Aus den Stadtteilen Jetzt offiziell: Ricarda-Retter wird Schulleiter

Krefeld · Am Freitag wurde Philipp Brüx in der Aula des Ricarda-Huch-Gymnasiums von Oberbürgermeister Meyer als neuer Schulleiter eingeführt. Er hatte das Amt bereits seit 2016 kommissarisch inne und die Schule aus der Misere geführt.

 Philipp Brüx ist bei seinen Kollegen, Eltern und Schülern überaus beliebt. Bei der Feier in der Aula des Ricarda-Huch-Gymnasiums boten die Schüler zu seinen Ehren verschiedene musikalische Inszenierungen dar.

Philipp Brüx ist bei seinen Kollegen, Eltern und Schülern überaus beliebt. Bei der Feier in der Aula des Ricarda-Huch-Gymnasiums boten die Schüler zu seinen Ehren verschiedene musikalische Inszenierungen dar.

Foto: Fabian Kamp

Der 17 Monate alte Steppke aus der ersten Reihe hielt es irgendwann nicht mehr auf dem Schoß seiner Mutter aus. Sobald auf dem Boden abgesetzt, rannte er schnurstracks in die Arme seines groß gewachsenen Vaters, von wo er mit großen Augen in die vielen Gesichter im Saal blickte. Den Kleinen kümmerte es dabei herzlich wenig, dass sein Vater eigentlich gerade eine wichtige Rede hielt und die Feier in der Aula des Ricarda-Huch-Gymnasiums, der er beiwohnte, zu seinen Ehren veranstaltet wurde.

Am Freitag wurde Philipp Brüx offiziell als neuer Schulleiter des RHG vorgestellt. Zur Amtseinführung war auch Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer gekommen. Er richtete das Wort direkt an den neuen Schulleiter: „Herr Brüx, sie haben in den vergangenen drei Jahren mit ihrer zupackenden Art gezeigt, dass sie es können“, lobt er, „ich weiß das Ricarda bei Ihnen in guten Händen; die Schule hat es verdient, zur Ruhe zu kommen.“

Diese lobenden Worte Meyers muten merkwürdig an für solche, die für einen frisch gekürten Schulleiter bestimmt sind. Doch der gebürtige Kevelaerer Brüx bekleidet jenes Amt de facto seit Herbst 2016 kommissarisch. Wegen einer schwerwiegenden Erkrankung der  Schulleiterin sprang der 41-Jährige, im Jahr zuvor als Stellvertreter gekommen, ein – zu einem Zeitpunkt, an dem die Schule eine schwere Krise durchlebte. Nur 45 Anmeldungen hatte das Ricarda für die neuen fünften Klassen, ein absoluter Tiefpunkt. Woran es lag, ist nicht klar, es wurde auch in der Elternschaft spekuliert. Es hatte Jahre der Unruhe geben: Das Schulleiter-Team früherer Jahre hatte sich tief zerstritten und verließ die Schule; die Nachfolgerin war lange krank, in der schuleigenen Turnhalle wurden Flüchtlinge untergebracht. Brüx kam seinerzeit zu einem anderen Fazit. „Wir haben erstmal viel geredet“, resümiert Brüx. Mit Eltern, Schülern und Lehrern, auch mit den Eltern, die sich für eine andere Schule entschieden hatten. „Es stellte sich heraus, dass die meisten gar nicht wussten, wofür unsere Schule überhaupt steht“, erklärt Brüx. Also stieß er konkrete Maßnahmen an, um der Schule ein Profil zu geben. Die Fünft- und Sechstklässler können nun ihre eigenen Schwerpunkte aus Kunst, Naturwissenschaften sowie Englisch wählen und sich durch verschiedene Projekte praktisch ausprobieren.

Zudem wurde die Schule wohnlicher gemacht. Neue Aufenthaltsmöglichkeiten, bunte Wände in den Fluren und, nicht zu unterschätzen, der Einfall, ausrangierte Bänke der Turnhalle in den Fluren der Schule unterzubringen. Die gewannen durch diese simple Maßnahme plötzlich an Aufenthaltsqualität. Und als in den diesjährigen Sommerferien wegen Brandschutzmängeln der Beginn des neuen Schuljahrs gefährdet war, setzte Brüx alle Hebel in Bewegung, um durch neue Zwischentüren dieses Szenario abzuwenden.

So ist die Lage heute eine gänzlich andere als vor drei Jahren. Das RHG ist mittlerweile die beliebteste Schule Krefelds, hat die meisten Anmeldungen der Stadt. Die Schule ist wieder vierzügig, viele Kinder mussten vor dem aktuellen Schuljahr an andere Schulen verwiesen werden.

Ob Meyer, das Lehrerkollegium, die Elternschaft, oder seine Schüler, alle waren an diesem Vormittag voll des Lobes für den neuen Chef. Er sei „sehr bodenständig und habe immer ein offenes Ohr“ sagte Holger Tolles von der Schulpflegschaft, „ruhig und besonnen“, sei er findet Katja Vitt aus dem Kollegium, und Leah, die für die Schüler sprach „kann sich keinen besseren Mann an der Spitze vorstellen“.

Auf seinen Lorbeeren ausruhen möchte sich Brüx nicht. Er hat schon neue Ideen, um das Ricarda voranzubringen. Das Schulgebäude muss saniert werden, Meyer sicherte bereits seine Unterstützung zu, und auch in Sachen Digitalisierung ist einiges geplant: WLAN in allen Klassenräumen, Beamer oder andere Präsentationsmedien, einen Technikpool mit Tablets zur Ergänzung des Unterrichts. Zudem soll Französisch ab der fünften Klasse als zweite Fremdsprache angeboten werden.

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