Prozess in Krefeld Mutmaßlicher Millionen-Betrüger schweigt vor Gericht

Krefeld · Ein Inkassounternehmen soll in Zusammenarbeit mit einem Krefelder Callcenter Kunden um Millionen gebracht haben. Seit Donnerstag muss sich der ehemalige Geschäftsführer des Inkassounternehmens vor dem Krefelder Landgericht verantworten.

 Der Angeklagte vor dem Krefelder Landgericht.

Der Angeklagte vor dem Krefelder Landgericht.

Foto: dpa, sab

Es geht um einen Schaden von knapp 7,5 Millionen Euro und viele Tausend Geschädigte. Dies hat laut Anklage der 51-Jährige aus Offenbach zu verantworten, der sich seit Donnerstag vor der Wirtschaftsstrafkammer des Krefelder Landgerichts wegen bandenmäßigen Betrugs verantworten muss.

Die Anklage geht von Gewerbsmäßigkeit aus. Der Mann sei Geschäftsführer des Inkassounternehmens gewesen, das für den Inhaber eines Callcenters Forderungen eintrieb. Dass diese Forderungen unberechtigt waren, hatte das Landgericht schon in einem anderen Verfahren festgestellt.

Die Kunden hatten unter Vorspiegelung falscher Tatsachen für die Teilnahme an Gewinnspielen gezahlt. Millionengewinne waren allerdings entgegen der Versprechen von vornherein ausgeschlossen. Der 51-Jährige soll nicht nur gegen Provision für den Callcenter-Inhaber gearbeitet, sonder später auf eigene Faust agiert haben.

Dass die Forderungen rechtswidrig waren, sei ihm bewusst gewesen, sagte der Staatsanwalt. Obwohl mehrfach die Räumlichkeiten seiner Inkassounternehmen durchsucht worden waren, habe er sich nicht von weiteren Taten abschrecken lassen. Schließlich habe er seine Aktivitäten nach Lettland ausgelagert. Das Geld der Teilnehmer sei zum Teil überhaupt nicht oder maximal zu einem Drittel in Gewinnspiele investiert worden. Damit seien allenfalls kleine Gewinne zu erwarten gewesen.

Das Callcenter war damals unter anderem durch sogenannte Negativverkäufe an Kunden gekommen. Mit Hilfe spezieller Leitfäden täuschten die Mitarbeiter den Angerufenen vor, sie seien bereits Kunden und müssten weitere Zahlungen leisten. In anderen Fällen hatten sie enorme Gewinne und die Teilnahme an einer Vielzahl von Gewinnspielen in Aussicht gestellt.

Ein Verfahren gegen den 51-Jährigen wegen unerlaubter Veranstaltung des Glücksspiels wurde im Hinblick auf die zu erwartende Strafe bereits vorläufig eingestellt. Der 51-Jährige sagte am Donnerstag, er wolle sich vorerst nicht äußern. Er wird von zwei Anwälten vertreten. Wegen des Umfangs hat das Gericht eine Ersatzschöffin eingesetzt.

Die Verhandlung wird am kommenden Dienstag fortgesetzt. Zeugen werden allerdings erst am dritten Prozesstag gehört. Der Inhaber des Callcenters verbüßt bereits eine mehrjährige Haftstrafe.

(BL)
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