Rat hat entschieden Illegales Bordell in Krefeld wird geschlossen

Krefeld · Die Entscheidung im Rat am Dienstagsabend war denkbar knapp und fiel nach eingehender Debatte in geheimer Abstimmung: Das illegale Bordell an der Mevissenstraße wird nicht nachträglich legalisiert.

 Der Rat der Stadt Krefeld hat beschlossen: Das illegale Bordell an der Mevissenstraße wird nicht nachträglich legalisiert.

Der Rat der Stadt Krefeld hat beschlossen: Das illegale Bordell an der Mevissenstraße wird nicht nachträglich legalisiert.

Foto: TL

Ein unappetitliches Kapitel der jüngeren Krefelder Stadtgeschichte geht zu Ende: Das illegale Bordell an der Mevissenstraße, das mutmaßlich durch Korruption seit drei Jahrzehnten geduldet wurde, wird nicht nachträglich legalisiert, indem der Bebauungsplan so geändert wird, dass ein Betrieb legal wäre. Dies hat der Rat gestern Abend in geheimer Abstimmung beschlossen. Die Konsequenz des Beschlusses: Die Stadtverwaltung wird gegen den Betrieb ordnungsbehördlich vorgehen und ihn schließen. Die Entscheidung war denkbar knapp und fiel mit 28 zu 25 Stimmen. Die Abstimmung ist auch ein Erfolg für Oberbürgermeister Frank Meyer, der sich in der Sitzung mehrfach eingeschaltet und eindringlich für ein Aus für das Bordell geworben hatte.

Vorausgegangen war eine Debatte, in der deutlich wurde, dass es in diesem Fall keine einfache Lösung gibt. Zum Auftakt erläuterte Meyer noch einmal, warum er für eine Schließung plädiert. Er verwies auf die „dubiosen Vorzeichen“, unter denen die Duldung zustande gekommen sei, und betonte, dass man nicht Schwarzbauten von Bürgern unterbinden und das Bordell bestehen lassen könne. Recht sei Recht, „wenn das das Prinzip ist, nach dem wir handeln, dann kann man an dieser Stelle nicht nachträglich Unrecht zu Recht machen“.

In der Debatte gibt es aber auch, wie CDU-Fraktionschef Philibert Reuters betonte, neben juristischen gewichtige sozialpolitische und ethische Fragen, etwa zu den Lebensumstände der Frauen in dem Bordell. Eine einheitliche Linie hat sich in der Fraktion nicht abgezeichnet. Die CDU habe die Entscheidung deshalb der Fraktion freigestellt. „Es gibt keinen goldenen Weg“, sagte Reuters.

Was er meinte wurde in der Debatte deutlich. Es ging um die Frage, ob es für die Arbeitsbedingungen der Prostituierten gut oder schlecht wäre, wenn das Bordell weiterbesteht. Die Arbeitsbedingungen, so argumentierten Barbara Behr von den Grünen und Julia Suermondt von der Partei Die Linke, würden mit einer Legalisierung eher besser. Behr wies etwa auf die Möglichkeit, dass die Frauen im Falle einer Schließung in den brutaleren Straßenstrich abdrifteten.

Dagegen sprach etwas, das FDP-Fraktionschef Joachim Heitmann ins Feld führte: Demnach plädiert die Krefelder Polizei für eine Schließung; sie glaubt auch nicht an eine Verdrängung in den Straßenstrich. Man darf mit Blick auf den Kampf von Polizeipräsident Furth gegen die in Krefeld grassierende, besonders menschenverachtende Wohnungsprostitution begründet vermuten: Wenn Furths Polizei sich für eine Schließung ausspricht, dann dürften die Zustände in dem Bordell übel sein.

Auch der Oberbürgermeister wollte es nicht im Raum stehen lassen, dass es den Frauen in diesem Bordell besser gehen als ohne. Er sagte an die Adresse der Grünen Behr, man solle sich doch mal fragen, wer profitiere. Der Betreiber des Bordells lebe außerhalb von Krefeld und verdiene mit dem Bordell „für uns unvorstellbar großes Geld“. Das Argument saß, Behr sah sich genötigt zu ergänzen, dass ihr schon klar sei, dass es den Frauen dort nicht gutgehe. Auch sie räumte im Übrigen ein, dass es auch in Grünen-Fraktion eine sehr kontroverse Debatte gegeben habe, und so sprach auch sie sich wie zuvor die CDU für eine geheime Abstimmung aus.

Und so sahen die Positionen aus: Die SPD folgte Meyer; auch für SPD-Fraktionschef Benedikt Winzen war es eine Frage der Glaubwürdigkeit, den Betrieb zu schließen. Die CDU war gespalten, was ihr den Vorwurf des Liberalen Heitmann einbrachte, man könne sich nicht in Interviews als Law-and-order-Partei profilieren und dann Illegalität nachträglich legalisieren wollen. Grüne und Linke waren mehrheitlich für eine Legalisierung.

Andeutungen von Meyer machten erneut klar, wie trübe das Kapitel ist. Er sprach mit Blick in die Vergangenheit von „erheblichen Fehlern“ bei der Duldung, die nicht erklärbar seien; von „einem schwer vermittelbaren Auftreten“ von Ratsmitgliedern (die allesamt nicht mehr im Rat sind), und er betonte, dass die Staatsanwaltschaft nicht ermittele, weil die in Rede stehenden Straftaten verjährt seien.

Im Raum stand natürlich der Verdacht, dass ein Bordellbetreiber mit großzügigen Spenden an Kultureinrichtungen eine Verwaltung und einen Rat geschmiert hat. Nun also: der Schnitt.

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