Klimaschutz in Krefeld Lanxess will bis 2040 klimaneutral sein

Krefeld · Insgesamt investiert Lanxess bis zu 100 Millionen Euro, um den CO2-Ausstoß bis 2025 an allen Standorten um 800.000 Tonnen zu senken.

 Im Uerdinger Chempark ist das weltweit größte Lanxess-Werk für Farbpigmente beheimatet; dort werden Eisenoxid- und Chromoxid-Pigmente produziert

Im Uerdinger Chempark ist das weltweit größte Lanxess-Werk für Farbpigmente beheimatet; dort werden Eisenoxid- und Chromoxid-Pigmente produziert

Foto: Lanxess

Der auch im Uerdinger Chempark beheimatete Chemie-Konzern Lanxess will bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden und seine Treibhausgas-Emissionen von derzeit rund 3,2 Millionen Tonnen CO2 abbauen. Dies erklärte eine Konzernsprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Bereits bis 2030 will Lanxess den Ausstoß um 50 Prozent gegenüber heute auf rund 1,6 Millionen Tonnen CO2 reduzieren. Der Konzern würde damit schneller sein als Deutschland und Europa, die bis 2050 klimaneutral sein wollen. Als klimaneutral werden Prozesse bezeichnet, bei denen das atmosphärische Gleichgewicht nicht verändert wird und es nicht zu einem Netto-Ausstoß von Treibhausgasen kommt.

Auch die Lanxess-Anlagen in Krefeld tragen dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Ein wichtiges Prinzip zur Energieeinsparung: Die Wärme, die in den Produktionsprozessen entsteht, wird zur Erzeugung von Dampf („Abhitze“) genutzt und zu erheblichem Teil wieder in den Versorgungskreislauf eingespeist. Dieses Verfahren wird nach Unternehmensangaben in Uerdingen, Leverkusen und Baytown (USA) in erheblichem Umfang genutzt. In Uerdingen wurden zudem zwei Lachgas-Reduktionsanlagen im Produktionsprozess für Adipinsäure installiert. Die erste Anlage dieser Art in Deutschland wurde 1992 in Uerdingen in Betrieb genommen und verbucht seither Emissionseinsparungen von rund 85 Prozent. In einem thermischen Prozess wird Lachgas vom Abgasstrom der Adipinsäure-Herstellung abgespalten und bei Temperaturen über 1.000 Grad Celsius in Sauerstoff und Stickstoff aufgebrochen. Die dabei erzeugte Hitze generiert Dampf, der in das Versorgungsnetz des Standorts gespeist wird. Das Projekt wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ und mit dem „VCI Responsible Care Award Nordrhein-Westfalen“. Die Uerdinger Anlage hat nach Angaben des Unternehmens wesentlich dazu beigetragen, dass der Ausstoß von Treibhausgasen zwischen 2004 bis 2018 von rund 6,5 Millionen auf etwa 3,2 Millionen Tonnen CO2 halbiert wurde.

Das Unternehmen will mit dem Ziel für das Jahr 2040 den Forderungen gerecht werden, die im Pariser Klimavertrag formuliert sind, erklärt der Konzern. In diesem Abkommen hat die Weltgemeinschaft beschlossen, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. 196 Staaten haben dazu 2015 in Paris einen völkerrechtlich bindenden Vertrag beschlossen. Das Abkommen soll dafür sorgen, dass die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit beschränkt wird; die Staaten wollen sogar versuchen, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Das Abkommen ist 2016 in Kraft getreten – Bedingung war, dass mindestens 55 Staaten, die für mindestens 55 Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich sind, den Vertrag ratifiziert hatten. Auch China und die USA haben als die größten Kohlendioxid-Ausstoßer den Vertrag unterzeichnet.

„Mit unserem neuen Ziel, 2040 klimaneutral zu sein, werden wir unserer Verantwortung als globaler Spezialchemie-Konzern gerecht“, erklärte Lanxess-Vorstandsvorsitzender Matthias Zachert. Zudem verwies er auf die langfristige Kostensenkung durch mehr Ressourceneffizienz: „Klimaschutz ist ein Business Case“, so Zachert.

Um das Ziel zu erreichen, baut der Konzern am Standort Antwerpen, Belgien, eine Anlage zur Zersetzung von Lachgas. Die neue Anlage geht 2020 in Betrieb und reduziert die jährlichen Emissionen des Treibhausgases um rund 150.000 Tonnen CO2, ab 2023 um weitere 300.000 Tonnen. Die indischen Standorte sollen vollständig auf regenerative Energie umgestellt werden. Zudem baut der Konzern die Versorgung mit Biomasse und Solarenergie aus und verzichtet künftig auf den Einsatz von Kohle und Gas. Einsparvolumen: Bis 2024 sinkt der CO2-Ausstoß um weitere 150.000 Tonnen. Insgesamt investiert Lanxess bis zu 100 Millionen Euro, um den CO2-Ausstoß bis 2025 an allen Standorten um 800.000 Tonnen zu senken.

Trotz steigender Produktionsmenge soll der Ausstoß von Treibhausgasen sinken. Der Einfluss auf die CO2-Bilanz soll zum Investitionskriterium werden. „Geschäftsbereiche, die ihre Treibhausgas-Emissionen überdurchschnittlich stark senken, haben so einen direkten finanziellen Vorteil“, erklärt Lanxess dazu. Die CO2-Reduktion soll zum Bewertungskriterium im Bonussystem für Führungskräfte und Vorstand werden.

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