Aufführung in Krefeld Kinder begeistern mit Brecht Assoziationen

Krefeld · Wie vielseitig Bewegungen sein können, zeigten die Tänzer des „StadtKinderTanz“ bei ihrer Aufführung. Es gab viel Applaus.

 Zettel mit unterschiedlichen Hauptwörtern regneten auf die jungen Tänzer nieder. Später wurden daraus Papierflieger.

Zettel mit unterschiedlichen Hauptwörtern regneten auf die jungen Tänzer nieder. Später wurden daraus Papierflieger.

Foto: Kresch

Die weißen Säulen in der Fabrik Heeder haben lauter herausragende quadratische Regalbretter bekommen: Auf ihnen hocken sehr konzentriert die 13 barfüßigen Tänzer vom „StadtKinderTanz“. Der junge Nachwuchs hat das Stück „Waswie – Wowie“ als Beitrag zum Schwerpunkt Bertolt Brecht auf die Bühne gebracht.

Die Aufführung am Sonntagnachmittag war ein großer Erfolg. Mütter trampelten, Geschwister jubelten, Großeltern klatschten. Man war sehr angetan von den Kindern und ihrem Choreografen Andreas Simon.

Die Kinder haben einen äußerst ruhigen Beginn gestaltet und damit sehr schön das Klischee von der Unfähigkeit zur Konzentration widerlegt. Es war gut zu sehen, welche Mühe sie sich gaben, in dieser ersten Phase ruhig und ernst zu bleiben. Es gelang durchaus und übertrug sich auf das Publikum.

Die Farben ihrer Kleidung waren schwarz und weiß, betont mit glänzendem Gold. Bei jedem Tänzer war die Kombination anders. Die eine trug ein güldenes Band um ihre Fessel, einen zierte ein Armreif mit goldenen Zeichen und ein Mädchen schmückte ein glänzendes Wams. Das verband die 13 zu einer Gemeinschaft und verlieh ihnen zugleich Eigenständigkeit.

Nach der ersten ruhigen Phase tropfen zögerliche Wassertropfen, akustisch, wie in einer Grotte nach unten. Die Kinder falten ihre Hände auseinander und lösen sich von ihren Brettern. Maschinengeräusche, Sirenen. Dann zeigen die Kinder ihre artistischen Fähigkeiten: Sie laufen hin und her, sie bilden Reihen und Formationen, sie tanzen und turnen. Mit ihrer Körperspannung erobern sie auch den Raum: Wer schlägt das Rad? Wer posiert lässig mit der Sonnenbrille? Wie überquere ich einen Fluss?

In Variationen tut das einer aus dem Ensemble. Er krabbelt, schlägt Purzelbäume, schreitet oder springt. Jede Berührung mit der schwarzen Matte erzeugt einen Ton – wieviele Möglichkeiten der Berührung gibt es überhaupt?

Dann regnen Zettel mit sehr unterschiedlichen Hauptwörtern hernieder. „Krone“, „Schnupfen“, Kellerassel“, „Husten“, sind nur ein paar Beispiele.

Doch später verwandeln sie sich in Papierflieger und bündeln einmal mehr die Erinnerungen der Zuschauer. Ganz am Schluss – nach der Aufführung – tritt ein kleiner Junge auf die Bühne, sammelt Papierflieger ein und schickt sie über die Bühne – ein kleines Beispiel für gelungenes interaktives Theater.

Die Kinder zeigen noch viel mehr Möglichkeiten der Bewegung im Raum: Sie marschieren durch Dampfwolken, sie boxen paarweise miteinander, sie nehmen die Rhythmen der Musik (Jakob Rullhusen) auf. Ein Junge klettert sogar um die weißen Säulen herum. Die jungen Tänzer unter der Leitung von Andreas Simon haben das großartig gemacht und das Publikum mit ihrem Auftritt fasziniert.

Die inhaltlichen Bezüge zu Brecht sind eher assoziativ und hängen davon ab, wie gut man das Werk des Schriftstellers kennt – das macht einen Reiz dieser Aufführung aus.

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