Krefeld „Spezialeinheit Struppi“ am Ricarda
Krefeld · Am Ricarda-Huch-Gymnasium werden neue Schüler in einem „Leseclub“ auf ungewöhnliche Weise ans Lesen gebracht. Nebenbei lernen die Kinder die Schule, erste Lehrer und Mitschüler kennen.
Ein wenig waren Lehrer Danny Thomas und der kommissarische Schulleiter Philipp Brüx selbst überrascht vom Erfolg des Leseclubs. Ein Jahr nach der Einführung gab es bei 116 Neuanmeldungen am Ricarda-Huch-Gymnasium 85 Anmeldungen für den Leseclub. Mund-zu-Mund-Propaganda hatte ausgereicht, um die Eltern für das Konzept einzunehmen. Es geht um Leseförderung und darum, den Schülern einen sanften, freundlichen Übergang von der Grundschule zum Gymnasium zu ermöglichen. Und spannend soll es auch sein, denn im Zentrum steht ein kindgerechter Kriminalfall, den die „Spezialeinheit Struppi“ lösen soll.
Die Idee zum Leseclub hat Deutsch- und Pädagogiklehrer Danny Thomas entwickelt. Für ihn ging es darum, ein spielerisch-leichtes Konzept zur Leseförderung zu finden, das nicht nur darauf setzt, dass Kinder irgendwann still sitzen und lesen. Er stieß auf die „Spezialeinheit Struppi“. Kernidee ist eine Spielhandlung: Hund Struppi ist verschwunden; es gibt Spuren, Akten, Zeugen. Die Kinder des Leseclubs bilden die „Spezialeinheit Struppi“, die Spuren auswertet, Steckbriefe entwirft, Akten liest und berät, wer Struppi entführt haben könnte. Die kleinen Detektive lesen dabei nicht nur, sie basteln und malen auch. Steckbriefe zum Beispiel. „Uns war wichtig, dass unser Konzept Jungen und Mädchen gleichermaßen anspricht und es nicht den Anstrich von Schulunterricht hat“, so Thomas.
Lesen, das Gelesene verstehen und Schlussfolgerungen daraus ziehen sind Elemente, die eingebettet sind in den Krimi. „Die Kinder erarbeiten eine Mappe, das Ganze ist ganzheitlich so angelegt, dass die gar nicht merken, dass sie gerade lesen“, erläutert Brüx. Angeboten wird der Leseclub von den Oster- bis zu den Sommerferien je einmal die Woche. Für Grundschüler, die vor dem Sprung ans Gymnasium stehen, hat der Leseclub wichtige Effekte neben dem eigentlichen Lesetraining. „Die Kinder lernen die Schule, den Schulweg, einige Lehrer und Mitschüler kennen. So legen sie Ängste vor der neuen Schule ab. Das Schöne für die Kinder ist, wenn der Schulalltag dann beginnt: Es ist nicht alles neu“, sagt Thomas. Es geht um einen „sanften Übergang von der Grundschule zum Gymnasium“, sagt Brüx, „die Kinder fühlen sich von Anfang an heimisch.“
Der Leseclub ist im Ganzen der Schullaufbahn am Ricarda ein Auftakt. Leseförderung bleibt ein roter Faden auf dem Weg zum Abitur. In der Mittelstufe wird das Modell „Lesepunkte“ angeboten. Bei diesem Projekt bekommen Schüler Bücher geschenkt, sofern sie zu diesen Werken eine Rezension nach vorgegebenen Kriterien verfassen. Es soll die differenzierte Auseinandersetzung mit Texten und die Entwicklung eigener Wertmaßstäbe fördern.
In der Oberstufe ist Lesen dann ohnehin eine der zentralen Techniken in allen Fächern. Das ist im Prinzip wie atmen. Ohne dem geht es nicht.