Brauchtum in Krefeld Verberger Martinszug trotz Regen ein Erfolg

Krefeld · Rund 800 Teilnehmer begleiten den Heiligen Mann durch den Krefelder Stadtteil. Damit ist der Zug einer der größten der Geschichte. Die Kinder freuen sich sehr, nach der Corona-Zwangspause wieder mit Laternen unterwegs sein zu dürfen.

St. Martin zieht durch Verberg
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Foto: Mark Mocnik

Kurz bevor der Verberger Martins­zug starten soll, beginnt ein Dauerregen aus tief hängen­den Wolken. Es ist kühl und ungemütlich. Beim Start des Zu­ges an der Kreuzung Busenpfad und Heidedyk ist die Gruppe der Kinder und ihrer Eltern scheinbar als Ergebnis des miesen Wetters über­schaubar. Rund 50 Personen ziehen mit Sankt Martin zu Pferd und der Blaskapelle der SWK los. Für die Verantwortlichen ist das aber kein Grund zur Sorge. Sie wissen: Fast über die gesamte Zugstrecke werden Kinder vom Straßenrand einscheren.

Und tatsächlich, je länger der Zug zieht, desto länger wird er. Besonders als an der Schreinerei Conen an der Heyenbaumstraße die beiden Verberger Kitas – Hexenkessel und Kita Gatzenstraße – dazu kommen, zieht sich eine mehrere hundert Meter lange Lichterschlange über Heyenbaum- und Gatzenstraße. Rund 800 Zugteilnehmer sind es am Ende. Besonders die vielen Kinder sind nach Jahren der Corona-Pande­mie begeistert. „Sankt Martin ist mein absolutes Lieblingsfest im Jahr. Ich finde das Laternenbas­teln toll, ich mag Sankt Martin und die Lichter“, sagt beispielsweise Greta-Lu Siebenmorgen. Die Tochter der Inhaber der Gaststät­te Haus Kleinlosen bekräftigt auf Rückfrage: „Ja, ich mag es mehr als Weihnachten!“ Mutter Kay lacht, zuckt die Achseln und bestätigt: „Ja, sie sieht das wirklich so.“

Dass es auch eine Tüte mit Süßigkeiten gibt, ist für die Jüngsten in Verberg fraglos ein sehr schöner Bonus. Die Tüten, die das Martinskomitee gepackt hat, werden unmittelbar nach dem Feuer und der Aufführung der Martinsge­schichte ausgegeben. Bei dieser wird über eine Lautsprecheranlage auch die Geschichte erzählt. Für die Verantwortlichen eine wichtige Sache. „Die Martinsgeschichte ist eine über Teilen und über die Ver­antwortung für andere in der Ge­sellschaft. Diese Geschichte hat viele wichtige Botschaften. Wir sind überzeugt, dass es wichtig ist, Kindern das zu vermitteln und danken der Firma Tümp aus Traar für die Bereitstellung der Lautspre­cheranlage“, sagt Heinzwerner Co­nen, der Vorsitzende des Martinsko­mitees.

Die vielen Kinder stehen fasziniert um das Feuer und beobachten die Darbietung. Danach freuen sie sich auf die Tüten. Unter den Eltern ging während des Zuges das Gerücht, dass die Ausgabe bis zu zwei Stun­den dauern könnte. Entsprechend schnell scheren viele Väter aus dem Zug aus, um sich für eine Tüte anzustellen. Die Ausgabe zeigt dann: Die Gerüchte sind unbegründet. Nach knapp ei­ner Viertelstunde sind die meisten der 650 Tüten verteilt. Einige bleiben zunächst übrig. Vermutlich sind die Kinder, für die sie be­stimmt sind, entweder wegen des schlechten Wetters nicht dabei oder anderweitig, beispielsweise wegen Krankheit, verhindert.

Dessen ungeachtet sind die Organi­satoren hochzufrieden. „Ich bin to­tal happy. Die Resonanz war sehr gut, und die Kinder sind begeistert. Unsere Erwartungen haben sich trotz des wenig optimalen Wetters total erfüllt. Allerdings waren es so viele Teilnehmer, dass über weite Strecken des Zuges die Kapelle gar nicht zu hören war. Darum haben wir für das kommende Jahr vor, noch weitere Kapellen dazu zu holen“, sagt Conen.

Für ihn und seine Mitstreiter gibt es nach Ende der Ausgabe noch einen kleinen Umtrunk. „Dabei feiern wir dann ein bisschen den erfolgreichen Zug. Früher gab es sogar einen richtigen Martinsball. Aber das war lange vor meiner Zeit“, sagt er la­chend. Ein Zusatz aber ist ihm wichtig: „Unsere kleine Feier wird nicht aus den Spenden für die Tüten finanziert. Die fließen wirklich vollständig in den Zug und die Tü­ten, also im Endeffekt in die Kinder“, betont er.

Als die große Show vorbei ist, zeigt sich auch die Feuerwehr den verbleibenden Besuchern. Mit einem nagelneuen Wagen sind die Einsatz­kräfte da, um beim großen Martinsfeuer für alle Fälle vor Ort zu sein. Er­schienen sind sie mit einem Wagen, der erst seit wenigen Tagen im Einsatz ist. Nach der Tü­tenausgabe sorgen sie für die Beleuchtung der Umgebung, öffnen dazu alle Klappen und Türen. So können die Bürger sich auch ein Bild von der neuesten Anschaffung der Krefelder Feuerwehr machen, wovon längst nicht nur Kinder regen Gebrauch ma­chen.

Am Ende ist der Verberger Martins­zug nicht nur der größte der Ge­schichte, zumindest was die Anzahl der bestellten und ausgegebenen Tü­ten angeht, es ist auch ein sehr erfolgreicher, der bei allen Betei­ligten für viel Spaß und Freude sorgt.

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