Sammelleidenschaft in Krefeld Private Kunst-Schätze erstmals öffentlich ausgestellt

Krefeld · Krefeld hat in der Gegenwart und in der Vergangenheit Spuren in der Kunstlandschaft hinterlassen: mal große, mal weniger große. Der Verein Kunst und Raum zeigt eine spannenden Querschnitt mit 53 Bildern von internationalen Top-Stars bis hin zu lokalen Größen.

 Mit Öl auf Holz malte der Düsseldorfer Kunstakademie-Absolvent Hannes Darmstädter dieses Stillleben. Der Künstler starb 1962 i Krefeld.

Mit Öl auf Holz malte der Düsseldorfer Kunstakademie-Absolvent Hannes Darmstädter dieses Stillleben. Der Künstler starb 1962 i Krefeld.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Mehr Lokalkolorit geht nicht: Die Künstler der fünften Ausstellung des Vereins Kunst und Raum kommen alle aus Krefeld oder haben wenigsten engste Bande zur Seidenstadt. Die Leihgeber für die mehr als 50 Gemälde, Drucke und Fotos kommen aber auch von jenseits der Stadtgrenze – sogar von der anderen Rheinseite aus der kulturaffinen Landeshauptstadt.

Große Namen haben die Organisatoren um Jessica Oehmke und Anahita Teymourian-Pesc ebenso aus den Privaträumen von Sammlern ins Licht einer öffentlichen Präsentation geholt wie lokale Bekanntheiten. 33 Künstler und Künstlerinnen sind gelistet von A wie Barbara Adamek bis Z wie Hugo Ziegler. „Wir haben uns entschieden, alle Künstler aufzuführen. Das ist auch der Wunsch unserer Leihgeber. Mit  der Nennung exemplarischer Beispiele könnte der Eindruck einer Wertung entstehen. Das möchten wir nicht. Uns sind alle Arbeiten, die wir zeigen, sehr wichtig. Diesmal sind es 53 Bilder“, sagte Jessica Oehmke. Besonders sei das Spannungsfeld, das sich mit den Arbeiten von Künstlern aus dem vorvorigen Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischen Vertretern ergeb, sagte sie.

 „Die neue Ausstellung, die dem 650sten Geburtstag unserer Heimatstadt Krefeld gewidmet ist, zeigt nicht nur wunderschöne Kunst, sondern auch, dass sich Krefelder*Innen gerne mit Kunst aus dem nächsten Umfeld umgeben. Diese Ausstellung ist eine zufällige Auswahl aus Krefelder und Düsseldorfer Wohnzimmern, und wir waren im Rahmen unserer Vorbereitungen wirklich erstaunt, wie schnell wir diese Ausstellung mit mehr als 50 Werken zusammenstellen konnten“, heißt es im Vorwort des zur Ausstellung erschienenen Katalogs.

 Jessica Oehmke und Anahita Teymourian-Pesc (rechts) vom Verein Kunst und Raum inmitten der Ausstellung.

Jessica Oehmke und Anahita Teymourian-Pesc (rechts) vom Verein Kunst und Raum inmitten der Ausstellung.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Es zeige sich einmal mehr, wie wichtig Kunst in Krefeld und für Krefelder:innen schon seit langem war und immer noch seit. „Denn wir fanden nicht nur Kunst aus der viel zitierten und gelobten ,Paul-Wember-Zeit’ vor, sondern auch die Kunst der Krefelder unter den rheinischen Expressionisten, Krefelder Landschaftsmalerei, und Arbeiten bekannterer und weniger bekannter Zeitgenossinnen und Zeitgenossen“, heißt es weiter.

Die hier gezeigten Kunstwerke fänden (und finden sicher auch in unseren künftigen Ausstellungen) über Zufälle, Mund-zu-Mund-Propaganda, persönliche Beziehungen oder Empfehlungen zum Verein Kunst und Raum. „Eine andere Auswahl können und wollen wir nicht treffen“, sagte Frank Oehmke, der das Vorwort verfasst hat.

Mittlerweile sprächen nicht nur Privatleute die Vereinsvertreter an, sondern auch Künstler selbst, die nach einer Möglichkeit zur Präsentation ihrer Arbeiten suchten, informierte Jessica Oehmke. „Aber wird verfolgen keine kommerzeilen Ziele und organisieren keine Verkaufsausstellungen“, betonte sie und verwies auf die Gemeinnützigkeit des Vereins.

Mit Blick auf die vielen Künstler in Krefeld erinnern sie an den Zweck des Vereins, Sammlerinnen und Sammlern einen Raum zur Verfügung zu stellen, in dem sie ihre Kunst zeigen können – ohne, dass wir als Verein auswählen, bewerten oder kuratieren. Die Besucherinnen und Besucher könnten sich so auf einen ganz privaten Einblick in Kunstsammlungen freuen, den man im Museum in dieser Zusammenstellung nicht zu sehen bekäme.

