In Schwalmtal Neuer Hof für solidarische Landwirtschaft

Krefeld · Die solidarische Landwirtschaft Krefeld hat sich mehr als verdoppelt. Ein neuer Hof sorgt für mehr Ernteanteilsnehmer. 170 Ernteanteile mit mehr als 200 Teilnehmern sind dabei.

 Eines der neuen Felder der solidarischen Landwirtschaft Krefeld. Hier baut Herwig Scholz viele unterschiedliche Gemüsesorten für die Ernteanteilsnehmer an.

Eines der neuen Felder der solidarischen Landwirtschaft Krefeld. Hier baut Herwig Scholz viele unterschiedliche Gemüsesorten für die Ernteanteilsnehmer an.

Foto: Christina Ziemes

Mehr als 100 Menschen bevölkern den Hof von Heike und Herwig Scholz in Schwalmtal. Sie alle sind aus Krefeld angereist. Einige sogar mit dem Fahrrad. Nun machen sie es sich mit mitgebrachten Speisen, Picknickdecken, Campingstühlen und ähnlichen Unterlagen auf einer Wiese, im Schatten einiger Obstbäume, bequem, reden, lachen und verzehren das Buffet. Zwischendurch gibt es von den Eigentümern Führungen über den Hof und in einem Folientunnel mit drei langen Reihen Himbeeren ernten die Gäste diese nach Belieben.

Die Besucher feiern an diesem Tage ihr Sommerfest vom Verein „Lebendige Erde Krefeld“. Dieser ist die rechtliche Basis der solidarischen Landwirtschaft Krefeld. Dabei haben sich mittlerweile 170 Ernteanteilsnehmer zusammengeschlossen, zahlen monatlich einen fixen Betrag an die Landwirte zweier Höfe und bekommen dafür wöchentlich einen Anteil an der Ernte.

Gegründet wurde der Verein vor gut eineinhalb Jahren. Im Jahr 2018 dann begann die solidarische Landwirtschaft ihren Betrieb. Damals waren es 80 Ernteanteile, auf die die Erträge einer Gartenanlage des Heilmannshofs in Krefeld-Traar aufgeteilt wurden.

Im Winter entschied sich dann auch das Ehepaar Scholz, als Produzenten einzusteigen. Auf ihrem großen Gelände mit hervorragenden Böden können sogar mehr Menschen versorgt werden. So wurde die Zahl der Teilnehmer mehr als verdoppelt. Aktuell sind es 170 Ernteanteile. Von einem solchen lässt sich in den Zeiten, in denen die Erträge hoch sind, also im Spätsommer und Herbst, durchaus auch eine kleine Familie versorgen. Das jedenfalls sind die Erfahrungen aus 2018, sagen die Teilnehmer unisono. Allerdings ist es auch möglich, einen halben Anteil zu nutzen. Der bringt dann die Hälfte der Erntemenge und reicht für einen Singlehaushalt.

Durch den neuen Hof und die anderen Böden dort lassen sich auch mehr Pflanzen ziehen. Kartoffeln oder Möhren zum Beispiel mussten bisher zugekauft werden. „Bei mir sind absolute Schokoladenböden. Ich kann eigentlich alles anbauen“, sagt Herwig Scholz. Darum sind für Ernteanteilsnehmer bald eben auch diese Gemüse im „Topf“. Was die Teilnehmer in der Woche bekommen steht übrigens stets fest. Alle reifen Gemüse werden geerntet und dann auf die Ernteanteile verteilt. Noch werden beide Höfe getrennt behandelt. Die neuen Teilnehmer bekommen die Erträge des Hofes Scholz, wer schon im Vorjahr dabei war, erhält, was auf dem Heilmannshof wächst und reift. Die Organisatoren aber sind gerade dabei, Konzepte zu erdenken, wie die Erträge gemischt werden können.

Das allerdings würde auch einen erhöhten logistischen Aufwand bedeuten. Denn immerhin drei Depots werden beliefert, aus denen die Teilnehmer dann jeweils an einem Tag in der Woche ihre Erträge abholen. Natürlich gab es bei den neuen Gruppen hier und da Anlaufschwierigkeiten. „Das war bei uns damals auch schon so. Das spielt sich schon ein“, beruhigt Sebastian Schubert. Er ist von Beginn an dabei und Mitglied des Rates, einer Gruppe von derzeit sieben Vereinsmitgliedern, die organisatorische Fragen in die Hand nehmen. Er hat auch die Aufgabe übernommen, das Depot am Südbahnhof zu betreuen.

In den ersten Wochen, seit April wird vom neuen Hof geliefert, kam es hin und wieder dazu, dass viel Gemüse liegenblieb oder nicht genug für alle da war. Offenkundig hatten Teilnehmer Fehler beim Wiegen gemacht. Zwischenzeitlich läuft es aber immer besser. Und bald steht auch die Zeit an, in der die Felder große Erträge abwerfen. Dann gibt es Tomaten, Paprika, Zucchini oder Chilis. Noch dominieren Salate, Kohlrabi oder Radieschen. Rein saisonales Gemüse eben. Doch auch wenn es für die Teilnehmer oft eine Umstellung im Essverhalten bedeutet: Die Solidarische Landwirtschaft in Krefeld ist offenkundig auf dem Vormarsch.

Am Rande: Durch die Verdoppelung der Ernteanteile wurde die Warteliste für eine Aufnahme fast komplett bedient. Aufgrund von Umzügen oder Menschen, die nach einiger Zeit feststellen, dass das Prinzip doch nichts für sie ist, herrscht auch immer eine gewisse Fluktuation. Darum ist derzeit die Chance, relativ schnell einen Ernteanteil zu bekommen, so groß wie lange nicht. Interessenten können sich unverbindlich unter www.solawi-krefeld.de in die Warteliste eintragen.

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