Kommentar zum Fest-Wochenende zum Jubiläumsjahr Warum Feiern nicht nur erlaubt, sondern geboten ist

Krefeld · Der Festakt am Sonntag ist der zeremonielle Höhepunkt des Krefelder Festjahres. Er wird begleitet von spektakulären Licht-Video-Shows. Prompt gibt es in den sozialen Netzwerken Kritik an den Kosten. Warum es einer Stadt nicht nur erlaubt, sondern geboten ist, sich auch mal zu feiern.

 Jens Voss

Jens Voss

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Stadt Krefeld hat auf ihrer Facebook-Seite auf die wirklich eindrucksvollen Licht-Video-Shows verwiesen, die ab morgen auf dem Rathaus- und dem Theaterplatz zu sehen sind. Prompt gab es auch Kritik – man hätte mit den Kosten Löcher in den Straßen stopfen können. Die meisten Kommentatoren zeigten sich allerdings beeindruckt von dem, was sie da sahen. Man braucht gar nicht verdruckst um den Einwand drumrumzureden. Es ist gut, dass Krefeld sich feiert, denn jedes Gemeinwesen braucht auch Selbstvergewisserung und Selbstbestätigung. Es ist wie bei unseren Geburtstagsfeiern: Wer ein Fest zum Tag seiner Geburt ausrichtet, und elementar dessen gedenkt, dass er da ist, ist kein Narzisst, der mal so richtig an sich denken möchte – das könnte man auch alleine machen. Nein, wer Familie und Freunde einlädt, vergewissert sich zusammen mit anderen, dass es gut ist zu leben, und zwar mit Menschen, die einen mögen, im besten Falle lieben. Ein solches Fest ist nicht selbstverliebt, sondern einem Lebens- und Menschenkreis zugewandt: ein Wir-Fest, kein Ich-Trip.

Krefeld hat genug mit Selbstzweifel und Selbstkritik zu tun. Die Stadt kämpft, sie weiß um ihre Problemzonen. Eigentlich kommt das Jubiläumsjahr genau richtig in dieser durchaus schwierigen Gegenwart: Als Erinnerung und Versprechen, dass man etwas auf sich hält. Vielleicht ist das ja das Problem der Stadt gewesen: dass sie eine Phase des „nichts auf sich halten“ hinter sich hat. Trauriges Symbol dafür ist das in den vergangenen 20 Jahren heruntergekommene Seidenweberhaus. Diese Phase ist vorbei. Etwas auf sich halten ist eben keine arrogante Eliten-Pose, sondern Ausdruck von bürgerlichem Selbsterhalt, von dem Willen, „der Stadt Bestes“ zu suchen – wobei Stadt für die Einwohnerschaft steht. Niedergang nicht dulden: Das hat eine harte Seite im Alltag und eine schöne, leichte, heitere im gemeinsamen Fest. Beides ist wichtig – das Zweite beseelt das Erste. So ist es gut, dass Krefeld sich an diesem Wochenende in besonderer Weise seiner selbst vergewissert und feiert.

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