Krefeld: Rätselhaftes Bild auf Burg Linn Geheimnis um Kinderbildnis

Krefeld · Die Restaurierung des Gemäldes brachte es an den Tag: Es ist ein Junge!

 Nach der Restaurierung hatte dieses Bild einen Vogel: Der Papgei im Käfig (links) war vorher gar nicht zu sehen gewesen, jetzt ist er wieder zu erkennen.

Nach der Restaurierung hatte dieses Bild einen Vogel: Der Papgei im Käfig (links) war vorher gar nicht zu sehen gewesen, jetzt ist er wieder zu erkennen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Restaurierung des Ölgemäldes brachte eine große Überraschung wieder ans Tageslicht: Links neben dem Kind mit den hellen Locken steht ein Vogelkäfig mit einem rot und blau gefiederten Papagei. Das Kind auf dem Bilde ist Cornelius de Greiff: „Es wurde 1786 oder 1787 gemalt“, sagt Christoph Dautermann, stellvertretender Leiter des Museum Burg Linn (MBL), „wir wissen es nicht genau.“ Leider ist auch der Maler nicht bekannt.

Restauratorin Antje Lewejohann hat das Bild einige Monate in ihrer Werkstatt in Uerdingen gehabt: „Es hat mich ergriffen, dass ich dieses schöne Werk im Atelier hatte“, sagt sie, „es ist eine qualtitätvolle Arbeit aus einer Hand.“ In mehreren Schritten hat sie sich an diese Aufgabe herangetastet, die nicht ihre erste in diesem Museum ist – vor einiger Zeit hat sie das Bildnis des protestantischen Pfarrers Ahasverus Püll aus dem 17. Jahrhundert restauriert.

Das Kinderbildnis hat sie zunächst im Museum in Augenschein genommen und dabei schon Oberflächenabhebungen, Verluste der Malschicht, einen vergilbten Firnis festgestellt. Auch konnte sie erkennen, dass die Leinwand durch die Bildschicht hindurch genagelt worden war und an diesen Stellen Risse zu bekommen drohte: „Bei mangelnder Spannung können sich die Farbschichten ablösen“, weiß sie. „Unter UV-Licht wurden noch dickschichtige Übermalungen im Hintergrundbereich deutlich.“ Diese historisch nicht wertvollen Schichten hat sie sorgfältig entfernt und so den Papagei im Käfig entdeckt. Der lockige Knabe mit dem reizenden Hündchen und einer Peitsche blickt jetzt wieder in kindlicher Frische auf seine Betrachter – das Bild hängt im Jagdschlösschen in Linn.

In einer späteren Beschreibung hieß es „Mädchenkleid“. Das allerdings ist ein Irrtum: Im 18. Jahrhundert wurde bei Kleinkindern nicht nach Geschlecht unterschieden. Mädchen wie Knaben trugen Kleidung, die den Toilettengang nicht komplizierten. Die Peitsche in der Hand des Knaben ist wohl ein Spielzeug. Der Hut allerdings gibt weitere Rätsel auf: „Wir wissen nicht, was das Stück Stoff bedeutet, das rechts im Bild vom Hut herabhängt“, sagt die Restauratorin.

Zu danken für die Übernahme der Kosten ist der Flachsmarkt AG, die regelmäßig zu Pfingsten einen Spendentopf aufstellt. Die Summe von fast 200 Euro wurde auf 878,25 Euro aufgestockt, berichteten Alexander Raitz von Frentz und Melanie Teeuwen von der AG. Die Museumsfreunde gaben die gleiche Summe – beide werden weiter zum Erhalt des Kulturgutes sammeln.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort