Sammelleidenschaft in Krefeld Private Kunst-Schätze erstmals öffentlich ausgestellt
Krefeld · Krefeld hat in der Gegenwart und in der Vergangenheit Spuren in der Kunstlandschaft hinterlassen: mal große, mal weniger große. Der Verein Kunst und Raum zeigt eine spannenden Querschnitt mit 53 Bildern von internationalen Top-Stars bis hin zu lokalen Größen.
Mehr Lokalkolorit geht nicht: Die Künstler der fünften Ausstellung des Vereins Kunst und Raum kommen alle aus Krefeld oder haben wenigsten engste Bande zur Seidenstadt. Die Leihgeber für die mehr als 50 Gemälde, Drucke und Fotos kommen aber auch von jenseits der Stadtgrenze – sogar von der anderen Rheinseite aus der kulturaffinen Landeshauptstadt.
Große Namen haben die Organisatoren um Jessica Oehmke und Anahita Teymourian-Pesc ebenso aus den Privaträumen von Sammlern ins Licht einer öffentlichen Präsentation geholt wie lokale Bekanntheiten. 33 Künstler und Künstlerinnen sind gelistet von A wie Barbara Adamek bis Z wie Hugo Ziegler. „Wir haben uns entschieden, alle Künstler aufzuführen. Das ist auch der Wunsch unserer Leihgeber. Mit der Nennung exemplarischer Beispiele könnte der Eindruck einer Wertung entstehen. Das möchten wir nicht. Uns sind alle Arbeiten, die wir zeigen, sehr wichtig. Diesmal sind es 53 Bilder“, sagte Jessica Oehmke. Besonders sei das Spannungsfeld, das sich mit den Arbeiten von Künstlern aus dem vorvorigen Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischen Vertretern ergeb, sagte sie.
„Die neue Ausstellung, die dem 650sten Geburtstag unserer Heimatstadt Krefeld gewidmet ist, zeigt nicht nur wunderschöne Kunst, sondern auch, dass sich Krefelder*Innen gerne mit Kunst aus dem nächsten Umfeld umgeben. Diese Ausstellung ist eine zufällige Auswahl aus Krefelder und Düsseldorfer Wohnzimmern, und wir waren im Rahmen unserer Vorbereitungen wirklich erstaunt, wie schnell wir diese Ausstellung mit mehr als 50 Werken zusammenstellen konnten“, heißt es im Vorwort des zur Ausstellung erschienenen Katalogs.
Es zeige sich einmal mehr, wie wichtig Kunst in Krefeld und für Krefelder:innen schon seit langem war und immer noch seit. „Denn wir fanden nicht nur Kunst aus der viel zitierten und gelobten ,Paul-Wember-Zeit’ vor, sondern auch die Kunst der Krefelder unter den rheinischen Expressionisten, Krefelder Landschaftsmalerei, und Arbeiten bekannterer und weniger bekannter Zeitgenossinnen und Zeitgenossen“, heißt es weiter.
Die hier gezeigten Kunstwerke fänden (und finden sicher auch in unseren künftigen Ausstellungen) über Zufälle, Mund-zu-Mund-Propaganda, persönliche Beziehungen oder Empfehlungen zum Verein Kunst und Raum. „Eine andere Auswahl können und wollen wir nicht treffen“, sagte Frank Oehmke, der das Vorwort verfasst hat.
Mittlerweile sprächen nicht nur Privatleute die Vereinsvertreter an, sondern auch Künstler selbst, die nach einer Möglichkeit zur Präsentation ihrer Arbeiten suchten, informierte Jessica Oehmke. „Aber wird verfolgen keine kommerzeilen Ziele und organisieren keine Verkaufsausstellungen“, betonte sie und verwies auf die Gemeinnützigkeit des Vereins.
Mit Blick auf die vielen Künstler in Krefeld erinnern sie an den Zweck des Vereins, Sammlerinnen und Sammlern einen Raum zur Verfügung zu stellen, in dem sie ihre Kunst zeigen können – ohne, dass wir als Verein auswählen, bewerten oder kuratieren. Die Besucherinnen und Besucher könnten sich so auf einen ganz privaten Einblick in Kunstsammlungen freuen, den man im Museum in dieser Zusammenstellung nicht zu sehen bekäme.
Als die aktuelle Ausstellung komplett gewesen sei, hätten sich die Organisatoren gefreut, dass sie die Werke von immerhin 33 Künstlerinnen und Künstlern präsentieren könnten. Allerdings sei ihnen bewusst, wie viele Künstler*Innen nicht vertreten seien. Aktuell seien alleine auf der Website der GKK (Gemeinschaft Krefelder Künstler und Künstlerinnen) etwa 50 Namen notiert, von denen nur Barbara Adamek aktuell vertreten sei.
Die Besucher dürfen sich etwa auf ungewöhnliche Beispiele des Schaffens von Herbert Zangs freuen. Das Enfant Terrible der Szene ist für seine so genannten Ver-Weißungen bekannt. Bei Kunst und Raum sind seltene bunte, leicht abstrahierte Stillleben von ihm als Aquarelle zu sehen.
Mit Markus Oehlens Acrylgemälde Youyouyou zeigt der Bruder des weltberühmten Albert Oehlen sein herausragendes künstlerisches Talent, das ihm eine Professur an der Akademie der Freien Künste München eingebracht hat.

Heinrich Nauen malte das „Obststilleben mit Krügen und einer Weinflasche“ um 1924 in Öl auf Leinwand. Der Krefelder war unter anderem Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes. Seine expressionistische Malerei galt zur Nazi-Zeit als „entartete Kunst“. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Foto: Lammertz, Thomas (lamm)Die Ausstellung ist immer sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet und bis einschließlich 26. November zu sehen. Der Eintritt ist frei. An anderen Tagen ist die Ausstellung für Gruppen auf Absprache zu besichtigen. Weitere Öffnungstermine werden auf der Homepage www.kunstundraum21.de kurzfristig veröffentlicht.