Restaurants in Krefeld dürfen wieder öffnen Neustart in der Gastronomie

Krefeld · Seit Montag darf die Gastronomie wieder öffnen – Unter strengen Auflagen. Allein die deutliche Reduzierung der Tische macht wirtschaftliches Arbeiten fast unmöglich. Die Branche hofft auf gutes Wetter und Außengastronomie.

 Viel freier Raum und wenig Tische zeigen sich in der Trattoria Bruno am Grossmarkt.

Viel freier Raum und wenig Tische zeigen sich in der Trattoria Bruno am Grossmarkt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Seit dem Montag darf die Gastronomie in NRW wieder öffnen. Viele Betriebe haben dafür große Anstrengungen in Kauf genommen, ihren Gastbereich komplett umstrukturiert und organisatorische Rahmen geschaffen. Die Abstandsregeln sorgen allerdings dafür, dass die Zahl der Tische deutlich reduziert wird. Zwischen 30 und 50 Prozent mussten die meisten Restaurants ihre Kapazität verringern. Auch wenn die Gäste zum Start sehr verständnisvoll sind: Die Gastronomen sind sich einig, dass die Branche in dieser Konstellation nicht überleben kann.

„Wir haben jetzt bereits zum zweiten Mal alles umgebaut. Zunächst haben wir zu Beginn des Lockdowns auf Außer-Haus-Verkauf gesetzt und waren faktisch eigentlich ein Getränkemarkt“, erzählt Christian Meurer vom Wine House am Großmarkt. „Doch als dann am Donnerstag die Signale der Öffnung kamen, wussten wir zunächst gar nicht, welche Regeln gelten. Erst am Samstag wurde, ziemlich kurzfristig, alles bekannt. Wir mussten uns da auch selbst über Nachrichten und Internet informieren. Die Kommunikation ist mäßig“, fährt er fort. Im Wine House sind nur rund die Hälfte der Tische des Normalbetriebs vorhanden. Retten könnte eine erweiterte Außengastronomie. „Wir stehen gerade in Verhandlungen, am Ende des Großmarktes noch eine größere Fläche nutzen zu können. Dann wären wir zwar sehr wetterabhängig, aber es ginge. So wie jetzt ist die Öffnung eigentlich eine Kundenbindungsmaßnahme, bei der wir draufzahlen“, sagt der Gastronom.

Ähnlich sieht es Stefano Konstantinos, Inhaber der gegenüber liegenden Trattoria Bruno. „Wir haben heute nicht einmal zehn Prozent des normalen Besuchs. Firmen, die sonst Mittags essen kommen, dürfen das nicht, obwohl die Menschen den ganzen Tag zusammen im Büro sind. Wir können auf diese Art auf keinen Fall längerfristig überleben. Bei gutem Wetter und voller Außengastronomie wird es etwas besser. Aber pünktlich zur Öffnung ist es ja erst einmal schlecht geworden. Man könnte fast sagen: Der Klimawandel muss uns jetzt helfen“, sagt er lakonisch. Die Regeln setzt er penibel um, wirklich überzeugt ist er davon jedoch nicht. „Wenn ein Gast isst, darf er das ohne Maske tun. Geht er zur Toilette gilt Maskenpflicht. Die Sinnhaftigkeit verstehe ich nicht“, kritisiert er. Auch andere Vorgaben seien für ihn nicht schlüssig. Der Blick in die Zukunft ist für ihn stark getrübt.

 In der Pizzeria Mama`s ist der Besuch unter den Hoffnungen.

In der Pizzeria Mama`s ist der Besuch unter den Hoffnungen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Auch Sokol Filaj, Restaurantleiter der Pizzeria Mammas am Behnisch-Bau in der Innenstadt fürchtet, dass es langfristig nicht funktioniert. „Wir sind weiter in Kurzarbeit und haben gut ein Drittel der Tische abbauen müssen. Zwar unterstützen uns unsere Stammkunden und reservieren eifrig, aber die schiere Zahl der Gäste reicht einfach nicht aus. Wir machen derzeit Verluste“, sagt er. Außengastronomie könne zwar helfen, sei für ihn aber keine Lösung. „Wir müssen draußen fast ebenso reduzieren, wie innen. Und meist ist es innen leer, wenn das Wetter gut ist. Darum erhöht es faktisch kaum die Kapazität. Immerhin könnte man aber hoffen, dass die Kunden es mittragen und beides nutzen. Wir werden sehen“, sagt er.

 Das Wine House am Grossmarkt wurde in der Krise zum Getränkemarkt.

Das Wine House am Grossmarkt wurde in der Krise zum Getränkemarkt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Gegen den Trend läuft in vieler Hinsicht die Kunstküche an der Gartenstraße. Das kleine vegane Restaurant kommt mit Take-Away und Lieferdienst gut durch die Krise und wird nicht regulär öffnen. „Wir haben einfach so wenig Platz, dass wir nur noch einen Tisch hätten. Und dafür will ich nicht das Risiko eingehen, dass sich jemand bei mir im Laden infiziert“, sagt Inhaberin Sandra Dusza. Die Stammkunden würden sie aber so gut unterstützen, dass sich der Betrieb in der aktuellen Konstellation trüge. „Wir haben eine ganz tolle Community, die uns unterstützt und die Idee eines veganen Restaurants fördert. Das ist zu spüren. Darum bleiben wir zunächst bei Take-Away und Lieferung, kehren aber jetzt zu normaler Karte und Öffnungszeiten zurück. Ein Stück weit Normalität“, sagt sie. Doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass die Branche auch weiter stark leidet.

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