Als die aktuelle Ausstellung komplett gewesen sei, hätten sich die Organisatoren gefreut, dass sie die Werke von immerhin 33 Künstlerinnen und Künstlern präsentieren könnten. Allerdings sei ihnen bewusst, wie viele Künstler*Innen nicht vertreten seien. Aktuell seien alleine auf der Website der GKK (Gemeinschaft Krefelder Künstler und Künstlerinnen) etwa 50 Namen notiert, von denen nur Barbara Adamek aktuell vertreten sei.

Die Besucher dürfen sich etwa auf ungewöhnliche Beispiele des Schaffens von Herbert Zangs freuen. Das Enfant Terrible der Szene ist für seine so genannten Ver-Weißungen bekannt. Bei Kunst und Raum sind seltene bunte, leicht abstrahierte Stillleben von ihm als Aquarelle zu sehen.

Mit Markus Oehlens Acrylgemälde Youyouyou zeigt der Bruder des weltberühmten Albert Oehlen sein herausragendes künstlerisches Talent, das ihm eine Professur an der Akademie der Freien Künste München eingebracht hat.

 Johannes Itten, Bauhaus-Guru, und Leiter der Krefelder Fachschule für textile Flächenkunst mit einem Siebdruck von 1965.

Johannes Itten, Bauhaus-Guru, und Leiter der Krefelder Fachschule für textile Flächenkunst mit einem Siebdruck von 1965.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Heinrich Nauen malte das „Obststilleben mit Krügen und einer Weinflasche“ um 1924 in Öl auf Leinwand. Der Krefelder war unter anderem Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes. Seine expressionistische Malerei galt zur Nazi-Zeit als „entartete Kunst“. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Heinrich Nauen malte das „Obststilleben mit Krügen und einer Weinflasche“ um 1924 in Öl auf Leinwand. Der Krefelder war unter anderem Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes. Seine expressionistische Malerei galt zur Nazi-Zeit als „entartete Kunst“. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Heinrich Campendonks Unikat von  1914/15 heißt Angst.

Heinrich Campendonks Unikat von 1914/15 heißt Angst.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
Ein signiertes und nummeriertes Multiple mit dem Namen Letter from London von Joseph Beuys.

Ein signiertes und nummeriertes Multiple mit dem Namen Letter from London von Joseph Beuys.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
Walter Icks war Mitglied der Künstlergruppe 45 und hielt  mit Öl auf Leinwand im Jahr 1957 einen „Septembernachmittag in den Niepkuhlen“ fest. Icks lebte von 1901 bis 1963 in Krefeld.

Walter Icks war Mitglied der Künstlergruppe 45 und hielt  mit Öl auf Leinwand im Jahr 1957 einen „Septembernachmittag in den Niepkuhlen“ fest. Icks lebte von 1901 bis 1963 in Krefeld.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Helmuth Macke mit einem Ölgemälde. Es trägt den Titel Monte Cavo.

Helmuth Macke mit einem Ölgemälde. Es trägt den Titel Monte Cavo.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Herbert Zangs, wie man ihn nicht  kennt: bunt und gegenständlich.

Herbert Zangs, wie man ihn nicht kennt: bunt und gegenständlich.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Heinrich Campendonks Unikat von 1914/15 heißt Angst.

Heinrich Campendonks Unikat von 1914/15 heißt Angst.

Foto: Dieter Staniek
 Peter Bertlings Gemälde von 1923 hat den Titel Hüttenallee.

Peter Bertlings Gemälde von 1923 hat den Titel Hüttenallee.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Ein signiertes und nummeriertes  Multiple mit dem Namen Letter from London von Joseph Beuys,

Ein signiertes und nummeriertes  Multiple mit dem Namen Letter from London von Joseph Beuys,

Foto: Dieter Staniek
Georg Muche (1895-1987) leitete die Textilingenieurschule Krefeld. Er malte unter anderem das Fresko im Düsseldorfer Landtag. Er wurde mit der Thorn-Prikker-Ehrenplakette der Stadt Krefeld ausgezeichnet. In der Ausstellung ist ein Stillleben zu sehen.

Georg Muche (1895-1987) leitete die Textilingenieurschule Krefeld. Er malte unter anderem das Fresko im Düsseldorfer Landtag. Er wurde mit der Thorn-Prikker-Ehrenplakette der Stadt Krefeld ausgezeichnet. In der Ausstellung ist ein Stillleben zu sehen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Der 1895 i Krefeld geborene Fritz Huhnen hat in Krefeld auch als Bühnenbildner und Kulissenmaler gearbeitet.

Der 1895 i Krefeld geborene Fritz Huhnen hat in Krefeld auch als Bühnenbildner und Kulissenmaler gearbeitet.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Ausstellung ist immer sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet und bis einschließlich 26. November zu sehen. Der Eintritt ist frei. An anderen Tagen ist die Ausstellung für Gruppen auf Absprache zu besichtigen. Weitere Öffnungstermine werden auf der Homepage www.kunstundraum21.de kurzfristig veröffentlicht.

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