Sport in Krefeld Boxen für mehr Körpergefühl

Manche Kinder können nicht einmal mehr rückwärts gehen: Mit einem neuen Projekt wendet sich eine Boxschule an Kinder bis 14 Jahre. Sie werden kostenfrei in Koordination, Motorik und Bewegungsabläufen geschult.

Rene und Marlon lassen im Ring die Fäuste fliegen. Dumpf ist der Aufprall, wenn die Boxhandschuhe aufeinander treffen. Mit ihren Füßen trippeln sie auf dem Boden, drehen sich umeinander herum. Dann holt Marlon zum Schlag aus, Rene duckt sich flink unter seinem ausgestreckten Arm hindurch. „Das sieht schon sehr gut aus“, ruft Trainer Manfred „Manni“ Faber, der das Geschehen vom Rand beobachtet hat.

Die beiden Jungs sind zwei von vier jungen Talenten, die an jenem Dienstagabend im SouthSide Boxing Gym an der Tannenstraße trainieren. Gerade steht eine Partnerübung auf dem Plan: Sie lernen dabei Schläge zu meiden, abzurollen und dem Gegner auszuweichen.

Rene und Marlon teilen sich den Ring mit Lasse und Aron. Die vier werden von Faber speziell gefördert. Während die Jungs ihre Übungen machen, erzählt der Boxcoach von einem neuen Projekt, das er ins Leben gerufen hat. „Beweg dich wie ein Schmetterling“, so der Titel. Es richtet sich an Kinder und Jugendliche, deren Bewegungsfähigkeit einseitig entwickelt oder eingeschränkt ist.

Denn immer wieder erleben Faber und sein Team, dass Kinder Defizite in ihrer Motorik und ihrem Bewegungsablauf haben. „Einige Kinder können zum Beispiel nicht mehr Rückwärtslaufen“, erzählt der Boxtrainer. Eine Tendenz, die sich in den vergangenen Jahren immer weiter verstärkt habe. Über die Gründe kann Faber nur mutmaßen: „In meiner Kindheit waren wir viel draußen und sind auf Bäume geklettert.“ Heute würden viele Kinder nur noch vor ihrer Spielekonsole sitzen.

Boxtraining sei für Kinder, die Action wollen, genau die richtige Motivation. Und so bietet das SouthSide Boxing Gym ab dem 1. August ein Seminar an, in denen Kindern wieder ihr eigenes Körpergefühl nahe gebracht wird. Sie lernen  grundlegende Methoden der Bewegungsschule kennen. Die Übungen  zielen darauf ab, die Koordination zu schulen, die körperliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen und die Selbstkontrolle zu verbessern. Und neben den Bewegungen lernen sie Grenzen kennen: ihre eigenen und die der anderen. „Sie lernen, Regeln zu akzeptieren und sie einzuhalten“, sagt Faber. Auch Aggressionen können so abgebaut werden.

Das ganze Seminar geht drei Monate lang, zwei Mal in der Woche können die Kinder trainieren. Die Teilnahme ist kostenfrei. Beteiligt ist nicht nur Manfred Faber, sondern auch die Sozialpädagogin Sabine Fricke, Erzieherin Julia Bist, Rückenschullehrerin Bärbel Wölfl und Assistenztrainer Sebastian Contzen.

Talente werden nach drei Monaten in den Boxclub eingegliedert. Ähnlich wie Lasse, Marlon, Aron und Rene werden sie dann speziell gefördert. „Dabei geht es nicht darum, aus ihnen die nächsten Boxweltmeister zu machen“, betont Faber. „Wir wollen ihnen eine langfristige Perspektive in unserem Club bieten. Wir sind wie eine große Familie, von der sie ein Teil werden können.“

 Rene (10) und Marlon (12) lernen in einer Partnerübung, wie sie ihrem Gegner ausweichen können. Von Trainer Manfred Faber gibt es Lob.

Rene (10) und Marlon (12) lernen in einer Partnerübung, wie sie ihrem Gegner ausweichen können. Von Trainer Manfred Faber gibt es Lob.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Immer wieder bietet der Sportclub besondere Seminare für Jugendliche an. Eines der Erfolgreichsten: „Drei Minuten können lang sein.“ Der Boxclub bringt dabei Schülern der Gesamtschule Kaiserplatz Grundlegendes über den Sport bei.

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