Hauptverkehrsstraße in Krefeld Stadt nimmt neuen Anlauf für Umgestaltung der Philadelphiastraße

Krefeld · Krefeld muss wegen des Zeitverzugs 1,6 Millionen Euro Fördermittel ans Land zurückzahlen und hofft auf eine erneute Förderung zu einem späteren Zeitpunkt.

 Die Philadelphiastraße soll umgebaut werden.

Die Philadelphiastraße soll umgebaut werden.

Foto: Stadt Krefeld

Die Ursache für die Zeitverzögerung beim Beginn der Umgestaltung der Philadelphiastraße sieht die Stadt im Bundesverkehrsministerium: Die Novellierung der Straßenverkehrsordnung im vergangenen Jahr mit damit einhergehenden veränderten Anforderungen an die Radverkehrsführung habe eine Planänderung erforderlich gemacht, erklärt die Stadtverwaltung am Freitag. Der Zeitverzug führe außerdem dazu, dass die Stadt 1,6 Millionen Euro an Fördergeldern zurückzahlen müsse, informierte die Verwaltung gestern.

Das sei kein Zeugnis dafür, dass die Stadt die Dinge sorgfältig plane und umsetze. So etwas könne kein Mensch mehr nachvollziehen, da die Fachbehörde schon mehr als fünf Jahre die Sanierung der Philadelphiastraße vorbereite, sagte Philibert Reuters, Fraktionsvorsitzender der CDU am Freitag im Gespräch mit unserer Redaktion.

Laut neuer Straßenverkehrsordnung müssten Kraftfahrzeuge beim Überholen auf der Fahrbahn einen Mindestabstand von innerorts eineinhalb Metern zu Fußgängern und Radfahrern einhalten. Zuvor war in dem Regelwerk lediglich ein „ausreichenden Seitenabstand“ vorgesehen. Unter anderem diese neuen Regularien machten es notwendig, dass sich das angestrebte Zeitfenster für den Neubau der Straße nun verschiebt. In einer erweiterten Planung liegt aus Sicht der Stadtverwaltung trotz des in Kauf zu nehmenden zeitlichen Verzugs auch eine Chance.

Im neuen Mobilitätskonzept ist eine verkehrliche Aufwertung der Ringe vorgesehen. Zu den Krefelder Ringstraßen gehört auch der Abschnitt der Philadelphiastraße. Die neue Planung bietet nun die Chance, die Funktion der Straße unter Berücksichtigung der Ziele des Mobilitätskonzeptes an die Erfordernisse einer mobilitätsgerechten Stadt anzupassen. Die überarbeitete Planung soll zeitnah mit allen Beteiligten wie Stadtverwaltung, Kommunalbetrieb, Stadtwerken sowie den Leitungsträgern abgestimmt und nach der Sommerpause zur erneuten Beschlussfassung eingebracht werden.

Auf einer Länge von 650 Metern soll die Philadelphiastraße neugestaltet werden. Die bisherige Planung sah neben der Fahrbahn beidseitig Radwege, Park- und Grünstreifen sowie Gehwege vor. Zahlreiche Bäume sollten gepflanzt, der Asphalt sollte „lärmoptimiert“ werden. Im Jahr 2017 hatte die Stadtverwaltung bei der Bezirksregierung einen Zuwendungsantrag für diese Baumaßnahme gestellt. Die Realisierung verschob sich jedoch – wie in verschiedenen Ausschüssen und dem Rat durch die Stadtverwaltung fortlaufend berichtet.

Der Kommunalbetrieb Krefeld (KBK), der mit der Planung und der Baumaßnahme beauftragt war, musste das Projekt aus Personalgründen verschieben. Zwar sind entsprechende Stellen im Stellenplan berücksichtigt. Gegenwärtig ist es jedoch für Krefeld wie auch für viele andere Kommunen schwierig, entsprechendes Personal zu gewinnen. Deshalb konnte die Umgestaltung durch den KBK nicht planerisch konkretisiert werden, und die Ausschreibungsphase konnte nicht beginnen. Eine Chance bietet eine Neuplanung nun auch deshalb, weil es viele neue Fördertöpfe für die Gestaltung von Radwegen gibt.

Da der Zeitplan, der der Anmeldung für die Zuschussmittel auf Grundlage der Förderrichtlinie für den kommunalen Straßenbau NRW zugrunde lag, nicht mehr einzuhalten ist, müssen allerdings zunächst rund 1,6 Millionen Euro an Fördermitteln zurückgezahlt werden. „Die neue Planung und die Kosten sind für uns die Grundlage für eine neue Beantragung von Fördergeldern. Wir haben von der Bezirksregierung die Information erhalten, dass die Fördertöpfe aktuell nicht so stark nachgefragt sind und dass auch bei anderen Straßenbaulastträgern Projekte aus ähnlichen Gründen verschoben werden mussten“, sagt der Planungsdezernent Marcus Beyer. Die Bezirksregierung habe die Signale gegeben, dass eine erneute Aufnahme in das Förderprogramm – mit gegebenenfalls etwas höheren Förderansätzen besonders für die Teilbereiche der Radverkehrsanlagen – durchaus möglich sei. Aktuell wird für die Planung der Philadelphiastraße geprüft, inwiefern Radfahrstreifen zugunsten von Schutzstreifen in die Planung integriert werden können und wie sich dies auf die Leistungsfähigkeit des fließenden Individualverkehrs auswirkt.

Die Umgestaltung der Philadelphiastraße sei planerisch ungemein komplex, betont Beyer. Da auf der Straße auch Schienen verlaufen, sind die Belange der Stadtwerke zu berücksichtigen, die die in der Straße liegenden Gleise erneuern müssen. Dies führt zu weiterem Zeitverzug, da die Haltestelle Hansastraße als Hochbahnsteig für die Rheinbahn umgestaltet wird und deshalb die Philadelphiastraße als Ausweichstrecke genutzt werden muss. 

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