Krefelder Marketingpreis Marketingpreisträger ohne Marken

Krefeld · Die Gewinner des Krefelder Marketingpreises werden für konsequent Marktorientierte Unternehmensführung ausgezeichnet. Eigen Marken haben weder Rondo Food noch IMR-Innovative Metal Recycling GmbH.

 Große Freude bei der Übergabe der Preise: Dr. Ralph Reiber, Lutz Gottschalk, Dirk Wellen, Jörg Somborn, Simone Konjkav, Patrick Bischoff, Neppessen, Dr. Ulrich Kiffe (v.l.).

Große Freude bei der Übergabe der Preise: Dr. Ralph Reiber, Lutz Gottschalk, Dirk Wellen, Jörg Somborn, Simone Konjkav, Patrick Bischoff, Neppessen, Dr. Ulrich Kiffe (v.l.).

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Beim Thema Marketing denken die meisten Menschen wohl am ehesten an Werbung in TV, Radio oder – ganz modern – im Internet. Da mutet es auf den ersten Blick befremdlich an, dass der Marketing Club Krefeld in diesem Jahr zwei Unternehmen mit dem Marketingpreis auszeichnet, die nicht einmal eigene Marken haben. Dabei handelt es sich auch keinesfalls um Notlösungen. Im Gegenteil: Die beiden Marketingkonzepte überzeugen so sehr, dass der Verein, anders als zunächst geplant, nicht nur einen Sieger kürte, sondern sogar einen Sonderpreis ins Leben rief.

Diesen erhält die Firma IMR aus Linn. Das Unternehmen wird für seine Strategie ausgezeichnet, dem Fachkräftemangel mit konsequenter Außendarstellung und einer Imagekampagne und entsprechender Ausbildung im eigenen Haus entgegenzuwirken. „Wir hatten keine Bewerber für Jobs und auch Auszubildende waren nicht zu finden. Es gab viele Theorien, warum, aber unter dem Strich haben wir mit Unternehmensführungen für Kindergärten, Schulen und andere Gruppen, mit einer Imagekampagne, einer Überarbeitung der Homepage und dem Slogan „Heavy Metal, Heart of Gold“ für den Umschwung gesorgt. Statt null bis fünf haben wir nun fünf bis 50 Bewerbungen pro Ausbildungsberuf“, erzählt Geschäftsführerin Simone Konjkav.

Bis dato sei das Unternehmen als Schrotthändler und „wenig sexy“ wahrgenommen worden. „Dem haben wir entgegengewirkt, indem wir betonen, dass wir Wertstoffe aufbereiten und wieder dem Kreislauf zuführen. Damit sind wir durchaus sehr nachhaltig, was ja auch dem Zeitgeist folgt“, sagt sie.

Dieser Umschwung in der Wahrnehmung überzeugte die Jury so sehr, dass eigens der neue Preis ins Leben gerufen wurde. Denn für die Fachleute ging am zweiten Sieger ebenfalls kein Weg vorbei, obschon das Unternehmen reines „private Label-Geschäft“ betreibt. Das heißt, es produziert Handelsmarken für große Anbieter wie Fressnapf, Aldi, Edeka und viele internationale Konzerne. Dabei war Rondo Food bis vor 25 Jahren noch ein Hersteller von Puddingpulver und ähnlichen Lebensmitteln. „Wir haben dann analysiert, dass in diesem Markt kaum Wachstum möglich ist. Wir haben nach neuen Wegen gesucht und der Zufall kam uns zur Hilfe, denn der Erfinder einer Maschine zur Herstellung von Tiersnacks kam auf uns zu. Wir suchten ein neues Geschäftsfeld, er suchte Kapital und so haben wir ein Werk in Halle an der Saale gebaut“, erinnert sich Inhaber Dirk Wellen.

Dieser ist in Krefeld auch als Vorsitzender des CHTC und selbst aktiver Hockeyspieler in der Altersklassen-Nationalmanschaft bekannt und nahm unlängst an der Europameisterschaft auf dem Gelände an der Hüttenallee Teil, wo er im Finale als Torschütze in Erscheinung trat und Deutschland zum Europameister der Altersklasse 55 schoss. Entsprechend rückte Oberbürgermeister Frank Meyer auch Wellens Aktivitäten neben dem rein Geschäftlichen in den Fokus seiner Laudatio. „Ich freue mich besonders, dass zwei Unternehmen ausgezeichnet wurden, die sich in Krefeld zu Hause fühlen und damit identifizieren. Das Engagement im lokalen Sport ist hier sinnbildlich“, sagte er. Wellen selbst schlägt in eine ähnliche Kerbe. „Im alten Geschäftsbereich haben wir unsere Produktion immer weiter zurückgefahren und irgendwann standen unsere Hallen in Krefeld praktisch leer. Wir haben uns aber dagegen entschieden, gänzlich nach Halle oder Irland, wo unser drittes Werk steht, zu ziehen, auch wenn dies auch schöne Städte sind. Wir haben im Gegenteil in Krefeld eine weitere Produktion aufgebaut“, sagt er. Der Erfolg gab ihm Recht. Heute ist Rondo fünfmal so groß, wie vor dem Umbau und trägt 125 Jahre Industrietradition in Krefeld. Der Preis sei für ihn eine ganz besondere Ehre, sagt Wellen.

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