Krefeld Krefeld ist Boom-Region für Dienstleister

Krefeld · Die Industrie- und Handelskammern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein haben am Dienstag in Düsseldorf den Konjunkturbericht für dieses Jahr vorgestellt: Ein Aufschwung ist in Sicht und zieht auch die Wirtschaft in Krefeld mit.

 Die grüne Kurve zeigt die Erwartungen, die rote die aktuelle Lage. Die blaue Kurve für das Geschäftsklima bildet einen Mittelwert ab.

Die grüne Kurve zeigt die Erwartungen, die rote die aktuelle Lage. Die blaue Kurve für das Geschäftsklima bildet einen Mittelwert ab.

Foto: IHK

Eine Branche in Krefeld geht das Jahr besonders optimistisch an — die Dienstleistungssparte. Sie ist Konjunkturspitzenreiter in der Stadt mit einem Klimaindex von 51. Damit liegen die Erwartungen in Krefeld deutlich über denen in der Gesamtregion mit Düsseldorf, Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss und den Kreisen Viersen und Mettmann mit 36 Punkten. Die Branche ist damit Vorreiter für andere Sparten, die mit Ausnahme des produzierenden Gewerbes in Krefeld alle von einem mehr oder weniger deutlichen Aufschwung in diesem Jahr ausgehen.

Optimisten sind deutlich in der Überzahl

Nur jedes achte Unternehmen bezeichnet seine Lage als schlecht. Mehrheitlich befriedigend beurteilen 58 Prozent die aktuelle Geschäftsentwicklung, 30 Prozent bezeichnen sie sogar als gut. So viel Optimismus dürfte vor allem auch Kämmerer Ulrich Cyprian freuen. Inwieweit die positiven Zahlen sich demnächst im Steueraufkommen der Kommune bemerkbar machen, ist Zukunftsmusik. Fest steht, dass die unter Nothaushalt agierende Stadt Krefeld jede Zusatzeinnahme gebrauchen kann.

Optimisten sind gegenüber den Pessimisten in der Seidenstadt deutlich in der Überzahl: 40 Prozent gehen von einer Verbesserung der Geschäfte gegenüber 2013 aus, 47 Prozent rechnen mit konstanten Verhältnissen und nur 13 Prozent machen sich Sorgen über Verschlechterungen. Dazu gehört das produzierende Gewerbe, für das der Geschäftsklimaindex von niedrigen 18 auf noch niedrigere 16 gesunken ist.

Keine Änderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sicht

Die Arbeitslosigkeit ist in Krefeld mit 11,7 Prozent hoch. Gleichwohl sind im Bereich Logistik 409 und im Gesundheitswesen 286 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse entstanden. Das verarbeitende Gewerbe hat 451 Stellen abgebaut. In diesem Jahr wird sich auf dem Arbeitsmarkt laut den insgesamt 800 befragten Unternehmen kaum etwas ändern. In Krefeld stehen Veränderungen vor allem in der Stahl- und Guss-Industrie bevor.

Die von der Industrie gesehenen Risiken fokussieren sich stark auf das Thema Energie mit den Fragen: Was wird aus der EEG-Umlage und wie entscheidet Brüssel über die in Deutschland mögliche Befreiung von Kosten für den Energiewandel?

Insgesamt zeigen sich die Einschätzungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung in den unterschiedlichen Branchen eher einheitlich. Der zaghafte Optimismus allenthalben stützt sich auf die gestiegene Inlandsnachfrage. Dem Einzelhandel geht es gemäß der Umfrage so gut wie in den vergangenen drei Jahren nicht mehr. Der Auslandsabsatz ist bekanntlich schon lange auf hohem Niveau.

Region ist gleichauf mit Bayern

Die hiesige Region, so Udo Siepmann und Rainer Növer von den Industrie- und Handelskammern, zähle zu den leistungsstärksten und rangiere im Vergleich vor dem Bund, Hamburg und dem Ruhrgebiet, gleichauf mit Bayern und der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart. Das führe zu ausgeprägtem Berufsverkehr der Pendler jeden Morgen und jeden Abend, berichtete Siepmann. Die Zahl der Fachkräfte vor Ort reiche zum Beispiel in der boomenden Baubranche nicht aus, so dass der Standort für Menschen aus strukturschwächeren Nachbarregionen wie dem Bergischen Land eine große Anziehungskraft ausübe.

Siepmann beleuchtete den so genannten Überschwappeffekt aus seiner Perspektive. Städte wie Krefeld sollten sich nicht damit begnügen, Einwohner, die zum Beispiel Düsseldorf wegen der hohen Mieten und Lebenshaltungskosten verlassen, aufzunehmen, sondern auch Flächen für die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe bereitzustellen beziehungsweise zu sichern. In Ballungsräumen ließen sich kaum noch Areale für die Neuansiedlung von Industrie finden, weil die Wohnbebauung diesen Flächen schon zu nahe gerückt sei. Allein auf die Aktivierung von Brachflächen zu setzen, werde den Bedarf nicht decken, meinte Siepmann —und außerdem dauere dies oft zu lange. "Das Thema Flächen ist ein großes für die Aufstellung des neuen Regionalplans", erklärte Düsseldorfs IHK-Hauptgeschäftsführer.

(RP)
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