Naturschutz in Krefeld Hülser starten Blühstreifen-Offensive
Krefeld · Thomas Vennekel und seine Frau Ruth bieten Patenschaften für Blühstreifen an. Motto: „Krefeld blüht!“ Jeder kann demnach bestimmte Flächen gegen eine jährliche Pacht als Blühstreifen anlegen und pflegen lassen.
Der Hülser Landwirt Thomas Vennekel startet unter dem Motto „Krefeld blüht!“ eine Initiative zur Schaffung von mehr naturnahen Blühstreifen: Er bietet Bürgern und Firmen an, Pate für Blühstreifen zu werden. Gegen eine jährliche Pacht wird der Landwirt die Blühstreifen anlegen und pflegen. Die Höhe der Pacht hängt von der Größe des Blühstreifens ab: 50 Cent pro Quadratmeter pro Jahr für 100 Quadratmeter Fläche, 40 Cent pro Quadratmeter pro Jahr für 500 Quadratmeter, 30 Cent für 1000 Quadratmeter pro Jahr. Vennekel setzt damit nicht auf das bestehende EU-Zuschusssystem, sondern auf die Nachfrage bei den Menschen. „Bisher war es selbstverständlich für uns, auf unseren sehr fruchtbaren Böden qualitativ hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Neben dieser Kernaufgabe möchten wir noch mehr Flächen für den Artenschutz bereit stellen und somit den Lebensraum für Bienen und Insekten verbessern“, sagt Vennekel.
Die Anforderungen an die Landwirtschaft hätten sich geändert. „Obwohl die Landwirte sich an Recht und Gesetz halten, steht vor allem die Landwirtschaft in der Kritik, etwa für den Verlust an Insekten verantwortlich zu sein“, sagt er. Es gebe zunehmend die Forderung an die Landwirte, die Landschaft naturnah zu pflegen. Dem wolle man sich stellen, betont Vennekel. Er setzt mit seinem Angebot auf Marktwirtschaft und nicht auf das bestehende Zuschusssystem der EU zur Anlage von Blühstreifen.
Dieses System wird aus den Reihen der Landwirte als zu eng, zu bürokratisch und zu unattraktiv kritisiert. Im Moment ist es so, dass ein Landwirt Prämien bekommt, wenn er nach bestimmten Standards produziert und fünf Prozent seiner Ackerfläche als Ökologische Vorrangfläche bewirtschaftet. Das Problem aus Sicht der Landwirte: Die Prämien sind deutlich niedriger als die möglichen Erträge bei normaler Bewirtschaftung.
„Als Landwirt bekomme ich für Blühstreifen die Hälfte von dem, was ich mit Weizen erwirtschaften würde“, hatte dazu Kreislandwirt Paul-Christian Küskens unlängst im RP-Interview erklärt. Und die Regeln seien eng und praxisfern. „Ernteverzicht bei Getreide kann ich auf maximal einem halben Hektar geltend machen; ein Ackerrandstreifen darf maximal sechs Meter breit sein, ein Waldrandstreifen darf maximal 30 Meter breit sein. Es gibt zu viele Regeln, die lebensfremd sind“, hatte Küskens erklärt, „wenn ich eine Flächen habe, sagen wir 0,75 Hektar groß, dann kann ich sie nur zu zwei Drittel in naturnahe Flächen umwandeln. Ich müsste dann auf der letzten Ecke noch etwas anderes machen – das lohnt sich aber nicht. Also mache ich es gar nicht. Wenn ich einen Waldrandstreifen gerne 50 Meter breit machen würde, darf ich das nicht, obwohl es mit Blick auf meine Flächen passen würde.“ Küskens’ Schlussfolgerung: Wenn Landwirte Landschaft naturnah pflegen sollen, müsse das finanziert werden; Landwirte bräuchten dafür einen Ausgleich, der zwischen den Erlösen liegt, die zwischen Getreide und Kartoffeln liegen.
Vennekel setzt nun auf den Wunsch der Menschen nach naturnahen Flächen. Er pflegt schon seit 2011 Blühstreifen für die Stadt Krefeld und möchte den Flächenanteil erhöhen. Dass es auch mit Bürgerengagement geht, hat er in Bayern gesehen, wo sich seit der Initiative „Rettet die Bienen!“ viel getan habe. Der Hülser bietet nun an, mit Hilfe der Paten Ausgleichsflächen als Lebensraum für Insekten anzulegen. Zu den „Blühpaketen“ gehören bestimmte Saatmischungen, die man als Pate buchen kann. Aussaat und fachgerechte Pflege der Streifen übernimmt der Landwirt. Ein Streifen ist für ein, zwei oder fünf Jahre buchbar und kann von Privatpersonen ebenso wie von Firmen gebucht werden – auf Wunsch weist eine Tafel auf den Stifter hin.
Der rheinische Landwirtschaftsverband unterstützt die Initiative und baut auf seiner Internetseite nach und nach eine Karte mit den Landwirten auf, die auch Patenschaften für Blühstreifen anbieten. Demnächst genügt also ein Klick um zu wissen, wo man Lebensraum für Insekten schaffen kann.