Mahnwache zwei Jahre nach Brand TV-Prominente machen sich stark für die Affen im Zoo Krefeld

Krefeld · Fast 200 Menschen haben sich am Sonntag vor dem Zoo versammelt, um der Brandkatastrophe von vor zwei Jahren zu gedenken. Sie äußerten auch Kritik an der Affenhaltung; der Zoo verweist auf den bald folgenden Umbau.

Krefeld: Jahrestag von Brand in Zoo - Mahnwache für tote Affen
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Mahnwache für getötete Affen am Jahrestag vor Krefelder Zoo

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Foto: dpa/Roberto Pfeil

Mehr als 150 Menschen, darunter auch Prominente aus der TV-Branche wie der Kriminologe Mark Benecke und der Schauspieler, Kampfsportler und Moderator Ralf Seeger,  haben sich am Sonntagmittag vor dem Zoo versammelt. Sie erinnerten an die schreckliche Brandnacht zu Neujahr 2020, als das Affenhaus in Flammen aufging und 50 Tiere starben. Unter den acht toten Menschenaffen war auch Gorilla Massa. Die Mahnwache war zugleich Protest gegen die Menschenaffenhaltung und den Bau des geplanten Affenparks. Die Aktion dauerte insgesamt zwei Stunden und blieb durchgehend friedlich. Teilnehmer und Zoobesucher ignorierten sich gegenseitig weitgehend.

Großen Applaus fand die Rede von Mark Benecke, der sich vor allem mit Vortragsveranstaltungen über Insekten, die auf Leichen leben und über deren Entwicklungsstadium sich der Todeszeitpunkt bestimmen lässt, einen Namen machte. Und auch Ralf Seeger, der mit den Vox-Formaten „Hundkatzemaus“ und „Harte Hunde – Tierretter in Rumänien“ Bekanntheit erlangte, traf den Ton der Versammelten.

Für die beiden Tierrechtler war die Teilnahme in Krefeld Ehrensache. „Ich bin immer wieder auch europaweit aktiv für Tierrechte, aber auch für Umweltschutz. Ich denke, jedes Lebewesen, ob Mensch oder Tier, sollte in einer gesunden und natürlichen Umgebung leben dürfen. Generell gehören Tiere nicht hinter Gitter, egal ob in Zoos oder Massentierhaltung. Von meiner Heimatstadt Köln aus hatte ich es ja nicht so weit“, sagte Benecke zu seiner Motivation der Anreise. Er bedauerte, dass es nicht zur Kommunikation mit den Zooverantwortlichen gekommen sei. „Ich hätte mich gefreut, wenn jemand rausgekommen wäre. Ich hätte gern einen Gedankenaustausch mit Angestellten oder Zooleitung gehalten. Ich denke, nur im Gespräch kann man Standpunkte wirklich überdenken“, sagte der Tierrechtler, der im beruflichen Leben unter anderem als vereidigter Sachverständiger der Polizei herangezogen wird.

Noch deutlicher wurde in seiner Ansprache Seeger. Der Aktivist verwies darauf, dass er selbst eine Zeit lang im Gefängnis saß. „Ich war damals eingesperrt und weiß, wie sich das anfühlt. Kein Tier sollte so leben müssen“, rief er den Anwesenden zu und erntete viel Applaus. Mit der Resonanz zeigte er sich hochzufrieden. „Dass heute so viele Menschen zu einer solchen Mahnwache kommen zeigt, dass sich im Tierschutz etwas bewegt. Wir sind noch lange nicht am Ziel, aber immer mehr Menschen kämpfen für Tierrechte“, bilanzierte er. 

Auch Colin Goldner, der Leiter des Great Ape Project, das sich dem Gedanken verschrieben hat, Menschenrechte auch für andere hominide Arten wie Gorillas, Schimpansen oder Orang Utans zu fordern, war gekommen. Die Organisation hatte gefordert, dass die Schimpansen Bally und Limbo, die den Brand überlebt haben, in ihrer Einrichtung in Wales untergebracht werden.

Der Zoo hat immer wieder darauf hingewiesen, dass es Bally und Limbo gut gehe. Auch wenn sie derzeit in einem 43 Quadratmeter großen Raum leben, der den Haltungsrichtlinien nicht entspreche. Sie hätten viel Abwechslung und Zuwendung durch die Tierpfleger. Und eine große Außenanlage werde in diesem Jahr gebaut.

Über die Zahl der Mahnwachenteilnehmer besteht indes Uneinigkeit. Die Polizei spricht von rund 80 aktiven Teilnehmern plus gut ebensovielen Passanten, die stehenblieben. Die Veranstalter verweisen darauf, dass dieser Teil der Uerdinger Straße nicht viele Passanten habe und die Fluktuation gering gewesen sei. Etwa 200 ist die Schätzung der Organisatoren.

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