Trailer-Port Linn „Linn kocht vor Wut“

Krefeld-Linn · Linn ist auf den wachsenden Lkw-Verkehr aus dem Rheinhafen nicht vorbereitet. Der für den Linner Hafenbahnhof geplante Trailer-Port sorgt für zusätzlichen Unmut. Eine Podiumsdiskussion des Linner Bürgervereins sollte aufklären.

 Mit Plakaten drückten die Linner ihre Ablehnung beim Info-Abend zum geplanten Trailer- Port aus.

Mit Plakaten drückten die Linner ihre Ablehnung beim Info-Abend zum geplanten Trailer- Port aus.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

An der rückseitigen Wand der Linner Museumsscheune waren gut sichtbar Banner angebracht. Auf dem Plakat des Linner Bürgervereins stand „Stoppt LKW zum Schutz der Bürger und der Umwelt“ und auf dem der Bürgerinitiative Carl-Sonnenschein-Straße / Am Plänsken – Viertel  „Stopp Trailer-Port“. Bürger aus Linn, Oppum, Gellep-Stratum ja selbst aus Bockum füllten die Scheune bis auf den letzten Platz. Neben vielen lokalen Politikern und Bezirksvertretern waren auch die Vorstände der Bürgervereine von Gellep-Stratum und Oppum erschienen. In rot und weiß gehaltene Handzettel des Linner Bürgervereins, der zu einem „Scheunengespräch“ eingeladen hatte, waren auf den Stühlen verteilt. Ins Auge sprangen die Zeilen „Linn kocht vor Wut. Stopp dem Lkw-Wahnsinn!!!“

Zusätzlich entfacht hatte den Unmut eine Bemerkung des Bezirksvorstehers Hans-Jürgen Tacken, der die Bedenken der Bürger auf einer Sitzung als „aufgebauschtes Geplänkel“ abgetan hatte, wie die RP berichtete. Wer aber jetzt einen gewaltigen „Shitstorm“ erwartet hatte, lag falsch. Dies lag zum einen an der straffen Moderation des Redakteurs der „Linner Bürgerpost“, Norbert Peters, zum anderen an dem mit den Aufsichtsratsmitgliedern Jürgen Hengst (SPD), Thorsten Hansen (Grüne), den Ratsmitgliedern Stefan Gahlke (CDU) und Joachim C. Heitmann (FDP), Stadtplanungschef Norbert Hudde und der Vorsitzenden des Linner Bürgervereins, der Architektin Ursula Giebels, und Hans-Jürgen Borchers von der neu gegründeten  Bürgerinitiative hochkarätig besetzten Podium, dem die Probleme mit dem schleichend auf ein unerträgliches Maß anwachsenden Lkw-Verkehr aus dem Krefelder Hafen wegen der jahrelangen Vorarbeit der Bürgervereine von Linn und Gellep-Stratum durchaus geläufig war.

Der Sprecher der Bürgerinitiative Hans-Jürgen Borchers brachte die Sorgen der Bürger auf den Punkt: „Als wir vor Jahrzehnten in das Carl-Sonnenschein-Viertel zogen, siedelten wir in grüner Umgebung. Inzwischen aber sehen wir uns von Gewerbegebieten umzingelt, und nun kommt noch der neue Trailer-Port mit seinem ausufernden Lkw-Verkehr hinzu, für den die Carl-Sonnenschein-Straße die bisher einzige Zu- und Abfahrt darstellt.“ Eine Erzieherin des nahen Kindergartens ergänzte: „In diesem Jahr ist es dreimal zu Beinahe-Unfällen unserer Kinder gekommen, da Lkw-Fahrer das Rotlicht auf der Königsberger Straße missachteten.“ Die Gellep-Stratumer können ein Lied davon singen, wie Lkw-Fahrer in den Wohngebieten ohne sanitäre Infrastruktur ihre Wartezeiten verbringen. Dieses Problem überzieht allmählich auch Linner Straßen und sorgt für wachsenden Unmut der Anrainer. Die Bürgerinitiative argwöhnt, dass der Trailer-Port installiert wird, ohne dass die Carl-Sonnenschein-Straße als Zufahrt aus der Planung ausgenommen werde.

Nach jahrelangem Streit der Verantwortlichen mit dem Eisenbahnbundesamt (EBA), das die Fördermittel genehmigt, um die künftige Ausrichtung des alten Linner Hafenbahnhofs, und einer durch das Schweigen der Politik geförderten Gerüchteküche, vermuteten nicht wenige Linner, dass hinter ihrem Rücken Nägel mit Köpfen gemacht und sie schließlich mit einer nicht in ihrem Sinne gestalteten Lösung des Lkw-Verkehrs vor vollendete Tatsachen gestellt würden.

In diese Kerbe schlug auch Heitmann, der sich darüber wunderte, dass kein Verantwortlicher aus der Geschäftsführung der Krefelder Hafengesellschaft auf der Veranstaltung auftrat. Außerdem seien die Ratsgremien noch nicht mit der Problematik befasst.  Er habe als Vorsitzender des Aufsichtsrates ausdrücklich um ein Nichterscheinen gebeten,  nahm Jürgen Hengst die Geschäftsführerin Elisabeth Lehnen in Schutz. Die Planung sei noch nicht abgeschlossen und man müsse dafür der Geschäftsführung einen seriösen Zeitraum lassen, verschiedene Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. „Wir sind Opfer unseres Erfolges“, konstatierte Grünen-Politiker Hansen. Die großen Ansiedlungen im Hafenbereich seien vertraglich verpflichtet worden, ihre Verkehre möglichst über die Schiene abzuwickeln. Dazu diene der Trailer-Port.

Überall in Europa beginne man, solche Einrichtungen zu installieren, die die Straße entlasteten, sagte Hengst. Da man mit der Südabfahrt nicht weiterkäme, würde man die bereits früher diskutierte „Große Lösung“ des Kreisels Floßstraße planen. Dabei würde der B-Plan 777 überarbeitet und der Verlauf der Mündelheimer Straße geändert. Der Kreisel Floßstraße würde für eine Nutzung durch Schwerlastverkehr gebaut, und er erhielte einen fünften Zweig für eine neu zu bauende Zufahrt vom Trailer-Port zur B288, ergänzte Stadtplaner Hudde. Eine sechs Meter hohe und 475 Meter lange Lärmschutzwand würde das Carl-Sonnenschein-Viertel vor LKW-Lärm schützen. Das ganze Viertel würde von der Verminderung des LKW-Verkehrs profitieren.

Mitnehmen von der Veranstaltung in der Museumsscheune konnten die Linner Bürger, dass nunmehr die große Kreisellösung angestrebt und der Verkehr von der Carl-Sonnenschein-Straße durch eine Direktanbindung an die B 288 ferngehalten würde. Es blieben aber auch viele Fragen offen, die bei einer zweieinhalbstündigen Veranstaltung nicht aufgelöst werden konnten: Auf welche Weise können die Bürger rechtzeitig über den Fortgang des Planungsprozesses informiert werden? Wo kann der ruhende Verkehr Wartezeiten verbringen? An welchen Stellen sollen Umwelt-Messstellen installiert werden? Warum wird das Schienennetz der Hafenbahn nicht erweitert, um Direktverkehr zwischen Hafen und Hafenbahnhof zu ermöglichen, die die Straße weiter entlasten? Wäre nicht eine streng kontrollierte Mobilitätsplanung für Krefeld dringend vonnöten? Als sich Bürger und Politiker an der Theke des Winkmannshofes zum Nachgespräch mischten, konnte man gut wahrnehmen, dass Demokratie auf der untersten Ebene am besten funktioniert.

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