Oper: Hänsel und Gretel Es knuspert im Hexenhäuschen

Krefeld · Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ feierte am Sonntag eine gelungene Premiere im Stadttheater. Die böse Hexe lockt so manche Figur aus der Grimmschen Märchenwelt in ihr Haus – und in den Ofen.

 Die böse Hexe (Markus Heinrich) versucht, Hänsel (Susanne Seefing) und Gretel (Sophie Witte) ins Knusperhäuschen zu locken.

Die böse Hexe (Markus Heinrich) versucht, Hänsel (Susanne Seefing) und Gretel (Sophie Witte) ins Knusperhäuschen zu locken.

Foto: Matthias Stutte

Das ausverkaufte Haus war sehr begeistert: Im Krefelder Stadttheater feierte Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ am Sonntag Nachmittag Premiere. Musikalisch war die Aufführung sehr überzeugend. Die Sinfoniker unter der Leitung von Mihkel Kütson meisterten die uns auch ziemlich bekannte Musik mit ihren Highlights und Volksliedern trefflich. Besonders der Kinderchor, bestehend aus den „Theaterspatzen“ und Kindern der Musikschule, gefiel dem Publikum. Und natürlich die Solisten.

Die Geschichte lehnt sich an das Märchen der Gebrüder Grimm an; allerdings ist hier die Mutter keine Stiefmutter, sondern eine sehr besorgte und angespannte Frau, die gegen die Armut ankämpft. Eva Maria Günschmann singt die gar nicht so lange, aber schwierige Partie mit Bravour und kommt auch über das starke Orchester hinweg. Der Vater, Johannes Schwärsky, in gewohnter überzeugender Bühnenpräsenz ist ein  froher, lebenslustiger Mann. Sein „Rallala..“ gehört zu den Hits in dieser vorweihnachtlichen Oper.

Hänsel (Susanne Seefing) und Gretel (Sophie Witte) werden von der Mutter in den Wald geschickt, um Erdbeeren zu sammeln. Dabei verlaufen sie sich, sind aber unter dem Schutz der 14 Engel. „Abends, wenn ich schlafen geh...“ heißt es anrührend und sehr gelungen im Duett am Ende des zweiten Aktes.

Mit dieser Melodie beginnt auch die Ouvertüre, in die man sich erstmal versenken kann, bevor der Vorhang aufgeht. Und da sieht man dann schon das dunkle Treiben im kärglichen Wald. Eine Hexe – oder ist es ein Hexer? – kommt wie der Rattenfänger von Hameln daher und lässt kleine Kindern im eingenebelten Backofen verschwinden. Es sind Rotkäppchen und das Mädchen Sterntaler, Prinzessinnen, die Gänseliesel und auch die sieben Zwerge; die Personnage aus Grimms Märchen. Sie kommen als ungemütliche Lebkuchenmänner wieder aus dem Ofen heraus und sind in dieser Verzauberung willfährige Helfer der garstigen Hexe (Markus Heinrich). Sie trampeln schweren Schrittes durch den Wald und verbreiten Schrecken im Hintergrund, während Hänsel und Gretel dort schlafen. Als die Geschwister später das Hexenhaus entdecken und von der Hexe gebannt werden, ist das Böse gar nicht mehr so schrecklich, denn der Überraschungsmoment ist aufgehoben. Einer von den wenigen sehr jungen Zuschauern sagte denn beim Rausgehen auch tapfer: „Ich hab mich gar nicht gegruselt.“

Allerdings hat Regisseur Hinrich Horstkotte eine durchgehend düstere Stimmung geschaffen. Sein Wald besteht aus Besenstielen – vielleicht ein Hinweis auf den Beruf des Besenbinders, den der Vater ausübt. Oder auch ein Hinweis auf das magische Quidditch-Spiel in der Zauberschule Hogwarts. Das Mobiliar bei den armen Leuten ist überdimensioniert. Das funktioniert, solange die Kinder allein zu Haus sind. Aber nicht mehr bei den Eltern.

Hell ist es, wenn die Engel singen; licht ist es, wenn das Taumännchen (Panagiota Sofroniadou) mit klarem und hellem Sopran die Geschwister im neuen Tag begrüßt. Am Ende ist alles gut, weil nämlich Hänsel und Gretel die Hexe in den Backofen stoßen und so alle anderen Kinder erlösen. Die Eltern haben die beiden glücklich gefunden, und die Hexe tritt auch wieder aus dem Ofen hervor, wobei man ihr die Bestrafung durchaus gönnt. Großer Applaus, viele Bravi.

Übrigens, eine schöne, lustige Idee: Im Programmheft gibt es als Schmankerl das Rezept für ein Knusperhäuschen.

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