Krefeld Polizei vernichtet 700 von 9700 Schusswaffen in Krefeld

Krefeld · Eine zweijährige Aktion zur Überprüfung von Schusswaffen ist abgeschlossen. Immer wieder im Fokus: unzulänglich gesicherte Waffenschränke. Auch Erbstücke können zum Problem werden.

Polizei überprüft Waffenbesitzer im Raum Krefeld
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Mit Erleichterung registriert die Polizei, dass die Zahl der Schusswaffen in Krefeld unterm Strich gesunken ist und in der Bevölkerung kein Trend spürbar ist, wonach die Leute zunehmend fasziniert sind von Waffen.

Hintergrund: Die Polizei hatte vor zwei Jahren damit begonnen, Privatpersonen im Besitz von Schusswaffen zu überprüfen - Ergebnis: 2013 gab es 9600 privat registrierte Waffen in Krefeld; heute sind es 9300. Im Laufe Aktion hat die Polizei 700 Schusswaffen aus dem Verkehr gezogen und vernichtet.

Polizeipräsident Rainer Furth hatte 2013 angeordnet, "den verantwortungsvollen Umgang mit Schusswaffen durch Privatpersonen intensiv zu prüfen". Die Vorgabe fügte sich in verschiedene Trends in Deutschland und Europa. Im Unterschied zu den Vereinigten Staaten herrscht bei uns generell die Linie vor, möglichst wenig Waffen streng reglementiert im Umlauf zu haben. "In Amerika bewaffnen sich die Bürger, um sich zu schützen. Bei uns herrscht die Maxime: Die Polizei sorgt für Sicherheit, der Bürger braucht keine Waffen", erläuterte Polizeisprecher Kniely auf Anfrage die Philosophie der Gesetzgebung in Deutschland.

Dahinter steht auch die Überzeugung, dass die Verfügbarkeit von Waffen das Risiko von Gewalttaten erhöht. Katastrophen wie der Amoklauf von Winnenden waren eben auch möglich, weil der Täter schlicht an eine Waffe kam. Dass Europa auf Eindämmung und strenge Kontrolle von Waffenbesitz setzt, unterstreicht laut Kniely eine EU-Richtlinie, wonach die Mitgliedsstaaten bis 2014 ein zentrales Waffenregister aufbauen sollten. Deutschland war da vorbildlich. Und schließlich, betont Kniely, sei es auch Polizeipräsident Furth wichtig gewesen, den privaten Umgang mit Waffen zu kontrollieren.

Die Bilanz der Polizei: 2013 gab es 1800 sogenannte "Erlaubnisinhaber" von Waffen, die im Besitz von 9600 Schusswaffen waren. Die Erlaubnis bezieht sich nur auf den Besitz einer Waffe - sie darf nicht mit sich geführt werden. Das, so Kniely, sei nur in seltenen Fällen mit Waffenschein möglich.

Die Polizei überprüfte bei jenen Erlaubnisinhabern, ob sie ihre Waffen sicher aufbewahren. In einem Viertel aller Fälle musste die Aufbewahrung nachgebessert werden. "Es ging dabei um die Waffenschränke", erläutert Kniely, "sie müssen so sicher abgeschlossen sein, dass etwa der Filius des Hauses keinen Zugang zu den Waffen hat."

Waffenschränke sind normiert; sie müssen sicher abschließbar sein, ein Mindestgewicht haben und sind in der Regel in Boden und Wand zu verankern, damit sie nicht ohne weiteres abzutransportieren sind - etwas von Einbrechern.

Eine andere, häufige Art der Beanstandung: Geerbte Waffen müssen von Spezialbetrieben blockiert, also so präpariert sein, dass mit ihnen nicht geschossen werden kann. Seit 2013 zählte die Polizei 340 Erbfälle. Nur etwa die Hälfte der Erben setzte die Blockierpflicht um; die andere Hälfte verkaufte die Waffen (legal) oder trat sie an die Polizei ab. Bei etwa der Hälfte aller beanstandeten Haushalte gaben die Besitzer ihre Waffen zur Vernichtung ab. "Es handelte sich oft um historische Waffen, die vom Großvater übernommen wurden und zur Dekoration an der Wand hingen, eigentlich aber in einen Waffenschrank gehören", berichtet Kniely.

Steht die charakterliche Eignung zum Besitz einer Waffe in Frage, kann die Polizei die Erlaubnis zum Besitz einer Waffe widerrufen - Kriterium sei etwa Straffälligkeit.

Bei der Überprüfung der Schusswaffen sind auch andere Dinge ans Licht gekommen. So seien 2013 und 2014 knapp 90 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten gegen das Waffengesetz geführt worden - dabei ging es meist um Messer und Teleskopstangen zum Prügeln. Messer dürften wie Schusswaffen ab einer gewissen Klingenlänge besessen, aber nicht mit sich geführt werden, erläutert Kniley.

Abgegebene Waffen leitet die Polizei zur Vernichtung an das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste "LZPD NRW" weiter. Die Waffen werden quasi recycelt: Plastik- und Holzteile werden entfernt, die Metallteile eingeschmolzen.

(RP)
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