Gewinnsprung für Stahlkonzern Outokumpu in Krefeld zahlt Löhne mit Verspätung

Krefeld · Der Stahlkonzern Outokumpu machte im ersten Halbjahr einen Riesengewinnsprung. Die Konzernleitung ist mit der Entwicklung zufrieden. Von guter Stimmung ist in Krefeld dennoch wenig zu spüren. Pannen und neue Pläne verunsichern Teile der Belegschaft.

 Die Outokumpu-Werke laufen mit guter Auslastung, berichtete Konzernchef Heikki Malinen gestern bei der Vorstellung der neuen Geschäftszahlen.

Die Outokumpu-Werke laufen mit guter Auslastung, berichtete Konzernchef Heikki Malinen gestern bei der Vorstellung der neuen Geschäftszahlen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Für einige war es ein Schock. Die Lohnzahlung ihres Arbeitgebers Outokumpu Nirosta mit Werk an der Oberschlesienstraße in Krefeld ging nicht wie gewohnt auf dem Konto ein. Die Verzögerung bot Anlass zu wildesten Gerüchten. Bezeichnend für ein angespanntes Arbeitsklima, das seit Jahren immer wieder neuen Zündstoff erhält. Der finnische Stahlkonzern hat Stellen abgebaut, Leistungen gestrichen und Misstrauen gegenüber der Belegschaft signalisiert. Hinzu kommen immer wieder Auseinandersetzungen vor dem Arbeitsgericht. Sei es über die Korrektheit der Betriebsratswahl, über Abmahnungen oder über Bonus-Zahlungen, die nur an Gewerkschaftsmitglieder gegangen waren. Nun sind es die verzögerte Lohnzahlung und die Nachricht vom Schließen der Werkskantine, die dünne Mitarbeiternerven zusätzlich strapazieren.

„Aufgrund eines temporären IT-Problems wurde ein Teil der Gehälter einen Tag später als üblich, aber dennoch innerhalb der gegebenen Fristen angewiesen“, berichtete eine Outokumpu-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Die auf dem Werksgelände befindliche Kantine solle zum 30. September geschlossen werden. Outokumpu sei Mieter des betreffenden Gebäudes und plane, diesen Bereich abzugeben. Gemeinsam mit dem Kantinenbetreiber werde eine Alternative geschaffen, die das gleiche Angebot haben werde wie die Kantine im Büropark, informierte die Sprecherin weiter.

Gewerkschaftssekretärin Zanda Martens von der IG Metall in Krefeld weiß von den Vorgängen. „Der Lohn war mit drei Tagen Verspätung bei den Arbeitnehmern, und für die Kantine soll künftig ein mobiler Food Truck die Beschäftigten versorgen“, sagte sie im Gespräch mit der Rheinischen Post. Das Fahrzeug stehe dann weniger abseits als die Kantine und sei darüber hinaus natürlich beweglich.

Outokumpu sei dabei, eine Art Flurbereinigung auf dem riesigen Firmenareal, auf dem auch die Deutschen Edelstahlwerke ansässig seien, durchzuführen. Das bedeute, das Unternehmen wolle kompakter arbeiten und kürzere Wege ermöglichen, sagte Zanda Martens. Zu etwaigen Plänen für die freigezogenen Flächen, wisse sie nichts.

Die Spekulationen und Stresssituationen in der Belegschaft sollten zum jetzigen Zeitpunkt überraschen: Der Konzern machte im ersten Halbjahr einen riesigen Gewinnsprung und sieht sich wirtschaftlich auf einem guten Kurs. Outokumpu veröffentlichte am Donnerstag seine aktuellen Zahlen, wonach das Nettoergebnis für die ersten sechs Monate auf 212 Millionen Euro gegenüber einem Defizit von 15 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2020 gestiegen sei.

„Der Edelstahlmarkt hat sich in mehreren Segmenten von der globalen Covid-19-Pandemie erholt. In diesem starken Marktumfeld haben wir unser bereinigtes Ergebnis vor Abgaben und Steuern im zweiten Quartal auf 223 Millionen Euro gesteigert. Unsere Werke laufen mit einer hohen Auslastung und die Edelstahllieferungen der Gruppe stiegen im Vergleich zum Vorquartal um drei Prozent“, erklärte Präsident und Konzernchef Heikki Malinen gestern. „Ich freue mich sehr, dass wir im ersten Halbjahr dieses Jahres ein bereinigtes Ergebnis von 400 Millionen Euro erreicht haben, das deutlich über dem Vorjahreswert liegt. Alle Geschäftsbereiche haben ihre Leistung gegenüber dem Vorquartal verbessert. Das günstige Marktumfeld unterstützte die Profitabilität des Geschäftsbereichs Europa und das bereinigte Ergebnis erreichte 98 Millionen Euro bei einem Auslieferungswachstum von zwei Prozent“, informierte Malinen.

In der Business Area America habe sich der Aufwärtstrend in einem starken Markt fortgesetzt. „Wir konnten auch die Nachhaltigkeit aller ergriffenen Verbesserungsmaßnahmen, insbesondere bei Kostenstruktur, Geschäftsstrategie und Arbeitsweise, unter Beweis stellen“, so Malinen. In Amerika seien die Edelstahllieferungen im Vergleich zum ersten Quartal um neun Prozent  gestiegen, und das bereinigte Ergebnis  haben sich auf 65 Millionen Euro vermehrt.

„Wir haben unsere sorgfältige Strategieumsetzung fortgesetzt und sind voll im Plan, unser Ziel zu erreichen. Im Mai starteten wir eine gezielte Aktienemission, um die Stärkung unserer Bilanz zu beschleunigen und unsere Nettoverschuldung zu reduzieren. Mit dem Erlös aus der Eigenkapitalerhöhung haben wir unsere teureren Darlehen um 210 Millionen Euro reduziert. Als Ergebnis unserer De-Risking-Maßnahmen hat die Ratingagentur Moody’s unsere Kreditwürdigkeit heraufgestuft“, berichtet der Konzernchef.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort