Waldjugendspiele Unterricht im Wald: Der Falke, der ein Adler ist

Krefeld · Schüler verbrachten gestern einen lehrreichen Tag im Stadtwald bei den Waldjugendspielen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.

 Falkner Heinz Deckers präsentierte den Steinadler. Einige Schüler vermuteten, dies sei ein Falke.

Falkner Heinz Deckers präsentierte den Steinadler. Einige Schüler vermuteten, dies sei ein Falke.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Claas nimmt Maß. Mit einem Holzstab misst er die Länge seines Armes. Dort, wo der Arm endet, umfasst der Achtjährige den Stab und hält ihn am ausgestreckten, geraden Arm vor sich. Nun schaut er in Richtung einer jungen Birke. Er geht soweit zurück, dass er über den Stab gepeilt das obere Ende der Baumkrone sehen kann. Von dieser Stelle aus schreitet der Grundschüler aus Königshof mit langen Schritten zum Baum. Mit sehr langen Schritten. Zu lang, findet Kurt Huckriede, der die Drittklässler anleitet. Der ehrenamtliche Helfer begleitet die Kinder aus Königshof an diesem Tag bei den Waldjugendspielen. An Station sechs müssen die Kinder die Baumhöhe bestimmen. Claas macht nun kürzere Schritte und kommt auf zehn. Zehn Meter, schätzt er, ist der Baum hoch.

 Richtig gut gelang den Kindern das Baumscheibenwerfen.

Richtig gut gelang den Kindern das Baumscheibenwerfen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Es ist ein besonderer Unterricht, der die Grundschüler an diesem Tag erwartet. Im Stadtwald haben die Krefelder Mitglieder der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald elf Stationen aufgebaut, an denen die Kinder ihr Naturwissen testen und erweitern können. Über 20 ehrenamtliche Mitarbeiter sind im Einsatz, die von dem Vorsitzenden Karl Weckes liebevoll betreut und mit Kaffee, Brötchen und Äpfeln versorgt werden.

 Kastanien, Eicheln  und Bucheckern mussten an dieser Station erfühlt werden.

Kastanien, Eicheln  und Bucheckern mussten an dieser Station erfühlt werden.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Den Ehrenamtlern macht ihre Arbeit sichtlich Spaß. „Die Kinder machen das super“, lobt Frieder Fleischmann, der mit Manfred Göldenbachs an Station fünf steht. Hier müssen die Kinder mit einer Baumscheibe auf dem Kopf über einen Stamm balancieren. Die lustige Aufgabe hat einen ernsten Hintergrund. „Früher war das hier alles Sumpfgebiet“, erklärt Fleischmann. „Viele Traarer und Verberger mussten damals ihre Lasten auf dem Kopf tragen, um über Steine und Stämme das Gebiet zu durchqueren.“

 Mann, ist der dick: Mit einem Seil maßen die Kinder den Umfang des Baumes.

Mann, ist der dick: Mit einem Seil maßen die Kinder den Umfang des Baumes.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Can ist an diesem Donnerstag zum ersten Mal im Stadtwald. Der zehnjährige Buchenschüler findet es toll im Wald. „Ich war mal im Stadtgarten, aber noch nicht im Stadtwald. Vielleicht komme ich ja mit meinen Eltern noch mal her“, sagt er und geht zu Station drei. Anhand der Ringe soll er dort das Alter des Baumes bestimmen. „Das macht Spaß. Ich habe auch alles richtig gezählt“, erklärt der Viertklässler stolz. Anne Lentjes lobt ihn. Die Sonderpädagogin begleitet die Schüler an diesem Tag. „Den Kindern machen die Spiele Riesen-Spaß. Viele sind sonst eher selten im Wald. Da ist ein solcher Ausflug natürlich etwas Besonderes“, sagt die Pädagogin.

 Schüler der Grundschule Krähenfeld zählten begeistert die Ringe.

Schüler der Grundschule Krähenfeld zählten begeistert die Ringe.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Besonders beliebt ist Station acht. Mathilde und Heinz Deckers präsentieren an diesem Stand neben ausgestopften Waldtieren auch zwei lebende. „Das ist ein Uhu. Und das ein Falke, oder?“, fragt ein Viertklässler. Falkner Heinz Deckers schüttelt den Kopf. Der als Falke betitelte Steinadler spreizt seine Flügel und zeigt seine beeindruckende Spannweite. Dennoch wird er von den Schülern an diesem Tag noch öfter als Falke angesprochen. Mehr jedoch stört die beiden Experten eine andere Bezeichnung. „Es waren heute schon Kinder da, die gefragt haben, ob das ein Menschenfresser sei. Woher die das haben, weiß ich auch nicht. Und unser Uhu Julchen sähe aus wie ein Zombie, fand ein anderes Kind“, erzählt Mathilde Deckers und wundert sich über die Phantasie der Grundschüler. Doch egal ob Menschenfresser, Zombie oder Falke — die Station mit den lebenden Tieren ist für viele Schüler der absolute Höhepunkt dieses wunderschönen Tages.

 Zum Abschluss bauten die Kinder noch Nistkästen.

Zum Abschluss bauten die Kinder noch Nistkästen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Zum Abschluss bauen die Kinder mit Hilfe von Mitgliedern der Kreisjägerschaft noch Nistkästen. Einen davon können sie mit zur Schule nehmen und dort aufhängen. Außerdem bekommen sie Urkunden und einen Apfel.

Die Helfer der Schutzgemeinschaft sind positiv überrascht von den jungen Teilnehmern. „Sind sind alle total interessiert und motiviert. Und sehr gut erzogen“, sagen Uschi Decku und Ulrike Schomm-Lange, die an Station drei stehen. Rolf-Michael Franzen, der zum ersten Mal die Spiele als Ehrenamtler unterstützt, hatte ein ganz besonderes Erlebnis an seiner Station, an der die Schüler den Baumumfang messen müssen: „Ein noch sehr junger Schüler erklärte mir im Brustton der Überzeugung: ,Das kann ich schon alles.’ Ich habe ihn dann erklären lassen, was die Kinder machen müssen. Das hat er auch prompt getan und dann gesagt: ,Aber eigentlich geht das doch anders, mit Durchmesser und Phi und so.’ Da war ich richtig platt, was der Kleine schon so alles weiß.“

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