Brauchtum in Krefeld Prinzenproklamation vor vollem Haus
Krefeld · Mit einem rauschenden Fest feierten Krefelds Narren am Freitag, den 13., die Proklamation ihres Prinzenpaares. Im gut gefüllten Seidenweberhaus ließen es die Neuen richtig krachen und waren zu so manchem Spaß bereit. Auch eine Premiere gab es an diesem fröhlichen Abend.
„Os Heimat is Krie-ewel“
Endlich sind wir euer Prinzenpaar!“ Mit diesem freudigen Ausruf schlüpft Prinz Dirk Bongarzt in seine Rolle als Karnevalsprinz Dirk II. Für ihn und seine Prinzessin Nadine (Menke) I. sei damit ein großer Traum „endlich in Erfüllung gegangen“. Und das auch noch an einem Datum, das bei vielen als böses Omen gilt. Doch dieser Freitag, der 13., ist ein absoluter Glückstag, da sind sich die närrischen Hoheiten sicher.
Im sehr gut besuchten Seidenweberhaus feiert das Paar an diesem Abend die Prinzenproklamation. Eingeladen hatte dazu das Comitèe Crefelder Carneval (CCC), dessen Präsident Peter Bossers ist. Die beiden Blaublüter Dirk II. und Nadine I. sind Mitglieder der Leibgarde der Prinzessin der Stadt Krefeld (Westgarde 1933), die in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen feiert.
Das Motto der Session 2023 lautet „Os Heimat Krie-ewel“. Dies ist auch der Titel eines Liedes, das der Großvater der Prinzessin vor langer Zeit geschrieben hat und das erst kürzlich von Siggi Rose arrangiert wurde. Am Freitag, den 13., singt das Prinzenpaar „sein“ Lied zum ersten Mal und mit viel Herzblut auf der Bühne des Seidenweberhauses. „Meine Heimatstadt ist Krefeld am Rhein“, heißt es darin und auch „bin ich an einem Platz, ist er für meine Heimatstadt doch kein Ersatz!“ Diese Worte kommen bei den bestens aufgelegten Narren im Saal gut an.
Vorab hat Oberbürgermeister Frank Meyer Dirk II. und Nadine I. für ihre Regentschaft alles Gute gewünscht und das traditionell in gereimter Form. Er sei sehr froh darüber, endlich wieder unbeschwert eine Proklamation abhalten zu dürfen, betont Krefelds OB, denn schließlich hätten die Krisenjahre „Spuren hinterlassen, vor allem knappe Kassen.“
Was das Thema „Energie sparen“ angehe, zeige sich das Seidenweberhaus vorbildlich: Auch bei dieser Veranstaltung bleiben die Saallichter weitgehend aus. Das sei toll fürs „Bützen und Schunkeln“, meint Meyer mit einem Schmunzeln. Weniger angebracht sei es aber, bei anderen Sachen zu sparen, zum Beispiel bei den „Kamelle“.
So sei ein Vorschlag gewesen, diese beim Rosenmontagszug unverpackt zu werfen, was aus Meyers Sicht keinen Sinn macht. Und die Karnevalswagen bräuchten halt Benzin, sie von der Hand zu ziehen, sei schließlich auch keine Lösung, erklärt Krefelds Stadtoberhaupt. Deshalb ist eins für Meyer ganz klar: „Karneval als Sparneval kommt nicht in Frage!“
Der OB schließt seine sowohl amüsante als auch nachdenklich stimmende Rede mit den Worten, dass er und alle Krefelder Jecken sich freuen, mit dem Prinzenpaar durch die Session zu ziehen. Anschließend überreicht er den neuen Regenten ihre Insignien der Macht sowie die Proklamations-Urkunde.
Vor und nach dieser emotionalen Proklamation präsentiert der CCC mit Sitzungspräsident Christian Cosman ein buntes und hochkarätiges Programm. So freut sich Kabarettist Wolfgang Trepper nach den anstrengenden und gerade für Kulturschaffende sehr schwierigen Corona-Jahren, endlich wieder im Karneval auftreten zu dürfen.
Im Anschluss schwelgt er in Erinnerungen an frühere Fernsehabende. Damals, als er noch ein Kind gewesen sei, mussten samstags noch richtig wichtige Entscheidungen getroffen werden: „Sportschau oder Daktari?“ Außerdem sei samstags Badetag gewesen: „Ich musste immer in die Wanne, und zwar nach meinem Bruder und in dasselbe Wasser.“
Viel Spaß hatte das Publikum zudem bei seinen höchst unterhaltsamen Betrachtungen über Sinn und Unsinn von Schlagertexten. Donnernder Applaus und ein dreifaches Krefelder Helau für Trepper.
Bis in die Nacht hinein feierten Krefelds Narren mit ihren neuen Regenten. Es ist zu spüren, dass neben der ausgelassenen Freude und Erleichterung mitschwingt. Erleichterung darüber, dass gemeinsamer Spaß wieder möglich ist und ohne schlechtes Gewissen genossen werden darf.
