Krefeld Gnadenhochzeit: 70 gemeinsame Jahre

Krefeld · Als sie sich das Jawort gaben, lag Deutschland in Trümmern. Auch das Elternhaus Hubert Noldens hatte einen Treffer abbekommen. Doch er und seine Frau Hilde überstanden die schweren Zeiten. Nun feiern sie Gnadenhochzeit.

 70 Jahre nach der Hochzeit feiert das Ehepaar Nolden nun die Gnadenhochzeit. Das Haus der beiden ist dem Anlass entsprechend festlich geschmückt.

70 Jahre nach der Hochzeit feiert das Ehepaar Nolden nun die Gnadenhochzeit. Das Haus der beiden ist dem Anlass entsprechend festlich geschmückt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Mathilde, genannt Hilde, Nolden erinnert sich. „Als wir uns kennenlernten, war ich 16 Jahre alt. Mein Mann war gerade aus britischer Kriegsgefangenschaft in Belgien zurückgekehrt“, erzählt sie. Es war eine schwere Zeit, in der Entbehrungen und Hunger herrschten. Doch auch die junge Liebe von Hilde und Hubert Nolden erblühte in dieser Phase und bereits nach kurzer Zeit, im Herbst 1948, gaben sie sich das Jawort. Eine Unterkunft hatten sie zunächst nicht, denn das Haus, in dem sie bis heute wohnen, es handelt sich um Huberts Elternhaus, hatte im Krieg einen Volltreffer abbekommen. „Es stand eigentlich nur noch der Keller“, erzählt der 92-Jährige, der im Januar seinen 93. Geburtstag feiert. Rund um seinen Ehrentag ist auch die Geburt des neunten Urenkels ausgezählt.

 Vor 70 Jahren heirateten Hilde und Hubert Nolden.

Vor 70 Jahren heirateten Hilde und Hubert Nolden.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Drei Kinder - eine Tochter und zwei Söhne - acht Enkel und bislang eben acht Urenkel gingen aus der langen Ehe hervor. Die Eheleute bauten das Haus wieder auf und lebten streckenweise mit vier Generationen darin. Sie arbeiteten, Hilde als Friseurin, Hubert als Automechaniker, und reisten in jungen Jahren gern. Dabei waren die Reiseziele speziell für die damalige Zeit ungewöhnlich. „Wir waren viel in Osteuropa. Leningrad, die Krim, Budapest und so weiter“, erzählt Hubert Nolden. Bei den Wegen durch den „Eisernen Vorhang“ half ein Freund. „Wir haben ihn damals im Urlaub in Österreich kennengelernt. Er war ein sehr erfolgreicher Manager bei Siemens und hat immer viel bei der Organisation geholfen“, erzählen die beiden.

Doch woher kam das Interesse für die Sowjetunion und den Ostblock in der Zeit der Spaltung der Welt? Beide zucken die Achseln. Die Aufarbeitung von Kriegserlebnissen war es jedenfalls nicht, denn Hubert war ausschließlich an der Westfront eingesetzt. In den Urlauben machten sie viele Fotos, die im eigenen Fotolabor entwickelt wurden. „Ich habe immer gern fotografiert, und habe mir dann irgendwann das Labor eingerichtet. Ich habe sogar Farbfotos selbst entwickelt“, erinnert sich Hubert Nolden.

Auch der Sport spielte eine große Rolle. Frau Hilde spielte Handball beim TV Oppum. Ihr Ehemann war Fußballer bei Grün-Weiß Oppum. Der Handball war auch bei den Kindern sehr beliebt. Gemeinsam ging es oft zu den Spielen des TV, der damals in der Feldhandball-Bundesliga aktiv war. Doch mit den Jahren verlagerten sich die Interessen. Speziell der Chorgesang war wichtig. Hubert war hier rund 40 Jahre Vorsitzender des Gesangvereins in Oppum. „Wir haben damals auch ein großes Benefizkonzert im Seidenweberhaus für die Herzstiftung gehabt. Das war ein tolles Erlebnis“, erzählt er.

Und auch für Freunde hatten sie immer Zeit. Und sie haben das Glück, dass auch im hohen Alter, 89 und 92 Jahre, noch viele alte Freunde um sie herum sind. So wie Ehepaar Franzen, mit denen sie auch nach dem Krieg nach Wuppertal evakuiert worden waren, oder Franz Josef van der Hocht. Er ist als langjähriger Vorsitzender des Bürgervereins in Oppum bekannt. Sie alle kamen am Donnerstag zum Ehrentag des Paares, das eine der ganz seltenen Gnadenhochzeiten in Krefeld feierte. „Ich glaube, in meiner Zeit im Amt habe ich davon vier oder fünf erlebt“, sagt Bürgermeisterin Karin Meincke. Auch sie erwies den Jubilaren die Ehre und äußerte einen Wunsch: „In fünf Jahren möchte ich gern wieder kommen. Denn eine Kronjuwelenhochzeit habe ich noch nicht erlebt“, sagte die Politikerin.

Hilde und Hubert Nolden ist das durchaus zuzutrauen, denn trotz ihres fortgeschrittenen Alters wirken beide noch fit, auch wenn die Wege ins Krankenhaus häufiger werden. „Offenbar ist es aber noch nicht so, dass ich dort bekannt bin. Denn als ich vor rund einem Jahr dort war und Besuch bekam, wurde das ganze Haus nach mir auf den Kopf gestellt. Der Besuch fragte nach Hilde Nolden. In der Klinik war ich als Mathilde erfasst“, erzählt die Jubilarin lachend. Dass dem so bleibt und die Krankenhausaufenthalte nicht mehr werden, ist beiden zu wünschen. Dann steht auch dem nächsten großen Jubiläum wenig im Wege. Oder, wie Hilde es ausdrückt: „Ziele haben wir nur noch eines: Möglichst lange gesund zu bleiben.“

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