Seidenweberhaus Historisch: SPD besiegelt Neuanfang auf dem Theaterplatz

Krefeld · Auch die SPD hat sich gegen die Sanierung des Stadthauses ausgesprochen und favorisiert einen Neuanfang auf dem Theaterplatz: ohne Seidenweberhaus, mit neuem Technischen Rathaus.

 Das Seidenweberhaus: 1976 eingeweiht. Gestern wurde der Abriss besiegelt.

Das Seidenweberhaus: 1976 eingeweiht. Gestern wurde der Abriss besiegelt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Es darf mit Blick auf die jüngere Geschichte Krefelds als historisch, mindestens als bahnbrechend und als Befreiungsschlag gewertet werden: Die Krefelder SPD spricht sich dafür aus, das Projekt Stadthaus-Sanierung fallenzulassen, das Seidenweberhaus abzureißen und auf dem Theaterplatz ein neues Technisches Rathaus zu bauen. Zugleich soll für Krefeld eine Veranstaltungsstätte gesucht werden, die dann von privater Seite gebaut und hergerichtet wird. Dies teilte SPD-Fraktionschef Benedikt Winzen zusammen mit dem planungspolitischen Sprecher der SPD, Jürgen Hengst, am Freitag bei einem Pressegespräch mit. „Wir haben gute Entscheidungsgrundlagen und die Chance, endlich einen großen Wurf für die Innenstadt hinzubekommen“, sagte Winzen.

Da sich die CDU zuvor beim Stadthaus ebenso positioniert und auch Sympathien für den Neubau eines Rathauses auf dem Theaterplatz hat erkennen lassen, steht damit im Rat eine deutliche Mehrheit für diese Strategie. Den letzten Ausschlag gab für die SPD das unlängst vorgestellte Gutachten über einen Kostenvergleich von Sanierung des Seidenweberhauses, Neubau einer Veranstaltungshalle auf dem Theaterplatz durch die Stadt und Neubau einer Veranstaltungsstätte an anderem Ort durch einen privaten Investor. Die letzte Variante erwies sich im Urteil der Experten als die weitaus kostengünstigste (wir berichteten). „Es ist eindrucksvoll nachgewiesen, dass Variante drei finanziell deutlich kostengünstiger ist“, sagte Winzen. Damit sei auch klar: „Das Seidenweberhaus muss vom Theaterplatz verschwinden.“ Winzen betonte, dass dies keine Vorentscheidung für das Kesselhaus als Veranstaltungsstätte bedeute.

Der SPD-Politiker plädierte dafür, bei der Stadt einen Hauptverantwortlichen zu installieren, der die beiden Großprojekte – Ausschreibung Neubau Theaterplatz und Ausschreibung einer Veranstaltungshalle – in einer Hand leitet und den raschen Fluss an Informationen auch dem Rat gegenüber und Entscheidungen garantiert. Zudem sprach er sich für die Gründung eines Unterausschusses aus, der die Projekte eng begleitet. Jürgen Hengst gab zudem der Hoffnung Ausdruck, dass die Stimmung in der Stadt mittlerweile so ist, dass die Weichenstellungen für den Theaterplatz konsensfähig sind. „Das war ja nicht immer so“, sagte er und spielte darauf an, dass sich dort, wo die Zukunft des Seidenweberhauses debattiert wurde, sich immer Fifty-fifty-Fraktionen gegenüberstanden; es gab nie das Bild einer klaren Mehrheit für den Abriss.

 Fraktionschef Benedikt Winzen teilte gemeinsam mit Jürgen Hengst mit, dass auch die SPD für einen Neubeginn auf dem Theaterplatz plädiert.

Fraktionschef Benedikt Winzen teilte gemeinsam mit Jürgen Hengst mit, dass auch die SPD für einen Neubeginn auf dem Theaterplatz plädiert.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Neben dem Umstand, dass der Neubau einer Veranstaltungshalle an anderer Stelle dramatisch kostengünstiger wäre, gaben auch die aus dem Ruder laufenden Kosten für die Sanierung des Stadthauses den Ausschlag bei der SPD. „Wir hätten mit jedem Jahr Verzug allein wegen der Baukostensteigerung mit Mehrkosten im einstelligen Millionenbereich rechnen müssen“, sagte Winzen. Er zeigte sich überzeugt, dass nicht die Stadt dafür verantwortlich ist, dass der Zeitrahmen so ausgeufert ist. Hengst machte auch deutlich, dass er nicht glaube, dass man solche Beträge noch gegenüber der Bürgerschaft vertreten kann.

Winzen zeigte sich im übrigen zuversichtlich, dass das Stadthaus damit nicht zur ewigen Denkmalruine wird. „Wir sind uns unserer Verantwortung für das denkmalwerte Haus bewusst“, sagte er; es sei beruhigend zu wissen, dass es in Krefeld private Investoren gebe, die Interesse an dem Gebäude hätten. „Ein Privater kann flexibler und schneller reagieren als die Stadt“, sagte er. Hengst erläuterte, dass private Investoren das Gebäude auch Zug um Zug sanieren und vermarkten könnten, während die Stadt den Komplex komplett hätte angehen müssen. Auch das macht die Sanierung planbar, machbar und wirtschaftlich beherrschbar.

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