Rat in Krefeld soll entscheiden Stadt will Peinlichkeiten bei Benennung von Straßen verhindern
Krefeld · Der Rat soll über die Einführung einer neuen vom Deutschen Städtetag empfohlenen Richtlinie zur Benennung von Straßen und Plätzen beschließen.
In der Stadt Krefeld gibt es Straßen, die nach Personen benannt sind, die nach Auffassung in anderen Kommunen eine kritikwürdige Vergangenheit haben: Carl Duisberg oder Hans Günther Sohl sind da beispielhaft zu nennen. Beiden wird eine wichtige Rolle in den Weltkriegen zugeschrieben. Duisberg etwa sollte im Ersten Weltkrieg chemische Kampfstoffe am Gegner erproben, und Sohl wurde 1942 während des Zweiten Weltkriegs zum Wehrwirtschaftsführer der für die Rüstung wichtige Reichsvereinigung Eisen ernannt.
Die Benennung einer Straße sollte früh und genau geprüft werden. Bislang brauchte es in vielen Fällen nur einen Beschluss der entsprechenden Bezirksvertretung, um Namen von neuen Straßen, Wegen, Plätzen, Brücken, Grünanlagen und Gewässern in der Stadt festzulegen. Das könnte sich nun ändern. Eine neue „Richtlinie für die Benennung von Straßen, Wegen und Plätzen in der Stadt Krefeld“ ist am Dienstag, 28. März, Thema in der Sitzung des Stadtrates.
Die Bezirksvertretungen sollen zukünftig zwar die Entscheidungshoheit zu Benennungen behalten, diese müssen aber vor einem möglichen Beschluss durch die Stadtverwaltung – genauer durch den Fachbereich Vermessung, Kataster und Liegenschaften sowie durch das Stadtarchiv und gegebenenfalls die NS-Dokumentationsstätte – geprüft werden. Die Stadtverwaltung orientiert sich damit an einer Empfehlung des Deutschen Städtetags.
„Nicht nur in Krefeld, sondern in vielen Kommunen bundesweit kam es in den vergangenen Jahren immer wieder in zu intensiven Auseinandersetzungen über Straßennamen“, erklärte Deike Herrmann, Leiterin des Fachbereichs Vermessung, Kataster und Liegenschaften. „Auf Basis dieser Konflikte gab der Deutsche Städtetag eine Empfehlung heraus, die nun auch wir mit dem politischen Beschluss umsetzen möchten.“
In der Handreichung des Deutschen Städtetages steht dazu: „Straßennamen stellen über Jahrhunderte hinweg ein ‚kollektives Gedächtnis‘ dar. Sie sind ein Teil der Erinnerungskultur. Die Straßenbenennung spiegelt stets die aktuellen Verhältnisse, die Weltanschauung und Kultur bis hin zu den Herrschaftsverhältnissen der entsprechenden Zeit wider. Historische Personen, Orte und Ereignisse werden zu unterschiedlichen Zeiten verschieden bewertet, im Speziellen unterliegt die Straßenbenennung nach Personen einem Wandel.“
Um Konflikte zukünftig möglichst zu vermeiden und nachträglichen Umbenennungen vorzubeugen, hat der Fachbereich Vermessung, Kataster und Liegenschaften in Verbindung mit dem Stadtarchiv und der Straßenbenennungskommission eine entsprechende Richtlinie entwickelt. Ziel ist es, eine eindeutige Entscheidungsgrundlage zu schaffen, die den Benennungsvorgang einheitlich und transparent gestaltet.
In einer ersten Prüfrunde im Jahr 2015 wurden in Krefeld der Axel-Holst-Weg am Egelsberg und der Carl-Diem-Weg umbenannt. Holst war SS-Sturmführer und als Turnierreiter eine große Hoffnung für die Olympischen Spiele 1936. Sportpapst Carl Diem hielt noch kurz vor Kriegsende in Berlin fanatische Reden vor Jugendlichen und schickte sie damit in den für sie meist tödlichen „Endkampf“.