Unterstützung durch die NRW-Staatskanzlei IHK hilft beim Umgang mit dem Internet

Krefeld · Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein startete im vergangenen Herbst gemeinsam mit dem privatwirtschaftlichen Unternehmen BG-3000 und gefördert vom Land NRW die Initiative „Kein Azubi ohne Digi“.

 Von links: Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer IHK), Christina Hirt (Azubi Schaffrath), Heiko Kochem (Personalleiter Schaffrath GmbH &Co.KG) und Simone Stein-Lücke (Geschäftsführerin BG-3000)

Von links: Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer IHK), Christina Hirt (Azubi Schaffrath), Heiko Kochem (Personalleiter Schaffrath GmbH &Co.KG) und Simone Stein-Lücke (Geschäftsführerin BG-3000)

Foto: Sven Schalljo

Die moderne Welt ist für junge Menschen voller Fallstricke, wenn sie sich in der digitalen Welt bewegen. Oft sind gerade die „digital Natives“, die Menschen also, die mit digitalen Endgeräten bereits aufgewachsen sind, sehr sorglos im Umgang mit ihren Daten, mit der Darstellung in der Öffentlichkeit, aber auch den Daten Dritter. Für Auszubildende ist es darum wichtig, einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet zu lernen. Daher startete die IHK Mittlerer Niederrhein im vergangenen Herbst gemeinsam mit dem privatwirtschaftlichen Unternehmen BG-3000 und gefördert vom Land die Initiative „Kein Azubi ohne Digi“.

Dabei bekommen die Auszubildenden der teilnehmenden Betriebe in je sechs einstündigen Online-Trainingseinheiten Einblicke in die Gefahren der Online-Welt, aber auch in Themen wie Fake-News und Medienkompetenz. „Es gab beispielsweise mal einen Fall, in dem ein Azubi ein Selfi gepostet hat. Im Hintergrund war ein Bildschirm mit sensiblen Kundendaten zu sehen. So etwas ist sehr gefährlich für das Unternehmen“, berichtet Robert Bones, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters FS Final Systems GmbH. Darum habe er seine Auszubildenden angemeldet, als er von dem Projekt hörte.

Es ist nur ein Beispiel, weshalb die Beteiligten das Projekt als sinnvoll und wichtig betrachten. Viele Unternehmen waren vom Start weg dabei und das Feedback sei hervorragend gewesen, sagen IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und die Geschäftsführerin der BG-3000, Simone Stein-Lücke. Die erste Ausgabe, die nun am mittleren Niederrhein auslief, habe durchgehend gute Bewertungen der Teilnehmer erhalten. Das Feedback war so gut, dass künftig die Unternehmen für die Teilnehmer zahlen und sich „Kein Azubi ohne Digi“ selbst tragen soll.

Die Staatskanzlei aber soll trotzdem beteiligt bleiben, denn viele weitere IHK-Bezirke in NRW hätten bereits Interesse angemeldet. „Acht der 15 NRW-Bezirke wollen es schon jetzt ebenfalls konkret umsetzten. Jürgen Steinmetz hat bei mehreren Treffen sehr davon geschwärmt“, erklärt Stein-Lücke. Und der IHK-Chef erwidert: „Ich muss sagen: Es kommt nicht oft vor, dass ich für ein Projekt wirklich schwärmen kann. Hier ist das aber gegeben.“

Für Silke Offergeld, Referentin für digitale Gesellschaft und Medien in der Staatskanzlei, steht in der Bilanz vor allem der gesellschaftliche Nutzen im Vordergrund. „Gerade die vermittelte Medienkompetenz ist aus unserer Sicht wichtig. Fake News sind eine der größten Bedrohungen unserer Demokratie und junge Menschen hier ein Stück weit zu immunisieren ist eine wichtige Maßnahme, um die Demokratie zu stärken“, sagt die Expertin.

Die jungen Teilnehmer selbst sind ebenfalls voll des Lobes: „Mich hat besonders beeindruckt, wie sehr Fake-News verbreitet sind. Und hier besonders die Deep-Fakes mit denen man jedem Menschen fast alles sagen lassen kann. Da hat uns in einem Vortrag der Chef vom Dienst bei NTV einiges erzählt“, so Christina Hirt, Auszubildende des Krefelder und Mönchengladbacher Unternehmens Schaffrath. Marco Klass, Auszubildender bei 3M in Neuss, fügt hinzu: „Ich fand besonders beeindruckend, wie ein Tweet bei den Anschlägen in München viral gegangen ist, der ein reiner Fake war. Da wurden Leute in einem Gebiet, das überhaupt nicht betroffen war, aufgefordert, aus den Fenstern zu steigen.“ Entsprechend sehen die Auszubildenden den Nutzen zu gleichen Teilen im beruflichen wie im privaten Leben. Für Schaffrath-Personalleiter Heiko Kochem steht aber der Nutzen für Unternehmen klar im Vordergrund. „Wir hatten durchaus schon Fälle, in denen Azubis aus verschiedenen Gründen auch mit offiziellen Social-Media-Accounts Regeln missachtet haben, was zu Problemen führte. Darum waren wir als eins der ersten Unternehmen dabei“, sagt er.

Künftig sollen Unternehmen im Kammerbezirk pro Azubi und Jahr 200 Euro zahlen. Dafür erhalten dann auch die Ausbilder als Multiplikatoren eine Schulung. Das Projekt soll dabei auch innerhalb des Bezirks ausgeweitet werden. BG-3000 hat dafür insgesamt 135 Trainer unter Vertrag. Sie sollen nicht nur die Unternehmen vor Fehlern der Mitarbeiter schützen, sondern auch die Demokratie stärken. Am Ende sollen auf diese Art nicht nur alle Beteiligten, sondern sogar die Gesellschaft insgesamt profitieren. Die Bilanz nach dem ersten Block jedenfalls fällt sehr gut aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort