Stadtimage Rheinbahn schickt „Klapperkisten“ nach Krefeld

Krefeld · Auch Stadtbahnen prägen das Bild einer Stadt. Zwischen Fahrzeugen der Rheinbahn und den Stadtwerken gibt es deutliche Unterschiede.

Der Prototyp der „B80“ startete 1973 im Rhein-Sieg-Gebiet. Die Stadtbahnen der Rheinbahn in Krefeld sind bis zu 35 Jahre alt.

Der Prototyp der „B80“ startete 1973 im Rhein-Sieg-Gebiet. Die Stadtbahnen der Rheinbahn in Krefeld sind bis zu 35 Jahre alt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Zukunft der Mobilität sieht anders aus. Das Bild einer Stadt zeichnen unter anderem die Verkehrsmittel für die Bevölkerung. Besucher und Einheimische gewinnen auf diese Weise einen Eindruck von der Dynamik und dem Ansehen einer Kommune. In Krefeld trüben die alten Stadtbahnen der  K-Bahn-Linie (U 76) aus Düsseldorf das Bild der Stadt. Rumpelnde Schienenfahrzeuge mit verblasstem Lack verkehren in der City. „Ich fahre zwar nicht regelmäßig mit, aber mir fallen immer diese roten alten Bahnen auf, da weiß ich dann sofort: Die U-Bahn aus Düsseldorf. Die denken sich dort halt: Das ist doch sowieso Provinz“, sagte Silvia Boves gestern auf Anfrage unserer Redaktion an der Haltestelle Ostwall.

„Auf der Linie U 76 fahren hauptsächlich unsere neusten Hochflur-Stadtbahnwagen“, erklärte die Rheinbahn dazu. Unter neusten Fahrzeugen verstehen die Landeshauptstädter Bahnen des Typs B 80. 80, weil sie in der Spitze 80 Kilometer in der Stunde fahren können sollten. Der Prototyp ging 1971 auf die Schiene. Die Bahnen, die über Meerbusch nach Krefeld fahren, sind rund 25 bis 35 Jahre alt.

Im Gegensatz dazu zeigen die Stadtwerke Krefeld mehr Lokalpatriotismus. Ihre Niederflurbahnen sind knapp zehn Jahre alt und heben sich in Optik und Komfort deutlich positiv ab. Ein Fahrgast, der mittlerweile seit sechs Wochen regelmäßig mit der U76 von Düsseldorf nach Krefeld fährt, kann von mehreren Störungen, Verspätungen und Ausfällen berichten, die sich auf die veraltete Technik der Rheinbahn-Modelle zurückführen lassen. So gibt es regelmäßig Probleme beim Schließen einzelner Türen. Der Fahrer muss entweder den Vorgang mehrfach wiederholen oder gar aussteigen, um sie manuell zuzuziehen. Einmal streikte offenbar der Antrieb. Der Fahrer versuchte sich in der Folge mehrfach als Aushilfselektriker im Fahrgastbereich, ohne die Störung aber beheben zu können. Somit tuckerte die Bahn mit langsamer Geschwindigkeit nach Krefeld. Aus anberaumten 45 Minuten Fahrtzeit vom Düsseldorfer Hauptbahnhof zur Rheinstraße in Krefeld wurde so schnell mehr als eine Stunde. Manchmal bleibt die Bahn auch ganz liegen. Hier muss dann 20 Minuten auf die nachfolgende Verbindung gewartet werden. Darüber hinaus wirkt sich der Einsatz der alten Bahnen auch auf den Komfort aus: Bei Höchstgeschwindigkeit, die auf den Feldern zwischen Meerbusch und Fischeln erreicht wird, wackelt das Gefährt stark und erzeugt eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse. Ganz zu schweigen davon, dass ein barrierefreier Zugang nicht möglich ist. Es bedarf meist der Hilfe mehrerer Fahrgäste, um Rollstühle oder Kinderwägen über die drei Stufen ins Fahrzeuginnere zu hieven.

Die Niederflurbahnen der Stadtwerke Krefeld sind rund zehn Jahre alt und heben sich in Optik und Komfort positiv ab.

Die Niederflurbahnen der Stadtwerke Krefeld sind rund zehn Jahre alt und heben sich in Optik und Komfort positiv ab.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

„Ich erlebe regelmäßig Verspätungen, manchmal kommt die Bahn auch gar nicht. Neulich stand sie zehn Minuten am Dießemer Bruch, weil die Türen nicht zugingen. Ich kann mir vorstellen, dass die Elektronik veraltet ist, das Licht flackert oder geht manchmal aus während der Fahrt“, berichtete Christian Syska.

„Vor ein paar Jahren habe ich mal ein Feuer erlebt. Da hat es irgendwann komisch gerochen und alle mussten schnell die Bahn verlassen“, ergänzte Helmut Frost und Alexander Pikkel erzählte: „Meistens funktioniert im Winter die Heizung nicht. Da kümmert sich dann anscheinend auch niemand drum, dass die repariert wird. Die Sitze sind bretthart, mir tut oftmals der Rücken weh. Das ist eine Zumutung, das geht nicht. Wahrscheinlich wollte man da sparen.“

Sie habe im vergangenen Hitzesommer die Situation erlebt, dass die Fenster nicht aufgingen und die Heizung lief, sagte Marieta Rathmackers. „Die Verspätungen und Ausfälle oder dass die Türen nicht zugehen – das bin ich schon seit Jahren gewohnt, das nimmt man irgendwann einfach hin.“

Doch es gibt Hoffnung für Krefeld und die Krefelder: „Wir befinden uns im Zulassungsverfahren für neue Hochflurbahnen des Typs HF6“, sagte eine Rheinbahn-Sprecherin.

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