gästen den Zugang zur Veranstaltung der Werteunion zu verwehren.

 Demonstranten gegen einen AfD-„Bürgerdialog“ im Seidenweberhaus auf dem Theaterplatz; die Kundgebung blieb friedlich.

Demonstranten gegen einen AfD-„Bürgerdialog“ im Seidenweberhaus auf dem Theaterplatz; die Kundgebung blieb friedlich.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Zwei Demonstrationen gegen Veranstaltungen der AfD und der Werteunion sind am Montagabend friedlich geblieben. Während die Stimmung auf dem Theaterplatz bei einer Kundgebung gegen einen „Bürgerdialog“ der AfD im Seidenweberhaus gelöst blieb, kam es in Verberg vor Haus Kleinlosen zu leichten Spannungen zwischen Polizei und etwa 70 Demonstranten. Im Haus Kleinlosen sprach auf Einladung der Werteunion der ehemalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen.

 „Buntes Krefeld“: Die Demonstranten sprachen sich in verschiedenen Bildern für Toleranz und Weltoffenheit in Krefeld aus.

„Buntes Krefeld“: Die Demonstranten sprachen sich in verschiedenen Bildern für Toleranz und Weltoffenheit in Krefeld aus.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Polizei war bei beiden Demonstrationen mit starken Kräften vor Ort. Besonders in Verberg hatte die Polizei nichts dem Zufall überlassen. Die Zufahrtsstraßen zu der Gaststätte waren großzügig abgesperrt, das Gelände um den Veranstaltungssaal mit Absperrgittern und Polizei  gesichert. Die Demonstranten versuchten,  den Durchgang zur Gaststätte abzuschirmen und erschwerten Gästen der Veranstaltung den Zugang; die Polizei musste einige Male deutlich machen, dass sie das nicht duldet. Gäste wurden als Nazis und  Rassisten beschimpft, die Werteunion mit Sprüchen wie „Werteunion Faschistenpack/ wir haben euch zum Kotzen satt“ bedacht. Unterm Strich blieb aber auch diese Veranstaltung ruhig.

 Hans-Georg Maaßen sprach bei der Werteunion bei Haus Kleinlosen in Verberg. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt.

Hans-Georg Maaßen sprach bei der Werteunion bei Haus Kleinlosen in Verberg. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Auf dem Theaterplatz hatte sich friedlich und mit positiven Botschaften ein breites Bündnis von Parteien und Organisationen vor dem Seidenweberhaus gegen eine Bürgersprechstunde der AfD versammelt. Die Anzahl der Demonstranten schätzen die Veranstalter auf 700, die Polizei auf gut 450. Zu den Demonstranten gehörten Krefelder Politiker, Verwaltungsspitzen wie der Beigeordnete Markus Schön (SPD), die grüne Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws, der grüne Oberbürgermeisterkandidat Thorsten Hansen, Michael Heepen von „Die Partei“ oder Krefelds ehemaliger SPD-Vorsitzender Ralph-Harry Klaer mit Ehefrau, der Bürgermeisterin Gisela Klaer. Auch die Krefelder Künstlerszene um den Kabarettisten und Poetry-Slammer Johannes Floehr, Musiker und andere bekannte Persönlichkeiten der Stadt waren dabei.  Zu Störungen oder Übergriffen ist es nicht gekommen. „Das große Polizeiaufgebot ist eher eine Sicherheitsmaßnahme. Wir haben keine Erkenntnisse über eine Bedrohungslage, sind aber lieber gut vorbereitet, als uns nachher Nachlässigkeit nachsagen zu lassen“, erklärte Polizeisprecherin Katrin Wentker auf Anfrage.

 Die Veranstaltung in Verberg war mit starken Polizeikräften und Absperrgittern gesichert.

Die Veranstaltung in Verberg war mit starken Polizeikräften und Absperrgittern gesichert.

Foto: Jens Voss

Auch die AfD-Vertreter verhielten sich versöhnlich. „Wenn von den Demonstranten einige unsere Veranstaltung besuchen wollen, sind sie herzlich willkommen. Wichtig ist nur, dass die guten Sitten gewahrt bleiben und es nicht einfach nur mit der Absicht geschieht zu stören. Wer das täte, den würden wir des Saales verweisen. Einem Dialog stehen wir offen gegenüber“, sagte Bernd Rummler, der zuständige Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Landtagsfraktion der AfD. Er sprach von rund 80 bis 90 interessierten Bürgern, die den Weg zu seiner Veranstaltung gefunden hatten.

Die Demonstranten betonten in ihren Reden vor allem Friedfertigkeit und Toleranz. „Ich finde es ein tolles Zeichen, dass so viele hier sind. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas wie Thüringen, wo Rechtspopulisten einen Ministerpräsidenten wählen, in Deutschland noch möglich ist. Darum bin ich hier, um für etwas zu demonstrieren: für Toleranz und Weltoffenheit“, rief Hansen den Mitdemonstranten zu.

Die SPD machte deutlich, dass sie die AfD-Veranstaltung im Seidenweberhaus gerne verhindert hätte. In einem Schreiben an Paul Keusch, den Geschäftsführer der Seidenweberhaus GmbH, bezeichnete sie es als Vertrauensbruch, dass Keusch den Aufsichtsrat nicht frühzeitig über den Termin informiert und so eine Stellungnahme dazu nicht ermöglicht habe. Zugleich forderte sie Keusch auf, die Veranstaltung noch abzusagen, weil sie mit den Werten „Kultur, Respekt und Weltoffenheit“ nicht vereinbar sei.

In Verberg wurde deutlich, in welchem Maße Hans-Georg Maaßen Feindschaft und Hass auf sich zieht. Gerald Wagener, Sprecher der Werteunion, berichtete, dass die Familie Kleinlosen im Vorfeld der Veranstaltung Anfeindungen habe erdulden müssen; er zollte der Familie unter viel Applaus Respekt, dass sie den Abend dennoch durchgezogen habe.  Das Interesse an Maaßen war groß; laut Wagener gab es 603 Anmeldungen zu dem Abend; Wagener deutet das auch als Beleg für das Gewicht der Werteunion innerhalb des CDU-Spektrums. An die Adresse der Krefelder CDU sagte er: „Fragt euch mal, wann ihr zum letzten Mal 600 Anmeldungen hattet. Das ist eine deutliche Nachricht, dass wir nicht überflüssig sind.“

Maaßen arbeitete in seinem Vortrag die bekannten Positionen ab: das Thema Gefährdung der Inneren Sicherheit durch unkontrollierte Zuwanderung von Asylbewerbern, die vorgebliche „Doppelgesichtigkeit“ des Rechtsstaates, der beim Eintreiben von Steuern hart sei,  aber bei Verletzung des Asylrechts beide Augen zudrücke,  oder Kritik an den öffentlich-rechtlichen Medien, die nicht mehr pluralistisch und objektiv berichteten. Ausführlich ging er auch auf die Vorgänge rund um rechtsradikale Aufmärsche in Chemnitz ein, die ihm letztlich das Amt kosteten. Es habe, bekräftigte er, nie Hetzjagden auf Ausländer gegeben.

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