Neues Hilfsangebot für Familien in Krefeld Pilotprojekt „kinderstark – NRW schafft Chancen“ ist gestartet

Krefeld · Mit der Einführung einer offenen Sprechstunde erhoffen sich die Experten einen einfachen Zugang zu ratsuchenden Eltern, Kindern, Jugendlichen und Schwangeren.

 „Die Corona-Krise trifft gerade die Menschen besonders hart, die in prekären Situationen leben“, sagt Stadtdirektor Markus Schön zum neuen Angebot, „deshalb müssen wir jetzt verstärkt ansetzen mit einer passgenauen Präventionsarbeit“.

„Die Corona-Krise trifft gerade die Menschen besonders hart, die in prekären Situationen leben“, sagt Stadtdirektor Markus Schön zum neuen Angebot, „deshalb müssen wir jetzt verstärkt ansetzen mit einer passgenauen Präventionsarbeit“.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

(RP) Eine „Offene Sprechstunde“ für Eltern, Kinder und Jugendliche mit besonderem Unterstützungsbedarf soll es künftig in möglichst vielen Kinder- und Frauenarztpraxen geben. Daran arbeiten seit April die Verantwortlichen der Kommunalen Präventionskette Krefeld gemeinsam mit der Diakonie Krefeld und weiteren vernetzten Akteuren. „Obwohl die Krefelder Beratungsstellen gut besucht sind, wissen viele Familien nicht, dass sie dort kostenfreie Hilfen erhalten können. Sie kommen bei uns nicht an“, sagt Andrea Vogt, Leiterin der Beratungsstelle der Diakonie Krefeld und Viersen.

Mit der Einführung einer offenen Sprechstunde im Rahmen des Pilotprojekts „kinderstark – NRW schafft Chancen“ erhoffen sich die Experten einen niedrigschwelligen Zugang zu  ratsuchenden Eltern, Kindern, Jugendlichen und Schwangeren. Die Beratung als ein Baustein der „Kommunalen Präventionsketten“ soll für alle Ratsuchenden offen und möglichst niedrigschwellig sein. Es geht darum, die gesamte Entwicklung des Kindes besser in den Blick zu nehmen, um den psychisch belasteten Familien bestmöglich und frühzeitig helfen zu können. Das fängt bereits in der Schwangerschaft an und geht bis zum Eintritt in das Berufsleben. „Wir wollen mit unserer Beratung direkt dort hingehen, wo die Menschen sowieso sind, nämlich beim Arzt“, erklärt Dr. Sabrina Diana Lesch, Koordinatorin der Kommunalen Präventionsketten Krefeld. Um Bedarfe zu identifizieren, Lücken zu sehen und zu schließen, arbeite man innerhalb der Verwaltung zusammen in den Bereichen Schule, Jugendhilfe, Migration und Gesundheit.

Die im NRW-Pilotprojekt neu eingerichtete Beratungsstelle, bestehend aus einem Beraterteam von Pädagogen, Psychologen und einer Heilpädagogin, ist an die Evangelische Beratungsstelle der Diakonie Krefeld & Viersen angebunden.  Durch das Netzwerk der Kommunalen Präventionsketten sowie der Frühen Hilfen bestehe bereits ein enger Kontakt zu Ärzten, die den Bedarf der Beratung in den Praxen benennen und die Umsetzung dieses Konzeptes aktiv unterstützen. Im zweiten Schritt können Erstberatungen durch einen qualifizierten Berater durchgeführt und auf die Angebote in Krefeld aufmerksam gemacht werden.

Das Projekt soll fortlaufend angeboten werden. Hinter dem Ganzen steht die Idee, dass Kinder- und Jugendarztpraxen in den ersten Lebensjahren nahezu alle Kinder, Jugendliche und deren Eltern erreichen, die Gynäkologen nahezu alle Schwangeren. Selbst schwer erreichbare Familien stellen ihre Kinder aufgrund akuter oder vermeintlich gesundheitlicher Probleme vor oder nehmen die Schwangerenvorsorge in Anspruch. In diesen Situationen sind Schwangere oder Eltern häufig besonders empfänglich für Beratungs- und Unterstützungsleistungen. „Gynäkologen und Kinderärzte erfahren vieles von den Schwangeren und den Familien, wobei es dabei nicht immer um rein medizinische Themen und Fragen handelt. Für eine ärztliche psychosoziale Beratung fehlt in den Praxen häufig die Zeit“, weiß Andrea Vogt. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Beratungsstelle und dem Gesundheitswesen soll Familien einen Zugang zu den Angeboten erleichtern. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass ein Kennenlernen der Berater in der Arztpraxis entlasten kann und die Hemmschwelle sinken lässt, eine externe Beratungsstelle aufzusuchen. Gleichzeitig kann frühzeitig auf adäquate Angebote hingewiesen werden. Das Angebot ist für Ratsuchende freiwillig und kostenfrei.

Krefelder Arztpraxen, die sich am Projekt beteiligen wollen, können sich an Andrea Vogt von der Diakonie wenden unter Telefon 0 21 51 / 36 32 07 0 oder per E-Mail an Andrea-Vogt@diakonie-krefeld-viersen.de.

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