Neue Operationstechnik Schilddrüsen-OP ohne Narben

Krefeld · Am Alexianer-Krankenhaus wird eine neue Operationstechnik bei Schilddrüsen praktiziert, bei der der Eingriff durch den Mundraum erfolgt. Narben am Hals werden so vermieden.

 Chefarzt Dr. Elias Karakas und Patientin Sandra Koberstein. Sie wurde nach der neuen Methode operiert.

Chefarzt Dr. Elias Karakas und Patientin Sandra Koberstein. Sie wurde nach der neuen Methode operiert.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Chirurgie hat immer etwas damit zu tun, den menschlichen Körper zu öffnen, um etwas zu reparieren oder zu entfernen. Das Ergebnis eines chirurgischen Eingriffs ist dabei eigentlich immer eine Narbe. Doch Chirurgen versuchen heutzutage, Narben so weit wie möglich zu vermeiden. Ein Schritt dahin ist die endoskopische Chirurgie, bei der durch drei kleine Schnitte Kamera und weitere Geräte eingeführt werden, mit deren Hilfe die eigentliche Operation ausgeführt wird. Da diese aber prinzipiell von überall eingeführt werden können, verlagert sich der Ort der Schnitte heute immer mehr an Orte, an denen die Narben kaum oder gar nicht zu sehen sind.

Oft werden zum Beispiel die Achselhöhlen genutzt, um beispielsweise Brustimplantate bei Frauen einzusetzen. Frauen sind überproportional häufig auch von Operationen an der Schilddrüse betroffen. Der hierfür notwendige Schnitt liegt bei der herkömmlichen Operationsmethode im Bereich des Halsansatzes und damit im Dekollté. Um das zu verhindern, erproben Chirurgen heute verschiedene Zugangswege. Am Krefelder Maria-Hilf-Krankenhaus arbeitet ein Arzt, der eine solche Methode selbst mit entwickelt hat und heute auch Patienten anbietet. Dr. Elias Karakas war an der Uniklinik Marburg in der Forschung beschäftigt und entwickelte eine Methode, die Schilddrüse durch einen Schnitt an der Unterlippe endoskopisch zu entfernen.

Seit rund eineinhalb Jahren ist Karakas Chefarzt für Allgemein-, Visceral und Endokrine Chirurgie am Alexianer-Krankenhaus, zu dem auch das Maria-Hilf gehört. Seit etwa einem Jahr bietet er die neue Methode hier an. „Die Methode wurde, nachdem wir sie entwickelt und durchgetestet haben, zunächst im asiatischen Raum in großem Maßstab genutzt. Bei Asiaten ist zumeist die Narbenbildung sehr viel stärker. Darum ist dort die Nachfrage sehr groß. Professor Angkoon Anuwong aus Thailand hat bereits rund 1300 Operationen mit dieser Methode vorgenommen. Die Ergebnisse sind genauso gut, wie bei der herkömmlichen Methode. Aber eben ohne Narbenbildung außen am Körper. Die Mundschleimhaut heilt außerdem viel schneller“, erläutert er.

Eine der Patientinnen, die er in Krefeld behandelte, kam sogar eigens aus Köln zu ihm. Sandra Koberstein musste die Schilddrüse entfernt werden. Sie suchte im Internet nach Experten und informierte sich über Operationsmethoden und kam auf den Krefelder Spezialisten. „Als wir gesprochen haben, sagte ich, ich könne herkömmlich operieren, oder... Sie unterbrach mich und sagte ‚ich will das oder’“, erinnert sich der Chirurg an das erste Gespräch und lacht. Die Patientin nickt. „Ich finde es toll, dass es ohne Narbe geht. Außerdem war mir der Gedanke, dass mein Hals aufgeschnitten wird, unangenehm“, sagt sei. „Ich wurde Montags operiert und fühlte mich Dienstags wieder völlig fit. Ich sollte aber trotzdem noch eine Nacht bleiben. Es gab keinerlei Probleme, es war die absolut richtige Entscheidung“, sagt Koberstein.

Dabei folgt der Chirurg einem Trend namens ‚NOTES’. Dabei werden natürliche Körperöffnungen genutzt, um Operationen vorzunehmen. Der Experte für Operationen an Organen des Hormonsystems (endokrine Chirurgie) ist von seiner Methode überzeugt, sagt aber auch: „Wir können nicht immer so operieren. Ist das Gewebe zu stark gewuchert, dann brauchen wir einen größeren Schnitt. Beim Verdacht auf Bösartigkeit operieren wir ebenfalls herkömmlich.“ Es käme immer auf den Einzelfall an und sei eine Abwägung. Betroffen sind übrigens bei Schilddrüsenleiden in großer Überzahl Frauen. „Wir hatten bisher 37 Frauen und drei Männer. Das spiegelt in etwa das Verhältnis der Operationen insgesamt wider“, sagt Karakas.

Das neue Verfahren, das auch an renomierten Kliniken wie der Jones Hopkins in Baltimore angeboten wird, ist eine spannende neue Möglichkeit in einer Vielzahl von Techniken. Einige gehen durch die Achselhöhle, oder durch einen Schnitt am Haaransatz. Gemein ist ihnen allen, dass sie die Folgen des Eingriffs so gering wie möglich halten sollen und das Wohl des Patienen als ganzes im Blick haben. Karakas bietet die meisten von ihnen an.

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