Datenerfassung mit einem Flugzeug Krefeld plant 3D-Simulation der Stadt

Krefeld · Von der Stadt Krefeld soll es bald eine 3D-Simulation geben. Die soll bei der Verkehrsplanung helfen und zeigen, wie sich Überschwemmungen auswirken würden. Um den Plan zu erstellen, erfasste ein Flugzeug Rohdaten der Stadt.

 Die Nachbarn in Duisburg sind schon einen Schritt weiter: Der Duisburger Innenhafen ist bereits in 3D erlebbar.

Die Nachbarn in Duisburg sind schon einen Schritt weiter: Der Duisburger Innenhafen ist bereits in 3D erlebbar.

Foto: Stadt Krefeld/Lothar Strücken

(RP) Immer wieder war die kleine Propellermaschine in der letzten Zeit zu sehen und zu hören, als sie in unterschiedlichen Winkeln über Krefeld ihre Runden zog. Nur der genaue Beobachter aber entdeckte, dass im Rumpf des Flugzeuges eine Spezialkamera eingebaut ist. Das von der Stadt Krefeld beauftragte Dortmunder Unternehmen Aerowest hat mit diesem Flugzeug eine besondere Datenerfassung begonnen. Denn Krefeld wird bald eine eigene 3D-Stadtsimulation bekommen.

 Im Rumpf des Flugzeuges ist eine Kamera verbaut, die die speziellen Aufnahmen für die Simulation anfertigte.

Im Rumpf des Flugzeuges ist eine Kamera verbaut, die die speziellen Aufnahmen für die Simulation anfertigte.

Foto: Stadt Krefeld/Lothar Strücken

Die Simulation soll den Planern der Stadt in verschiedenen Bereichen helfen. „Nehmen wir hier den großen Bereich der Stadt- und Verkehrsplanung als Beispiel“, sagt Udo Hannok, Leitung der Abteilung Geoinformationen. Mit dem 3D-Modell werde es möglich, bei Realisierungswettbewerben 3D-Datensätze in die Simulation einzusetzen. So können Planungen digital im Modell sichtbar gemacht werden. „Wir können zum Beispiel einfach mal ausprobieren, wie sich ein neues Verwaltungsgebäude auf dem Theaterplatz in das Stadtbild einfügen oder welche Schatten ein potenzielles Windrad werfen würde, oder wir können das Werft-Gelände am Rhein in der Simulation umarbeiten“, erklärt Hannok. Für die Stadtplanung ergeben sich so viele neue Möglichkeiten.

 Digitalisierungskoordinator Markus Lewitziki und Udo Hannok, Leitung der Abteilung Geoinformationen.

Digitalisierungskoordinator Markus Lewitziki und Udo Hannok, Leitung der Abteilung Geoinformationen.

Foto: Stadt Krefeld/Lothar Strücken

Doch nicht nur im Bereich des Neubaus soll die Simulation positive Impulse liefern, sondern auch rund um das Thema Katastrophenschutz verspricht sich die Verwaltung der Stadt neue Einblicke. „Die dreidimensionale Simulation zeigt auch, wie Überschwemmungen und Hochwassersituationen sich auswirken würden“, erklärt Hannok. Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Verkehr. Mögliche verkehrstechnische Änderungen, Streckenerweiterungen oder Knotenpunktentwicklungen können durch das Programm besser verstanden und unter Umständen sogar visualisiert werden. Auch im Veranstaltungsbereich soll die Simulation helfen: Räumliche Strukturen werden mit der digitalen 3D-Karte wahrnehmbarer.

„Unser Fachbereich hat innerhalb der Verwaltung eine beeindruckende Digitalisierungs-Historie, und die neue 3D-Stadtsimulation reiht sich hier gut ein“, schildert Udo Hannok als Leitung der Abteilung Geoinformationen. „Wir waren immer schon innovativ und haben beispielsweise Ende der 1980er-Jahre als eine der ersten Kommunen überhaupt begonnen, unsere Karten zu digitalisieren. Die 3D-Simulation ist ein alter Wunsch.“

Der städtische Mitarbeiter weist aber auch auf die Chancen für die Bürger hin. Eigentümer, die planen, Veränderungen an ihrem Haus vorzunehmen, soll die Simulation dabei helfen, realistischer zu planen. Hannok erklärt, dass Architekten zum Beispiel mithilfe der digitalen Anwendung Verschattungen erkennen könnten. „Wir glauben, dass die 3D-Simulation für alle einen Mehrwert hat“, so der städtische Mitarbeiter.

Möglich wird die Realisierung des Projektes durch Innovationsmittel der „Smart City“ (Intelligente Stadt). Diese Mittel werden im Dezernat für Digitalisierung verwaltet. Als Koordinator und Chief Digital Officer (CDO) begrüßt Markus Lewitzki die Simulation und formuliert den Wert vor allem in Bezug auf die digitale Stadtentwicklung: „Smart City ist durch verschiedene Handlungsfelder geprägt, zu denen zum Beispiel Umwelt und Mobilität gehören. Das 3D-Modell stellt ein Querschnittsthema für alle Handlungsfelder dar. Es ist ein wichtiges Instrument für verschiedene Anwendungen und Visualisierungen.“

Die Idee für die Simulation kam aus dem Fachbereich Vermessungs- und Katasterwesen. Dieser war auf das Dezernat für Digitalisierung zugekommen, um die Projektidee vorzustellen und um finanzielle Unterstützung zu bitten. Lewitzki lobt das Vorgehen: „Genauso möchten wir es. Denn wir sind auf konkrete Projekte und Ideen aus der Verwaltung, aber auch aus der Bürgerschaft angewiesen. Nur so können wir gemeinsam die digitalen Bedarfe erkennen und darauf reagieren.“ Das sei ein dynamischer Prozess, der am Ende die Stadt für alle Seiten lebenswerter mache, so der Digitalisierungskoordinator.

Bis die 3D-Simulation fertiggestellt ist, dauert es noch einige Monate. Die Datenerfassung ist bereits abgeschlossen, und das Flugzeug, das vom Dortmunder Flughafen gestartet war, hat seinen Dienst erfüllt. Nun werden die Bilder, die die Kamera des Flugzeugs machte, in Simulationen übertragen. Das Team um die 3D-Simulation hofft, im Herbst eine Beta-Version des Projekts präsentieren zu können. Anfang des kommenden Jahres soll die 3D-Simulation dann final fertiggestellt sein.

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