Schule in Krefeld Der neue Mann am MSM

Krefeld · Olaf Muti ist Überzeugungstäter, als Schulentwickler und als Pädagoge. Seit kurzem leitet er das Maria-Sibylla-Merian Gymnasium — eine Schule, die, gemessen an den Anmeldezahlen, seit Jahren zu den beliebtesten in Krefeld gehört.

 Der neue MSM-Schulleiter Olaf Muti vor dem Bild der Namenspatronin: Maria Sibylla Merian war Naturforscherin und Künstlerin.

Der neue MSM-Schulleiter Olaf Muti vor dem Bild der Namenspatronin: Maria Sibylla Merian war Naturforscherin und Künstlerin.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

„Ich möchte Schule gestalten, und das gelingt als Schulleiter am allerbesten“, sagt Olaf Muti, neuer Schulleiter des Maria-Sibylla-Merian Gymnasiums in Fischeln. Vor kurzem wurde er von Oberbürgermeister Frank Meyer offiziell in sein Amt eingeführt, das er aber tatsächlich schon seit Februar innehat. Dass Muti nun Leiter einer der größten Schulen Krefelds ist, sei, so sagt er selbst, „folgerichtiger Endpunkt einer Entwicklung aus Neigung und Interesse“ und nicht „das Ergebnis eines Karriereplans“. Muti ist Überzeugungstäter, als Schulentwickler und als Pädagoge. Baute in Moers eine Gesamtschule mit auf, ohne dabei den Fokus auf Unterricht – seine Fächer sind Biologie und Chemie – aus den Augen zu verlieren. „Es war eine schwierige Klientel. Ich habe dort die Sinnhaftigkeit meines beruflichen Tuns jeden Tag vor Augen geführt bekommen und sehr gern pädagogisch und als Erzieher gearbeitet“, sagt er. Man habe sich dort als Lehrer nicht auf den „gesellschaftlichen Konsens des miteinander Umgehens“ zurückziehen können.

Das ist nun, am Fischelner Gymnasium, ganz anders. „Hier ist vergleichsweise dankbares Arbeiten, weil Schüler und Eltern ganz viel mitbringen an Ressourcen und Gestaltungswillen“, erklärt der Schulleiter. So weit, zu sagen, das MSM sei eine „Insel der Seligen“, will er nicht gehen. „Aber wenn man, wie ich, an verschiedenen Schulen unterwegs war, weiß man das besser einzuordnen, als wenn man nur die Binnensicht hat“, sagt Muti. Und: „Jedem Lehrer täte es gut, mal für ein Jahr an einer anderen Schule oder Schulform zu unterrichten.“ Er selber hat nach den Jahren in Moers ganz bewusst eine neue Herausforderung gesucht, war am Krefelder Fichte-Gymnasium tätig und hat dort die Umstellung auf einen Ganztagsbetrieb mit organisiert. „Für die Klientel des Fichte habe ich den Ganztag durchaus als sinnvoll erachtet“, sagt er. Für das MSM sieht er für Ganztagsunterricht keinen Bedarf. „Aber ein qualifiziertes Nachmittagsangebot würde die gesellschaftliche Wirklichkeit widerspiegeln.“

 Das Fischelner Gymnasium wurde 1961 gegründet, die Namensgebung erfolgte 1968.

Das Fischelner Gymnasium wurde 1961 gegründet, die Namensgebung erfolgte 1968.

Foto: MSM

Aller Voraussicht nach wird auch das MSM zurück zu G9 gehen. Noch hat die entscheidende Schulkonferenz-Sitzung nicht stattgefunden, doch alle Zeichen stehen auf G9, und zwar schon für den jetzigen Fünfer-Jahrgang. „Alle Befragungen, die wir durchgeführt haben, hatten eine überwältigende Mehrheit für G9 zum Ergebnis.“ Muti selber ist auch „Pro G9“ und zwar, wie er sagt, „weil Schüler von ihrer Persönlichkeitsentwicklung her bestimmter Abstraktionsniveaus nicht Herr werden können“, die durch die Verschiebung von Lehrplänen nach vorn plötzlich früher verlangt wurden. Mit der Rückkehr zu G9 hofft er auch die Präsenz der Schule im Stadtteil, zum Beispiel mit der Teilnahme bei Fischeln Open, wieder zu verbessern. G8 habe für Aktivitäten außerhalb des Unterrichts einfach zu wenig Spielraum gelassen.

 Olaf Muti sieht seine Schule als „Dienstleister für Wissen“.

Olaf Muti sieht seine Schule als „Dienstleister für Wissen“.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

„Gut ist auch, dass es unter G9 eine größere Durchlässigkeit geben wird, von anderen Schulformen aufs Gymnasium zu kommen.“ Unter G8 sei das Gymnasium eine „geschlossene Gesellschaft“ gewesen, weil bestimmte Inhalte, wie Fremdsprachen, nicht mehr nachholbar gewesen seien.

Natürlich gebe es an der Schule auch Probleme, die sich aber nicht in vordergründigen Aggressionen auf dem Schulhof äußerten. Man müsse genauer hinschauen: „Wir haben viele Schüler, die einen ganz hohen Selbstanspruch verwirklichen wollen“, sagt Muti. Die Folge seien zum Beispiel Essstörungen oder soziale Ängste. Schüler fühlten sich von gesellschaftlichen Ansprüchen unter Druck gesetzt, Stichwort Auslandsaufenthalt während der Schulzeit.

„Natürlich gibt es auch grenzwertige Fälle, die ins Mobbing gehen. Wer das negiert, der macht sich was vor“, sagt Muti. Seit 2010 arbeitet eine Schul-Sozialarbeiterin am MSM, berät Schüler, die Stress empfinden, setzt früh, in den Klassen fünf und sechs, auf präventive Angebote. Später gibt es Beratungsangebote zu Suchtprävention, sozialem Lernen und vielem mehr – auch für Eltern.

Den seit Jahren stabilen Anmeldeboom erklärt der Schulleiter so: „Wir sind gute Schule, und bekannt für unser gutes und qualifiziertes Angebot, das wir seit vielen Jahren vorhalten. Eltern haben eine Anspruchshaltung an gymnasiales Arbeiten und fühlen ihre Kinder hier gut aufgehoben.“ Muti sieht seine Schule als „Dienstleister für Wissen“ und sagt: „Wir haben einen vernünftigen Job zu machen, auch für Bildungs- und Erziehungsvermittlung, und diesen Maßstab darf man uns auch anlegen.“ Nicht jeder Schüler brauche alles, aber das MSM brauche ein breites Spektrum, um ein breites Spektrum an Schülern zu bedienen.

Und, sagt der Schulleiter: „Sollten Fischelner Schüler mit der Straßenbahn an uns vorbeifahren, müssten wir unsere Arbeit hinterfragen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort