Interview mit Jürgen Maas, Leiter des Fachbereiches Schule „Ich bin nicht auf der Flucht“

Krefeld · Schulamtsleiter Maas wäre beinahe Bürgermeister in Süddeutschland geworden. 

 „Es wäre unaufrichtig, zu leugnen, dass ich nicht auch selbst auf die Micus-Nachfolge geschielt hätte.“: Schulamtsleiter Jürgen Maas.

„Es wäre unaufrichtig, zu leugnen, dass ich nicht auch selbst auf die Micus-Nachfolge geschielt hätte.“: Schulamtsleiter Jürgen Maas.

Foto: Thomas Lammertz/Thomas lammertz

(RP) Jürgen Maas, Leiter des Fachbereiches Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst, hat sich im südbadischen Donaueschingen als Bürgermeister beworben. Maas ist am Ende nur sehr knapp und auf ungewöhnliche Weise gescheitert. Bei der Abstimmung gab es im Gemeinderat bei der Wahlentscheidung eine Pattsituation, so dass es den überaus seltenen Fall eines Losentscheids zwischen den beiden Bewerbern gab (wir berichteten).  Pikant an der Bewerbung: Maas ist ein CDU-Mann,  der beim früheren Oberbürgermeister Kathstede Büroleiter war; heute dient er unter Markus Schön, der ein leidenschaftlicher Sozialdemokrat ist. Wir sprachen mit Maas über die Hintergründe seine Bewerbung.

Herr Maas, warum wollten Sie  aus Krefeld weg? Hat es damit zu tun, dass Sie mittlerweile mit dem Dezernenten Markus Schön einen überzeugten und leidenschaftlichen SPD-Mann als Chef haben?

Maas Ich bin keinesfalls auf der Flucht. Das Gegenteil ist der Fall: Ich bin auf der Zielgeraden. Ich durfte eine wundervolle Frau kennenlernen, die in der Konstanzer Ecke der Bodenseeregion lebt. Folglich verbringe ich einen großen Teil meines Lebens jenseits des Rathauses in dieser schönen Ecke Deutschlands, und nun planen wir eine gemeinsame Zukunft. Das war übrigens dann auch der einzige Anlass, überhaupt einmal darüber nachzudenken, von Krefeld wegzugehen.

Hatten Sie Ambitionen, neuer Schuldezernent zu werden und Gregor Micus im Amt zu folgen?

Maas Es wäre unaufrichtig, zu leugnen, dass ich nicht auch selbst auf die Micus-Nachfolge geschielt hätte. Aber ich bin nun wirklich lange genug in Verwaltung und Politik unterwegs, um die Rahmenbedingungen und Erfolgschancen solcher Wahlentscheidungen realistisch einschätzen zu können. Oberbürgermeister Meyer, Herr Schön und ich haben darüber offen geredet und es sind keine Wunden übriggeblieben. Ich habe meinen Job in Krefeld immer gerne gemacht, habe in der Schulverwaltung ein tolles, hochmotiviertes Team und eine spannende Aufgabe. Also wird meine Verlobte nun voraussichtlich an den Niederrhein kommen und ich kann weiterhin Vollgas für die Krefelder Bildungsregion geben. Spannende Themenfelder gibt es da ja reichlich.

Wie kann man sich  das Leben für den CDU-Mann Maas im SPD-geführten Zukunftsdezernat denn vorstellen?

Maas Ich war und bin zuallererst Verwaltungsmensch und erst in zweiter Linie Mitglied einer politischen Organisation. So etwas wie Verwaltungsethos hat für mich schon immer eine übergeordnete Rolle gespielt und da geht es um die Sache und nicht um politische Anschauungen. Die Menschen Markus Schön und Jürgen Maas verbindet – trotz unterschiedlicher Konfessionen – das Fundament eines klaren Bekenntnisses zum christlichen Glauben. Das zählt doch viel mehr als jedwede Parteizugehörigkeit. Und politisch können wir herrlich miteinander frotzeln: Ich über seine rote Krawatten, er  mit dem augenzwinkernden Ausspruch: „Du und Deine CDU“. Zudem gilt für mich: In Zeiten wie diesen, in denen Rechtspopulisten jede Gelegenheit nutzen, ihren substanzlosen Irrsinn in die Köpfe der Menschen zu pflanzen, müssen doch alle aufrechten Demokraten  Schulter an Schulter zusammenstehen.

Wie funktioniert denn diese „Verwaltungs-GroKo“ inhaltlich?

Maas Die Vorschläge, Konzepte und Beratungsvorlagen aus der Schulverwaltung erfahren eine hohe Akzeptanz und Wertschätzung - bei Herrn Schön wie auch in der Verwaltungsspitze und der Krefelder Politik. Angesichts des neuen Dezernatszuschnitts mit Bildung, Jugend, Arbeitsmarkt, Migration, Integration und Sport erfahre übrigens auch ich selbst eine persönliche Horizonterweiterung. Besonders im Hinblick auf die gemeinsame Verantwortung von Jugendhilfe und Schule habe ich neue Sichtfelder erschließen können.Markus Schön ist ja von seiner Prägung her ein Jugendhilfemann, während ich mich nach nun  sieben Jahren Schulverwaltung durchaus als so etwas wie einen Fachanwalt der Krefelder Schulen bezeichnen möchte.

Und es knirscht nie, auch fachlich nicht?

Maas Natürlich knirscht es anfangs bisweilen ein wenig, wenn jeder erst einmal mit seiner fachlichen Brille ankommt. Aber ich sage gerne: Reibung erzeugt Hitze, und Hitze ist Energie. Insofern sind wir da so etwas wie ein kleines Kraftwerk. Und am Ende steht immer ein gutes gemeinsames Ergebnis.

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