Krefelder Marionettentheater Ende einer Ära: Abschied bei den Pappköpp

Krefeld · Die drei Pappköpp-Urgesteine Christel Loos, Ralf Kochann und Manfred Coelen hängen ihre Marionetten an den Nagel. Bei einer Matinée verabschiedeten sich das Ensemble und viele Gäste von den Marionettenspielern.

 Für Ralf Kochann, Christel Loos und Manfred Coelen (v.l.) geht eine Ära zu Ende: Das Trio hört nach langen Jahren bei den Krieewelsche Pappköpp auf.

Für Ralf Kochann, Christel Loos und Manfred Coelen (v.l.) geht eine Ära zu Ende: Das Trio hört nach langen Jahren bei den Krieewelsche Pappköpp auf.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Eine wahre Institution in Krefeld sind die „Krieewelsche Pappköpp“. Vor Kurzem erst hatte das Mundart-Marionettentheater für Erwachsene sein 40-jähriges Gründungsjubiläum gefeiert, jetzt sind mit Christel Loos, Ralf Kochann und Manfred Coelen drei der Gründungsmitglieder in den wohlverdienten „Ensemble-Ruhestand“ getreten. Im Rahmen einer bunten Matinée verabschiedeten sich Ensemble und Gäste jetzt von den drei Pappköpp-Urgesteinen.

Jedem der drei Ausscheidenden hatten die verbleibenden Ensemble-Mitglieder eigens zum Abschied ein eigenes kleines Marionetten-Stück quasi auf den Leib maßgeschrieben und sorgten bei deren Aufführung für viele Lacher bei den Zuschauern. So drehte sich etwa bei dem Stück rund um Bertha, die bislang von Christel Loos gesprochen wurde, alles um die Auslegung der deutschen Sprache in Form von Konjunktiv und Indikativ. Auch den Figuren Traut und Kathrinchen hatte Loos lange ihre Stimme geliehen, „als wir einige Zeit lang nur eine einzige Frau in der Gruppe hatten“, erinnert sie sich. Heute sei das anders, ganze sechs Frauen gehören derzeit zu dem 15 Personen umfassenden Mundart-Ensemble. Auch wenn beim Ausscheiden ein wenig Wehmut entstehe, so freut sich Loos doch auf die Zeit danach: „Endlich kann ich an den Wochenenden mal etwas anderes machen, als von November bis März freitags bis sonntags nur Marionettentheater zu spielen“, sagt die 74-Jährige. Auch die Verwaltung der Texte fiel bislang in ihr Aufgabengebiet. „600 Texte habe ich inzwischen im Archiv. Alle auf CD gebrannt.“ Das Besondere daran: Sie wurden alle von den Ensemblemitgliedern selbst geschrieben.

Ebenfalls verabschiedet wurde Manfred Coelen. Er wolle aufhören, bevor jemand ihm eines Tages sage, dass er nicht mehr gut sei, sagt der 80-Jährige mit einem Augenzwinkern. Als Stimme von Matthes und Opa Angermanns kennen ihn die Gäste für gewöhnlich. Außerdem freue er sich darauf, an den Wochenenden „endlich mal zum KEV oder in ein Konzert zu gehen“, wie er sagt. Ein bisschen Wehmut empfinde er trotzdem, da er nun nach 40 Jahren aus dem aktiven Ensemblespiel ausscheide. „Wenn Not am Mann ist und ein anderer Sprecher ausfällt, kann ich mir aber schon vorstellen, mal einzuspringen.“ Geplant sei das aber nicht. Die Charaktere der drei scheidenden Mitglieder bleiben dem Publikum jedoch erhalten. „Die bekommen neue Stimmen und leben weiter“, sagt Coelen, der auch lange Jahre für die Öffentlichkeitsarbeit der Pappköpp verantwortlich zeichnete. Auch neue Stücke wolle er weiterhin für die Gruppe schreiben.

Als Stimme des Charakters Matthes kennt das Publikum Ralf Kochann. Daneben hat er als Regisseur und Puppenspieler gewirkt, denn jeder Charakter braucht für den Auftritt auf der Bühne einen Spieler und einen Sprecher. Der 72-Jährige war ebenfalls seit 40 Jahren einer der Köpfe der Krieewelsche Pappköpp und scheidet jetzt aus. „Ich kann allerdings kein Krieewelsch“, gibt er unumwunden zu. Aber alle anderen Dialekte, die gebraucht wurden, könne er sprechen. „Aber wenn einer, der wirklich Krieewelsch kann, das bei mir hören würde, der würde mich glatt auslachen“, sagt der ehemalige hauptamtliche Lehrer für Deutsch und Physik. Im Rahmen seines Studiums der Sprach- und Lernpsychologie setzte er vor mehr als 40 Jahren erstmals eine Marionette zu Studienzwecken ein. „Um mein Bafög aufzubessern, habe ich damals im Krefelder Jazzkeller gekellnert, und da bin ich dann erstmalig mit einem Marionettenstück auch vor Erwachsenen aufgetreten“, erinnert er sich. Das sei der erste Grundstein für die Gründung der Krieewelsche Pappköpp gewesen. Langeweile wird er auch nach seinem Ausstieg aus dem Ensemble nicht haben. „Ich arbeite in der Flüchtlingshilfe“, sagt er. „Im Ensemble habe ich viel bewirken können und anderen das Spielen beigebracht. Jetzt kann ich mich hier guten Gewissens überflüssig machen.“ Das sei auch gut so, findet er. In Zukunft das eine oder andere Stück für das Ensemble schreiben will er dennoch.

Sorgen um Nachwuchs braucht sich das Marionettentheater zum Glück keine zu machen. „Wir haben vor einem Monat vier neue Mitglieder aufgenommen, alle zwischen 40 und 60 Jahre jung“, berichtet Ensembleleiter Peter Wimmers, der selbst schon seit 18 Jahren dabei ist. Jetzt sei die Zeit, mit diesen zu arbeiten und sich gut auf die kommende Saison vorzubereiten.

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