Wohnstätte in Krefeld Krings kritisiert, Mieter alimentieren die Stadt

Krefeld · Ratsherr Ralf Krings setzt sich für preiswerten Wohnraum in der Stadt ein und geht dabei ungewöhnliche Wege: Er verlangt eine Senkung der Dividende der Wohnstätte AG an die Stadt Krefeld. Jeder Mieter zahle auf dem Weg 639 Euro jährlich in den Stadtsäckel.

 Die Wohnstätte AG soll sich mehr im geförderten Wohnungsbau engagieren, um in Krefeld günstigen Wohnraum zu schaffen, forderte Ratsherr Ralf Krings.

Die Wohnstätte AG soll sich mehr im geförderten Wohnungsbau engagieren, um in Krefeld günstigen Wohnraum zu schaffen, forderte Ratsherr Ralf Krings.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Jeder Mieter einer Wohnung der mehrheitlich städtischen Wohnstätte AG zahlt pro Quadratmeter monatlich 71 Cent über die Dividende an die Aktionäre – der größte Teil geht in die Stadtkasse. Das hat Ratsherr Ralf Krings von der Ratsgruppe Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) und der Wählergemeinschaft unserer Zukunft (WUZ) errechnet. Darüber hinaus kritisiert er, dass nur 18 Prozent des Wohnungsbestandes für Sozialwohnungen öffentlich gefördert seien. „Nach sechs Jahren sozialdemokratischer Mehrheit im Stadtrat darf man mehr erwarten“, urteilte Krings am Mittwoch.

Für Krings liege es nicht in der Natur der Sache, dass Privatpersonen oder private Unternehmen mit ihrem Geld günstigen Wohnraum schaffen. Vielmehr sei es Aufgabe der Gesellschaft, und als Vertreter der Gesellschaft der Stadt Krefeld, dafür zu sorgen, dass Bürger mit einem geringen Einkommen bezahlbaren Wohnraum fänden. Mit der Tochtergesellschaft Wohnstätte Krefeld AG habe die Stadt ein Unternehmen, das im letzten Jahrhundert eigens dafür gegründet worden sei, um finanziell nicht so gut gestellte Bürger, die kinderreichen Familien und Rentner mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen.

Die Wohnstätte werde nach wie vor von der Politik und der Verwaltung gemolken und gezwungen, Gewinne in den städtischen Haushalt abzuführen, um Löcher zu stopfen. Anstatt sich darauf zu konzentrieren, bezahlbaren Wohnraum in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen, baue die Wohnstätte in einem nicht unerheblichen Maß Wohnungen, die für Geringverdiener nicht bezahlbar seien, so Krings.

Auf den ersten Blick seien die Kaltmieten der Sozialwohnungen günstig. Doch rechne man die Dividende zum Beispiel aus 2018 auf die Wohnfläche aller vermieteten Wohnungen um, zahle jeder Mieter pro Monat und Quadratmeter 0,71 Euro in den städtischen Haushalt. Für eine öffentlich geförderte 75 Quadratmeter große Wohnung sind das 639 Euro im Jahr.

Auch die Nebenkosten würden durch Dienstleistungen der Wohnstätte-eigenen Tochtergesellschaften in die Höhe getrieben, behauptete Krings. „Unser Ziel ist es, die Wohnstätte so aufzustellen, dass über die Wohnstätte ausreichend bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung gestellt wird. Wir möchten, dass die Gewinne nicht mehr zur Deckung von Finanzlöchern verwendet werden sondern zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und Mehr-Generationen- Häusern. Doch es darf nicht länger auf Kosten der sozial Schwachen der Haushalt der Stadt mitfinanziert werden. Deshalb fordern wir ein Abschmelzen der Dividende in vier Schritten. So wird die Wohnstätte in die Lage versetzt, geförderten Wohnraum zu schaffen, Wohnungen umfangreich zu sanieren und Mieten für große Wohnungen zu senken“, erklärte der Ratsherr.

Thomas Siegert, Vorstand der Wohnstätte, hat bereits im Sommer 2018 in der Rheinischen Post angekündigt, dass die „Ausschüttungspolitik der vergangenen Jahre“ überdacht werden müsse. Soll heißen: Die Wohnstätte wird ihre Dividende zurückfahren wollen. Das sei durch das hohe Investitionsvolumen des Unternehmens begründet. Viel investieren und viel ausschütten vertrage sich nicht, darunter leide die Eigenkapitalquote, sagte der Vorstand seinerzeit im Gespräch mit unserer Redaktion. 2021 sei das Jahr, für das Änderungen ins Visier genommen würden. Bis dahin gelten Vereinbarungen, um das Haushaltssicherungskonzept der Stadt Krefeld (um die Stadtfinanzen wieder auf solide Füße zu stellen) zu stützen.

Die Wohnstätte AG wolle ihr Augenmerk zukünftig darauf legen, den preisgünstigen Wohnungsbau in der Stadt voranzutreiben. „Wir werden mehr als 100 öffentlich geförderte Wohnungen fertigstellen“, sagte Siegert im vergangenen Spätsommer. Dazu zählten zum Beispiel zwei Mehrfamilienhäuser in Linn an der Tilsiter Straße. Für andere sei die Aktiengesellschaft mit Sitz im neuen Verwaltungsgebäude mit der historischen Fassade der früheren Werkkunstschule an der Neuen Linner Straße dabei, Förderanträge für mehrere Vorhaben zu erarbeiten. Dazu zählten unter anderem sechs zweigeschossige Reihenhäuser für Familien und Kinder in der Nähe der Werkstättenstraße in Oppum sowie 44 Wohnungen am so genannten Standort Linner Bogen.

Die Nachfrage sei da, sagte Siegert. Der Leerstand im Portfolio betrage weniger als ein Prozent. Besonders kleine Wohnungen für Singles oder aber große für Familien mit Kindern würden benötigt. Die Durchschnittsmiete bei der Wohnstätte betrage 5,70 Euro pro Quadratmeter kalt. Hinzu kämen Nebenkosten von 3,50 bis 3,70 Euro. Bei frei finanzierten Wohnungen liege die Kaltmiete aktuell bei rund neun Euro

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