Krefeld Ministerbesuch 150 Millionen fürs neue Heimatgefühl
Krefeld · Die Landesregierung in NRW legt ein Programm zur Stärkung des Heimatgefühls im Land auf. In fünf Stufen werden Projekte gefördert. Heimatministerin Scharrenbach erläuterte das Programm auf einer CDU-Veranstaltung in der VHS.
Heimat sei ein Begriff, der heutzutage in einem falschen Licht stünde, weil die Nationalsozialisten ihn in ihrem Kontext missdeutet hätten. Eigentlich sei Heimat etwas zutiefst Positives und Schönes, sagte NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach bei einer Veranstaltung der CDU-Ratsfraktion Krefeld im Gebäude der Volkshochschule. Dabei erläuterte die Ministerin das von der Landesregierung aufgesetzte und bis 2022 angelegte Programm zur Stärkung der Heimat.
Dabei können, so die Erklärung der Ministerin, Bürger und engagierte Vereine verschiedene Zuschüsse zu Projekten zur Heimat erhalten. Diese werden in fünf Stufen vergeben: Der Heimat-Scheck ist die niedrigste Stufe. Hier seien nur geringe Verwaltungshemmnisse vorhanden. Unbürokratisch könnten bis zu 2000 Euro abgerufen werden. Das größte Paket sei das Heimat-Zeugnis für Projekte über 100.000 Euro. Alles in allem sollen im Zeitraum der Förderung bis zu 150 Millionen Euro in Heimatprojekte investiert werden.
Dabei sagte die Ministerin, dass bewusst nicht eingegrenzt worden sei, wie diese aussehen könnten. „Wenn wir eine Vorgabe machen würden, bekämen wir nur Projekte in dieser spezifischen Richtung. Aber wir wollen die Kreativität aller Menschen in der Region nutzen und anregen. Jeder soll seine Heimat stärken. Da ist der Rheinländer anders als der Westfale oder Lipper“, sagte Scharrenbach.
Gekommen waren knapp 100 Besucher, darunter auch die Landtagsabgeordneten Britta Oellers und Marc Blondin, die Beigeordneten Martin Linne, Thomas Visser und Ulrich Cyprian oder Bürgermeisterin Karin Meincke. Die Besucher, unter ihnen auch viele Bezirksvertreter, stellten in der Diskussion viele Fragen zu bestimmten Projekten und deren Förderfähigkeit. Die Fragen reichten von einem Lehrpfad für die Natur nebst elektronischer oder drucktechnischer Dokumentation, über den Sollbrüggen-Graben bis hin zur ältesten geschlossenen Privatbibliothek am Niederrhein.
Und auch Jennifer Morscheiser, Leiterin des Museums Burg Linn, fragte nach der Förderfähigkeit von Projekten zum Römercastell und ähnlichen archäologischen Funden in Krefeld. Immer wieder betonte die Ministerin, dass es keinen sinnlosen Antrag gäbe. „Wichtig ist nur, dass die Projekte auf den Füßen der freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen. Darüber hinaus kann es alles sein. Von der Dokumentation historischer Zusammenhänge bis zu Projekten zur Schaffung einer künftigen Heimat“, sagte sie. Als Beispiel für letztes nannte sie die alte Samtweberei nebst Shedhalle. „Das ist ein Projekt in Krefeld, in dem in einem schwierigen Quartier ein Heimatgefühl erzeugt und Menschen zusammengebracht werden. Solche Dinge sind ebenso förderfähig, wie Denkmäler, Heimatbücher oder Kulturveranstaltungen“, erläuterte sie. Hauptziel der Initiative sei die Stärkung des Ehrenamtes. Darum gingen viele Zusagen auch an Vereine wie Heimat-, Schützen- oder Bürgervereine. „Eigentlich haben wir bislang nur eine Förderung klar ausgeschlossen: Bei Schützenvereinen fördern wir nicht die Schießausrüstung“, sagte Scharrenbach.
Im Anschluss an die Ministerin stellte Architektin Claudia Schmidt noch ein Beispiel für ein Projekt vor. Sie präsentierte mögliche Maßnahmen zur Stärkung des alten Kirchplatzes. „Es ist das historische Herz Krefelds und nach dem zweiten Weltkrieg der Not gehorchend verändert worden. Auch für Parkraum. Der Platz sollte revitalisiert, die historische Gasse wieder eingerichtet werden“, sagte sie. Ob ein solches Projekt förderfähig sei, fragte Moderator Jürgen Wettingfeld die Ministerin. Doch die Frage blieb an diesem Abend — nicht überraschend — unbeantwortet. Denn für größere Projekte sind die Prüfverfahren komplex.