Aus den Stadtteilen Experte spricht über das Hülser Bad an neuem Standort

Krefeld · Christian Kuhn erklärte Interessierten, was bei der Planung eines Freibades in Hüls alles zu beachten ist.

 Das Hülser Naturbad ist beliebt. Es soll zu einem regulären Freibad umgebaut werden. Ob das allerdings am jetzigen Standort möglich ist, bezweifelt ein Experte.

Das Hülser Naturbad ist beliebt. Es soll zu einem regulären Freibad umgebaut werden. Ob das allerdings am jetzigen Standort möglich ist, bezweifelt ein Experte.

Foto: Lez

Die Stadt Krefeld setzt bei großen Projekten weiterhin auf frühzeitige Bürgerbeteiligung. Wie schon bei Neubaugebieten werden nun auch im Falle des Hülser Bades die Anwohner einbezogen. Und das weit früher, als notwendig wäre. Dafür organisierte der verantwortliche Beigeordnete Markus Schön am Mittwochabend einen Workshop in Hüls. Vertreter von Politik, Verwaltung und Bürgerschaft sollten dabei Bedarfe ermitteln und Vorstellungen für den Neubau eines Bades nennen.

Basis der Diskussion war dabei die Präsentation von Christian Kuhn von der Deutschen Sportstättenbetriebs- und Planungsgesellschaft mbH. Der Experte wurde von der Stadt beauftragt zu analysieren, wie ein neues Bad aussehen könne. Dabei hatte er für die Hülser einige unbequeme Neuigkeiten. Mit wissenschaftlichen Methoden habe er analysiert, so berichtete er, welche Besucherpotentiale ein Bad in Hüls voraussichtlich habe. Das Ergebnis: „Aufgrund der Konkurrenz umliegender Bäder kann man in Hüls mit rund 14.000 Besuchern pro Jahr rechnen. Das deckt sich etwa mit den Erfahrungen der Vergangenheit, wo der Besuch im Bereich von 10.000 Menschen lag. Für einen einigermaßen rentablen Betrieb rechnet man bei einem Bad dieser Größe mit rund 40.000 Besuchern“, erläuterte er.

Dabei sei allerdings zu bedenken, dass öffentliche Bäder immer und in jedem Falle ein Zuschussgeschäft seien. „Die ökonomisch beste Form, ein Bad zu bauen, ist immer der Ticketschalter in die Nachbarstadt“, fasste er zusammen. Allerdings könne ein Schwimmbad nicht nur über reine Gewinne und Verluste beurteilt werden. „Schwimmbäder haben auch einen öffentlichen Mehrwert. Ein Projekt in der Nähe von Münster, das wir betreut haben, liegt in einem kleinen Vorort. Nach einigen Jahren stieg die Bevölkerung deutlich an. Viele Bewohner nannten das Bad als eines der wichtigsten Kriterien für ihre Wohnortentscheidung“, sagte der Schwimmbadplaner, der auch für die Deutsche Gesellschaft für das Bäderwesen tätig ist. Sie hatte in einem Gutachten dem Hülser Bad den Status aberkannt und erklärt, warum es juristisch nicht sicher zu betreiben ist.

Bei einer Wasserfläche von 2000 Quadratmetern, was etwa dem bisherigen Stand entspräche, so Kuhn, wäre für ein Freibad mit Kosten von rund acht Millionen Euro zu rechnen. Bei Betriebskosten im Bereich von 250.000 Euro jährlich bedeute das für Kapitaldienst und Betrieb Kosten im Bereich von 700.000 Euro jährlich. „Sie müssen sich also Argumente überlegen, die Politik zu diesem Investment zu bewegen“, sagte Kuhn.

Er regte auch an, nach einem anderen Standort zu schauen. „Am aktuellen Ort, mitten im Landschaftsschutzgebiet, könnte es baurechtlich schwierig werden“, erläuterte er. Das wiederum brachte Bezirksvorsteher Hans Butzen in Rage. „Wir haben politische Beschlüsse, das Bad zu bauen. Und zwar an genau diesem Ort. Was Sie hier in aller Öffentlichkeit sagen, ist diesem Vorhaben nicht zuträglich“, fuhr er den Experten an. Schön hatte alle Mühe, die Gemüter zu beruhigen. „Herr Kuhn gibt seine Stellungnahme als Experte ab und das ist genau das, wofür er engagiert ist. Für baurechtliche Probleme und dergleichen sind am Ende Politik und Verwaltung in Krefeld zuständig.“

Abgesehen von dieser Episode war es ein ruhiger und sehr harmonischer Abend, an dem die Bürger ihre Wünsche und Ideen kundtaten. Diese reichten von behindertengerechten Zugängen zum Bad und der Positionierung als inklusives Schwimmbad bis zum Erhalt von Beachvolleyballplatz und Umkleiden. Auch die Abteilungsleiterin Schwimmen des Hülser Schwimmvereins, Corina Voigt, meldete sich zu Wort. „Wir brauchen nach Möglichkeit 25, idealerweise 50-Meter-Bahnen, um unsere Leistungsschwimmer für Wettkämpfe trainieren zu lassen“, erklärte sie.

Wie das Bad aussehen wird, ist derzeit völlig offen. Die Politik zeigte sich zuversichtlich, dass die Hülser vergleichsweise kurzfristig am bestehenden Ort wieder schwimmen können. Ob das bis 2021 gelingen wird, wie gefordert, ist fraglich. „Man rechnet landläufig mit einem Jahr Planung und mindestens einem Jahr Bauzeit. Bebauungsplanfragen kommen dann noch oben drauf“, sagte Kuhn. Es folgte der Disput mit Butzen, der zeigt: Das Thema ist auch mit viel Emotion verbunden.

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