Krefeld bündelt Hilfen Zentrales Spendenkonto für die Ukraine

Krefeld · Die Spendenbereitschaft für die vom Krieg Betroffenen ist groß. Doch viele wollen, dass ihr Geld in Krefeld eingesetzt wird. Die Standards für die Aufnahme von Flüchtlingen sollen in den Krisenmodus gehen, um rascher zu greifen.

Die Hilfsbereitschaft für die Menschen aus der Ukraine ist nach wie vor groß. Damit die Hilfen schneller umgesetzt werden können, sollen nun neue Strukturen geschaffen werden.

Die Hilfsbereitschaft für die Menschen aus der Ukraine ist nach wie vor groß. Damit die Hilfen schneller umgesetzt werden können, sollen nun neue Strukturen geschaffen werden.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Stadt bündelt die Ukraine-Hilfen. Ab sofort gibt es ein zentrales Spendenkonto. Denn die Spendenbereitschaft sei nach wie vor groß, sagt Ludger Ehrenburg, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände und Diakonie-Geschäftsführer. Viele Spender wollten aber nicht an die großen Verbände spenden, sondern wünschten, dass ihr Geld in Krefeld Gutes bewirke. Die AG der Wohlfahrtsverbände hat deshalb jetzt das Konto eingerichtet, das von der Krefelder Caritas geführt wird. Die garantiert, dass keine Verwaltungs- und Personalkosten anfallen und das Spendengeld eins zu eins an Krefelder Hilfsinitiativen geht.

Russlands mörderischer Krieg gegen die Ukraine hat bisher sieben Millionen Menschen fliehen lassen. Meist sind es Frauen und Kinder, die vornehmlich in den heimatnah angrenzenden Gebieten Aufnahme finden, von Moldawien über Polen bis zum Baltikum. Nicht wenige finden auch zu uns, meist über persönliche Beziehungen. Von den bisher eingetroffenen Ukraine-Flüchtlingen habe die Stadt Krefeld bis jetzt 653 unterbringen können. Die Zahl der in Krefeld eintreffenden Flüchtlinge sei stark rückläufig, teilte Stadtdirektor Markus Schön auf einem Treffen der mit der Ukraine-Hilfe befassten sozialen Institutionen mit.

Mit deutlichen Worten kritisierte Schön das Verhalten von Bund und Ländern. Diese ließen die Kommunen derzeit ziemlich allein. So ist Krefeld bis jetzt mit 2,6 Millionen Euro in Vorleistung getreten. Die Kosten für die Unterbringung der Flüchtlinge laufen der Stadt davon, sagte Schön. Zu den Kosten der Pandemie kämen nun die Kosten der Flucht. Anders als bei der Flüchtlingswelle 2015 sind nun hauptsächlich Frauen und Kinder unterzubringen.

Hoffnung setzt der Stadtdirektor auf die Bund-Länder-Beratungen am heutigen Donnerstag, bei denen die Kommunen und Landkreise auf einen fairen Lastenausgleich  drängen werden, der neben den Kosten für die Unterbringung und Versorgung auch die Vorhaltekosten für die Unterkünfte einschließt.

Im Stadtteil Forstwald werden bis Ende April Leichtbauhallen für 1000 Plätze entstehen, qualitätsvolle Unterkünfte für die Erstaufnahme, wie Schön formuliert. In Hüls und im Kaiser-Wilhelm-Park werden kleinere Wohneinheiten für um die 140 Personen entstehen. Daneben ist die Stadt um Vermittlung von privatem Wohnraum bemüht, was auch die Aufbereitung von Mietangeboten einschließt.

Bisher wurden 50 zugewanderte Schüler in Schulen im Stadtgebiet verteilt. Die weitere Verteilung wird das Kommunale Informationszentrum übernehmen. Eine gesetzliche Pflicht, eine Schule zu besuchen, greift erst mit der Registrierung. Dieser umfangreiche bürokratische Vorgang verlaufe zu schleppend. Krefeld möchte die Schulpflicht mit einer ersten Datenerfassung beginnen lassen.

Die ukrainischen Flüchtlinge sollen sich sprachlich schnell integrieren und am Arbeitsleben teilhaben können. Hier werden Brückenangebote in Zusammenarbeit mit sozialen Trägern erfolgen. Um diesen Prozess nicht unnötig in die Länge zu ziehen, will man geltende Standards anpassen. Erzieherinnen seien gesucht, die ukrainische Ausbildung formal aber nicht übertragbar. Für die Anerkennung ukrainischer Diplome sei für NRW die Bezirksregierung Detmold zuständig, was ein langwieriges Verfahren nach sich ziehe. Für mehr Schnelligkeit müssten die Strukturen in einen Krisenmodus versetzt werden, fordert Schön. Die Aufnahme von Flüchtlingen könne nicht allein bei den Kommunen hängen bleiben, sollten die Zahlen wieder steigen.

Viele der Koordinierungskreise, die sich 2015 für die verschiedenen Flüchtlingsunterkünfte gebildet hatten, könnten wiederbelebt werden, erklärte Sabrina Lesch, Leiterin der Koordinierungsstelle für Gemeinwesenarbeit. Derzeit kläre man, auf welche Ressourcen man bauen könne. Daran schlösse die Gewinnung von Ehrenamtlern an. An die Wiederbelebung des Flüchtlingscafés „Sara“ werde gedacht. Wichtig sei planvolles bedarfsorientiertes Vorgehen statt eines blinden Aktionismus.

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