Krefeld Krefeld sagt Oscar-Gewinner ab

Krefeld · Das Leben der anderen kommt nicht auf die Krefelder Theaterbühne: Weil Florian Henckel von Donnersmarck die Bühnenfassung seines Oscar-prämierten Films nicht fertig hat, nimmt der Intendant das Stück aus dem Spielplan.

Ein Oscar verändert alles: Als Florian Henckel von Donnersmarck im Februar die goldene Hollywood-Trophäe für den besten nicht-englischsprachigen Film stolz in die Kameras hielt, da war man auch am Niederrhein glücklich. Denn längst hatten sich die Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach die Aufführungsrechte für die Dramatisierung gesichert. Das Stück gab es damals noch nicht. Aber der Suhrkamp Theaterverlag hatte die Bühnenbearbeitung des Stasi-Dramas durch den renommierten Autor Albert Ostermaier sowie ein Filmbuch angekündigt. Die Krefeld-Premiere sollte am 4. April sein.

„Wir können nicht mehr warten“

Das Filmbuch hat sich bereits gut verkauft. Das Theaterstück ist noch nicht bühnenreif: Der Text ist noch gar nicht fertig. Generalintendant Jens Pesel zieht die Konsequenz: „Wir bedauern es sehr, diesen Titel jetzt aus unserem Programm nehmen zu müssen. Als Theater brauchen wir jedoch Planungssicherheit und entsprechende Vorläufe – es wäre verantwortungslos meinem Haus und dem Publikum gegenüber, noch länger auf einen von Herrn Donnersmarck autorisierten Stücktext zu warten.“

Denn das kann sich noch hinziehen. „In einem halben Jahr kann ich mehr sagen“, erklärt Hans-Jürgen Drescher vom Suhrkamp-Verlag. „Seit dem Erfolg und Herrn von Donnersmarcks Umzug in die USA ist die Zusammenarbeit mit Ostermaier zeitlich schwierig geworden. Ich bedauere die Absage aus Krefeld. Aber ich kann dem Theater keine Terminzusage machen.“

Das Staatsschauspiel Dresden hatte sich die Uraufführungsrechte gesichert, die Premiere für den 16. Februar angesetzt. Intendant Holk Freytag hat aber einen Plan B in der Hinterhand: „Wir haben mit dem Verlag einen Stichtag Anfang November vereinbart, bis dahin muss der Text vorliegen. Sonst verschieben wir das Stück. Ich könnte mir auch vorstellen, die nächste Spielzeit damit zu eröffnen“, erklärte er. Er habe flexibel geplant und könne eine andere Produktion einschieben. „Wir wollen ein tolles Stück, deshalb möchte ich keinen Druck machen.“

Den Krefeldern sitzt die Ausweich-Spielzeit im Nacken. Verschieben ist da nicht so einfach. Aber mit Gastregisseur Thomas Krupa, der „Das Leben der anderen“ in Szene setzen sollte, gibt es einen Vertrag. „Den werden wir auf alle Fälle einhalten. Wir müssen uns mit Herrn Krupa nun auf ein anderes Stück einigen, das wir auch besetzen können“, erklärte Theatersprecher Martin Siebold.

(RP)
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