Fehlende Kita-Plätze Wildkräutersiedlung als Kita-Standort umstritten

Krefeld · Die Verwaltung plant, in der Wildkräutersiedlung in Fischeln eine Kindertageseinrichtung mit drei Gruppen zu bauen. Dagegen gibt es Protest.

 Anke Freis und Angela Otten halten die Wiese inmitten des Wohngebiets für nicht geeignet als Kita-Standort. Sie befürchten, der Hol- und Bringverkehr würde die Wildkräutersiedlung überlasten.

Anke Freis und Angela Otten halten die Wiese inmitten des Wohngebiets für nicht geeignet als Kita-Standort. Sie befürchten, der Hol- und Bringverkehr würde die Wildkräutersiedlung überlasten.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Ein vor rund zwei Jahrzehnten zu den Akten gelegtes Kita-Bauprojekt soll jetzt möglicherweise doch realisiert werden: Die Verwaltung zieht aufgrund hunderter fehlender Kita-Plätze in Krefeld in Betracht, auf einem Grundstück, das inmitten der so genannten Wildkräutersiedlung am Ortsrand von Fischeln liegt, eine Kindertageseinrichtung für drei bis vier Gruppen zu bauen. Gegen dieses Vorhaben gibt es Protest. Sowohl Anwohner als auch die Landtagsabgeordnete Britta Oellers (CDU) halten den Standort für ungeeignet.

Die Kritik an dem möglichen Kita-Neubau entzündet sich vor allem an der verkehrlichen Situation in der Siedlung. „Es gibt überhaupt keine Parkplätze und die Zufahrten in die Siedlung sind so schmal, dass kaum zwei Autos aneinander vorbei kommen. Wenn ein Paketauslieferer hier steht, geht gar nichts mehr“, berichtet Anwohnerin Anke Freis. Nahe des in Frage kommenden Bauplatzes gibt es im östlichen Teil des Wohngebiets neun öffentliche Stellplätze, im westlichen sechs. Diese seien in der Regel besetzt. Dass Eltern zukünftiger Kita-Kinder ihre Sprösslinge mit dem Rad in die Kita bringen, halten die Anwohner für unrealistisch. „Gerade wer einen U-3-Platz benötigt, wird ja direkt zur Arbeit weiterfahren und daher mit dem Auto unterwegs sein“, sagt Freis. „Dieses Wohngebiet kann diesen Verkehr inklusive Parkplatzsuche nicht aufnehmen, das funktioniert nicht“, meint sie. Die Anwohner fürchten, dass ihre Lebensqualität leiden würde und dass in der Siedlung lebende Kinder durch den Hol- und Bringverkehr zur Kita gefährdet werden würden. Die meisten Kinder seien heute, 18 Jahre nach dem Bau der Siedlung, längst dem Kita-Alter entwachsen. Damals habe man den Bauherren eine Kita versprochen. Dass sie jetzt entstehen soll, wo es vor Ort keinen Bedarf mehr gibt, stößt den Anwohnern sauer auf. Ihr Vorschlag: Die Stadt soll Bau der sowieso geplanten Kindertageseinrichtung Fischeln Süd-West, wenige hundert Meter entfernt, so schnell wie möglich beginnen. Denn dort entstehe schließlich auch der Bedarf. „Es wäre doch gut, wenn die Kita dort fertig wäre, bevor die Häuser gebaut werden“, meinen die Anwohner der Wildkräutersiedlung.

 Für das Grundstück zwischen Golddistel- und Weidenröschenweg besteht bereits Baurecht für die Errichtung einer Kita. Eigentlich sollte die Kita vor 18 Jahren zeitgleich mit dem Bau der Einfamilienhäuser erfolgen. Jetzt hat die Verwaltung den Plan wieder aus der Schublade geholt.

Für das Grundstück zwischen Golddistel- und Weidenröschenweg besteht bereits Baurecht für die Errichtung einer Kita. Eigentlich sollte die Kita vor 18 Jahren zeitgleich mit dem Bau der Einfamilienhäuser erfolgen. Jetzt hat die Verwaltung den Plan wieder aus der Schublade geholt.

Foto: Stadt Krefeld

Das glaubt auch Britta Oellers, Landtagsabgeordnete für die CDU. „Ich halte den Standort Wildkräutersiedlung für nicht glücklich und wäre dafür, stattdessen zügig in Süd-West eine Kita zu bauen“, sagt sie. Mit der An- und Abfahrt würde das Wohngebiet nämlich „überfordert“ sein. Zudem hielte Oellers es für unglücklich, wenn die Grünfläche inmitten der Siedlung „für das Miteinander“ sowie als Spiel- und Bolzwiese wegfallen würde: „Wir müssen auch Freiflächen anbieten, wo Kinder sich austoben können.“ Bei der Suche nach geeigneten Grundstücken müsse die Politik — sie selber eingeschlossen — „ohne „Tunnelblick kreativ“ werden. „Die Verwaltung sollte sich nicht darin verkämpfen, die Beschwerden der Nachbarn abzuarbeiten, sondern ihre Kraft dafür einsetzen, den Standort Fischeln Südwest voranzutreiben oder alternative Grundstücke zu finden.“ Das habe im Falle Kita Krützboomweg ja auch funktioniert.

Die Verwaltung hat das Grundstück in der Wildkräutersiedlung deswegen aus der Schublade geholt, weil es dort bereits Baurecht für eine Kita gibt und ein Neubau somit sehr schnell realisiert werden könnte. „Auf dieser Fläche ist seit Gründung der Siedlung eine Kindertageseinrichtung geplant gewesen. Diese ist u.a. aufgrund der Priorisierung auf große Kita-Bauprojekte (fünf und mehr Gruppen) bislang nicht umgesetzt worden. Aufgrund der weiter steigenden Bedarfe für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren in Fischeln, des bestehenden Rechtsanspruches auf einen Betreuungsplatz und knapper werdender Flächen, ist dieser Standort wieder aktuell geworden. Derzeit wird eine Umsetzung mit drei Gruppen geprüft“, heißt es im Statement der Verwaltung.

Unterstützung findet die Verwaltung im Lager der Grünen. Bezirksverordnete Anja Cäsar hält es für zumutbar, dass Eltern ihren Wagen außerhalb der Siedlung auf eventuell an der Dohmenstraße neu zu schaffenden Parkplätzen abstellen und die letzten hundert Meter zu Fuß zurücklegen. „Ich sehe es als Chance, an diesem Standort eine Kita zu bauen, weil die Stadt im Ausbau des Kita-Angebots hinterher hinkt.“ Es werde ja keine sehr große Kita werden und die Zufahrt sei von beiden Seiten — über den Golddistelweg oder den Weidenröschenweg — möglich. „Es wäre ein schöner Ort für eine Kita und beim aktuellen Kita-Platz-Notstand eine gute Entwicklung für Fischeln.“

Anke Freis fordert nun, dass Mitarbeiter der Verwaltung sich die Verkehrssituation vor Ort ansehen und sich mit den Argumenten der Hausbesitzer auseinandersetzen. Eine entsprechende Anfrage hat sie jetzt in der Einwohnerfragestunde der Bezirksvertretung gestellt.

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