Männervereine Schützenkönigin appelliert: „Schützenvereine für Frauen öffnen“

Krefeld · Gabriele Leigraf appelliert an Schützenvereine, sich offensiv für Frauen zu öffnen, aber klar gegen ein Eingreifen des Staates.

 Gabriele Leigraf war 2018 die erste Königin in der mehr als 400 Jahre zurückreichenden Geschichte des Bockumer Schützenvereins 1611. Sie ist zudem Stadtschützenkönigin.

Gabriele Leigraf war 2018 die erste Königin in der mehr als 400 Jahre zurückreichenden Geschichte des Bockumer Schützenvereins 1611. Sie ist zudem Stadtschützenkönigin.

Foto: Strücken

Der Vorstoß von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), reinen Männervereinen die Gemeinnützigkeit zu entziehen, hat für erheblichen Wirbel gesorgt. Grund: Ohne Gemeinnützigkeit können Vereine keine für die Steuer relevanten Spendenquittungen ausstellen; sie befürchten, dass der Spendenfluss zum Rinnsal wird. Wo stehen die Krefelder Schützen? Wir sprachen mit der amtierenden Stadtschützenkönigin Gabriele Leigraf über die Frage, ob sie im Schützenwesen Diskriminierung als Frau spürt und ob der Staat eingreifen sollte. Leigraf appelliert an Schützenvereine, sich offensiv für Frauen zu öffnen, aber klar gegen ein Eingreifen des Staates.

Die meisten Schützenvereine seien für Frauen geöffnet und zugänglich, erklärt Leigraf. „Das sieht man natürlich daran, dass es mehrere Vereine gibt, die schon Frauen hatten und haben, die den Vogel selbst abgeschossen und als Königin ihren Verein vertreten haben. Wir finden auch reine Frauenkompanien sowie gemischte Kompanien im Krefelder Schützenwesen.“ Der Bund der Historischen Schützen führe alljährlich ein Bundesköniginnentreffen durch, mit vielen tausend Teilnehmerinnen.

Auf die Frage, ob sie das Gefühl habe, dass es ein Diskriminierungsproblem bei Schützenvereinen gibt, antwortete Leigraf: „Diskriminierung ist ein gesellschaftliches Problem, alle Vereine sind auch ein Spiegelbild der Gesellschaft, genauso wie im Berufsleben.“ Natürlich gebe es auch in den Vereinen vereinzelt Menschen, die Frauen gerne in ein antiquiertes Frauenbild zurückdrängen möchten. „Das hat für mich eher etwas mit mangelndem Selbstbewusstsein zu tun.“

Sie plädiert dafür, dass sich Vereine, die dies noch nicht getan haben, offensiv für Frauen öffnen – auch um die Zukunft zu sichern. „Vereine mit langer Tradition brauchen Menschen, die das leben. Es ist doch großartig, wenn ein Paar ein gemeinsames Hobby hat. So haben auch viele Männer eher einen Zugang zum Schützenwesen.“ Wir lebten, so Leigraf weiter, in einem Zeitalter, in dem Frauen zur Bundeswehr gingen, dann sollte ein Schützenverein da keine Ausnahme machen. „Bei den Sportschützen kenne ich viele sehr gute Schützinnen, bei deren Ergebnissen wird mancher Mann blass. Viele Schützenvereine haben das längst verstanden und sich geöffnet. Hier sind ganze Familien aktiv und leben die Tradition durch und durch.“

Leigraf spricht sich aber gegen das Eingreifen des Staates aus: „Grundsätzlich bin ich gegen noch mehr Verbote und Gebote. Aus den oben genannten Gründen werden die Traditionsvereine ob im Schützenwesen oder im Karneval sich alle von selbst öffnen müssen.“

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