Gutachter beauftragt Lenkungsgruppe entscheidet über Krefelder Zukunft

Krefeld · Als erste Schritte brachten die städtischen Ausschüsse für Stadtplanung und Stadtsanierung sowie Bauen, Wohnen und Mobilität in einer gemeinsamen Sitzung das Mobilitäts- und das Parkraumkonzept auf den Weg.

 Seit Jahrzehnten rollen Straßenbahnen durch Krefeld. Die Politik will den ÖPNV weiter ausbauen.

Seit Jahrzehnten rollen Straßenbahnen durch Krefeld. Die Politik will den ÖPNV weiter ausbauen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Eine sogenannte Lenkungsgruppe soll sich künftig mit gesamtstädtischen Planungen, Zielen oder Leitlinien sowie den daraus resultierenden Maßnahmen befassen. In dem Gremium werden unter anderem Mitarbeiter der Verwaltung, Politiker und Gutachter vertreten sein. Ein entsprechender Antrag der FDP wurde in der jüngsten gemeinsamen Sitzung des Planungs- und des Bauausschusses beschlossen. „Wichtig ist, dass in der Lenkungsgruppe verschiedene Konzepte, die sich mit der Zukunft der Stadt beschäftigen, nebeneinander gelegt werden und geprüft wird, dass es keine einzelnen Aussagen gibt, die sich widersprechen“, erklärt FDP-Fraktionsvorsitzender Joachim C. Heitmann. Hintergrund: Derzeit beschäftigen sich Politik und Verwaltung parallel mit einem Mobilitätskonzept, einem Parkraumkonzept, einem Klimaschutzkonzept, einem Lärmreduktionsplan und einem Luftreinhalteplan. Dazu kommt noch eine kulturhistorische Analyse des Wallvierecks. Die Ergebnisse sollen in eine Entwicklungsplanung einfließen, die (mindestens) die nächsten zehn Jahre umfasst.

So erstellt ein Gutachter im Auftrag der Krefelder Verwaltung derzeit ein Integriertes Mobilitätskonzept. „Zielhorizont ist das Jahr 2030+“, heißt es von den Experten aus dem Rathaus. Nach der Auftragserteilung an das Büro LK-Argus, Kassel, im Dezember 2018 wurden im ersten Halbjahr 2019 Analysen durchgeführt sowie Handlungsschwerpunkte zur Ermittlung eines Leitbilds erarbeitet. „Das Leitbild ,Krefeld 2030+’, welches als Zukunftsvision für die künftige Mobilitätsentwicklung eine wesentliche Grundlage für das Mobilitätskonzept darstellt, wurde unter Einbeziehung der Öffentlichkeit und von Experten erstellt“, so der Gutachter. Durchgeführt wurden unter anderem zwei öffentliche Veranstaltungen, eine Online-Beteiligung und drei Sitzungen des Expertenbeirats. „Mit dem Mobilitätskonzept wird nicht der versucht, den Pkw-Verkehrt ab sofort massiv aus der Innenstadt zu verdrängen“, sagt Ratsherr Jürgen Hengst, planungspolitischer Sprecher der SPD. „Wichtig ist allerdings, den Bürgern frühzeitig ein belastbares Angebot alternativer Möglichkeiten anzubieten.“ Gleichzeitig soll die City als Wohnstandort gestärkt werden. Hengst erinnert daran: „Es geht um Leitziele, nicht bereits um Maßnahmen. Die sollen in einem zweiten Schritt entwickelt werden.“ Ziel ist, dass der Rat das Mobilitätskonzept im August 2020 verabschiedet. Unterstützung erhält der SPD-Ratsherr vom CDU-Kollegen Jürgen Wettingfeld: „Wir sind am Beginn eines Prozesses, der sehr komplex ist. Es geht um Verbesserung der Mobilität, der Umwelt sowie der Verkehrssicherheit. Parallel müssen Wirtschaft, Industrie und Gewerbe eingebunden sowie gleichzeitig die Wohnqualität erhöht werden.“ Dem öffentlichen Personennahverkehr kommt hierbei eine zentrale Bedeutung zu. „Den regionalen Bereich können wir hierbei beeinflussen“, so der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende. „Wir müssen unter anderem über Ringbussysteme und eine verdichtete Taktung nachdenken. Und es stellt sich die Frage, was wir bereits im nächsten oder übernächsten Jahr umsetzen können.“ FDP-Chef Heitmann fordert zusätzlich eine Vernetzung in der Region: „Mit Blick auf 2030 brauchen wir einen S-Bahnanschluss an die Messe Düsseldorf sowie einen ICE-Haltepunkt am Krefelder Hauptbahnhof.“ Linken-Sprecherin Ursula Mende bezeichnet es als einen „Treppenwitz der Geschichte, dass ICE und Rhein-Ruhr-Express in Krefeld gebaut werden, aber die Stadt gar nicht anfahren“.

Mehr Tempo bei der Verwaltung erwarten Teile der Politik bei der Umsetzung des Parkraumkonzepts Innenstadt. Dabei waren 2016 Beratungen und Entscheidungen bis zur Erstellung und Vorlage eines Mobilitätskonzepts zurückgestellt worden. Anhand der Gesamtzulassungszahlen (2016 bis 2019, Zunahme um etwa 5 Prozent) in Krefeld geht die Verwaltung davon aus, dass die Verkehrsbelastung und damit auch der Parkdruck grundsätzlich zugenommen haben. Erste Schritte hat die Verwaltung bereits umgesetzt. So wurden die Pläne zur Modernisierung der Rathaus-Tiefgarage vorgestellt und beschlossen, in der Innenstadt wurden an neuen Standorten Fahrradboxen und -ständer aufgestellt. Von einer grundsätzlichen Parkgebührenbefreiung der Fahrzeuge mit E-Kennzeichen rät die Verwaltung „aus Gleichbehandlungsgründen“ ab, da dies als Benachteiligung der anderen Besucher der City angesehen wird, die mit dem umweltfreundlichen aber kostenpflichtigen ÖPNV oder per Fahrrad, das kostenpflichtig in der Radstation oder den Fahrradboxen abgestellt wird, anreisen.

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