Krefelder Schule ohne Rassismus Amnesty illuminiert das Moltke

Krefeld · Das Gymnasium am Moltkeplatz ist eine „Schule ohne Rassismus“. Der neu erworbene Titel ist Ansporn und Ziel zugleich. Eine leuchtende Aktion mit Amnesty und ein Briefmarathon sollen das untermauern.

 Überall in der Welt geschieht Unrecht und Gewalt. An der Fassade des Gymnasiums am Moltkeplatz sind warnende Beispiele zu sehen.

Überall in der Welt geschieht Unrecht und Gewalt. An der Fassade des Gymnasiums am Moltkeplatz sind warnende Beispiele zu sehen.

Foto: Sven Schalljo

Bilder von Menschen aus aller Welt, die menschenrechtswidrigen Repressionen ausgesetzt sind, leuchten vom alt-ehrwürdigen Gemäuer des Gymnasiums am Moltkeplatz. Einige Passanten bleiben stehen und betrachten die Darstellungen, die auch Botschaften enthalten und mit Hilfe eines starken Beamers projiziert werden. Das regnerische, nasskalte Wetter aber sorgt dafür, dass das Interesse hinter den Hoffnungen der Organisatoren zurück bleibt. Diese, rund um die Moltke-Lehrer Martin Birkenbach und Freya Conoze, sowie Peter-Michael Friedrichs, den Amnesty International-Aktivisten und Paten der Schule, hatten die Aktion als Teil der Ernennung der Schule zur „Schule ohne Rassismus“ organisiert.

„Heute Vormittag ist uns die Urkunde und Plakette als „Schule ohne Rassismus“ übergeben worden. Es war eine schöne Feier in der Aula. Leider konnten die Schülerinnen und Schüler aufgrund der Covid-Beschränkungen nicht dabei sein. Wir haben darum nur die Klassensprecher als Schülervertreter dabei gehabt“, erzählt Birkenbach. „Die Projektion sollte im Sinne unserer Kooperation mit Amnesty Teil der Zeremonie sein. Allerdings mussten wir sie zeitlich nachlagern, da sie natürlich nur bei Dunkelheit möglich ist.“

Die Bilder zeigen Aktivisten aus aller Welt, die aufgrund ihrer Arbeit eingesperrt, bedroht oder behindert werden. Ob ein Umweltschützer aus Guatemala, ein Jugendlicher in Belarus, der ohne Beweise eingesperrt ist, oder eine junge Frau aus Eritrea, die vor neun Jahren als 15-Jährige verschleppt wurde und von der jede Spur fehlt. „Wir wollen mit der Aktion einerseits unsere Kooperation mit dem Moltke ausbauen, andererseits auch auf die von Amnesty betreuten Fälle aufmerksam machen und für unseren Briefmarathon werben“, sagt Friedrichs.

Die Menschenrechtsorganisation veranstaltet diesen Marathon jedes Jahr im Dezember. Dabei unterschreiben Unterstützter vorbereitete Briefe, um gegen die Behandlung der Gefangenen zu protestieren. „Das hat in der Vergangenheit schon starke Wirkung gezeigt. Auf die Vertreter der jeweiligen Staaten kommt dann eine Lawine von zehntausenden Briefen auf aller Welt zu. Das hinterlässt oft Eindruck bei ihnen und viele Gefangene haben in der Folge Hafterleichterungen bekommen oder wurden freigelassen“, erzählt Friedrichs.

Für das Moltke ist die Zusammenarbeit mit Amnesty ein wichtiger Schritt. „Schule ohne Rassismus ist ein hohes Ziel und ehrlicherweise muss man sagen: Es ist keine Zustandsbeschreibung, sondern eine Selbstverpflichtung, ein Ziel. Wir wollen Rassismus, Ausgrenzung, Mobbing, Antisemitismus und so weiter aus unsrer Schullandschaft verbannen und uns für Gleichheit und Grundgesetz einsetzen. Die Aufnahme in das Netzwerk Schule ohne Rassismus ist für uns ein Ansporn, die Werte von Toleranz, Vielfalt und Respekt noch mehr zu fördern und zu leben, als bisher schon. Dass wir mit 87 Prozent der gesamten und 94 Prozent der abgegebenen Stimmen der gesamten Schulgemeinschaft, rund 700 Personen, dafür gestimmt haben, macht mich stolz“, sagt der kommissarische Schulleiter Thomas Zöllner. Dazu solle auch die Zusammenarbeit mit Amnesty weiter ausgebaut werden.

„Wir wollten eigentlich im vergangenen Jahr eine AG einrichten. Leider kam dann die Covid-Pandemie und hat einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir haben das Thema aber weiter auf dem Schirm“, sagt Birkenbach.

Die Projektion zog auch Anwohner an und machte Eindruck. „Ich hatte einen Zettel im Briefkasten, der darüber informierte. Ich bin daraufhin mit einigen Freundinnen gekommen, um es anzuschauen. Ich werde sicher gleich auch noch unterschreiben“, erzählt eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht nennen möchte und die Bilder aus der Ferne beobachtet. Annette Laufer, eine der Freundinnen, fügt hinzu: „Eine Bekannte von mir ist bei Amnesty. Ich selbst war nie aktiv, finde die Arbeit aber wichtig und werde sicher noch einige Briefe unterschreiben. Die Aktion heute finde ich sehr gut.“

Für die Verantwortlichen von Schule und Amnesty hätten es sicher mehr Besucher sein können. Das aber kann in Zukunft noch kommen. Es soll, da sind sich alle einig, nicht die letzte Aktion dieser Art sein. Das Moltke will die Zusammenarbeit mit Amnesty intensivieren und sich in Zukunft noch mehr als bislang für Menschenrechte und Toleranz einsetzen.

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