Aus den Krefelder Schulen Horkesgath ist erste Realschule „ohne Rassismus“

Krefeld · Mit unterschiedlichen Aktionen will das Schul-Team die Jugendlichen für das Thema sensibilisieren. Die 10. Jahrgangsstufe beispielsweise befasst sich aktuell mit Antisemitismus.

 Die Realschule Horkesgath ist ausgezeichnet:  Jamil Kolic, Jean Marcel Spitz, Jobran Alshaban und Mijo Jurkic (v.l.) mit Lehrer Werner Hupperten.

Die Realschule Horkesgath ist ausgezeichnet:  Jamil Kolic, Jean Marcel Spitz, Jobran Alshaban und Mijo Jurkic (v.l.) mit Lehrer Werner Hupperten.

Foto: Sven Schalljo

Mit der Realschule Horkesgath ist seit Donnerstag die erste Krefelder Realschule zur „Schule ohne Rassis­mus“ geworden. In einem großen Ak­tionstag begingen die Verantwort­lichen gemeinsam mit Stadt, Amnes­ty International und Villa Meerlän­der nicht nur den Festakt, sondern sensibilisierten in unterschiedli­chen Aktionen. „Es ist wichtig, den Schritt zum eigenen Lebensumfeld zu gehen. Zum Thema Antisemitismus er­zähle ich oft die Geschichte der jüdischen Freundin meines Vaters. Sie wurde verschleppt und in Riga umgebracht. Solche Geschichten er­reichen die Jugendlichen“, sagt Werner Hupperten, einer der Organi­satoren. Wichtig ist ihm: „Ich bin eigentlich nur gerade Zitatgeber. Organisiert haben das Ganze vor al­lem Isa Hoff und Simon Jäger.“

Letzterer sagt, das Verhalten in der Klasse habe ihn animiert. „Vie­les, was da läuft, finde ich pro­blematisch. Beleidigungen und Dis­kriminierungen sind an der Tageso­rdnung. Es wird immer gesagt, das sei Spaß, aber das kann schnell kippen“, sagt er. Darum wolle er für das Thema sensibilisieren. Ge­rade die 10. Jahrgangsstufe befas­st sich mit dem Thema Antisemitis­mus und wird von Vertretern der Villa Meerländer betreut. „In der Vorwo­che hatten wir schon eine Füh­rung. Jetzt machen wir die Vertie­fung. Ich erlebe die Jugendlichen als sehr interessiert und leistungss­tark. Wir behandeln die Ge­schichte von Ruth Meyer, der es ge­lang nach England zu fliehen. Sie war damals 17 Jahre alt und hinter­ließ ein Ta­gebuch. Sie ist ein bisschen Kre­felds Anne Frank. Gera­de die Nähe im Alter macht es für die Schüler greifbar“, sagt Hanna Stucki vom NS Dokumentationszen­trum.

Die Jugendlichen bestätigen das. „Wir haben die Geschichte der Fami­lie behandelt, und es ist sehr be­rührend, was mit diesen Menschen passiert ist. Besonders schlimm ist die Willkür. Es konn­te jeden treffen. Die Behaup­tung, man sei Jude, reichte oft aus. Das ist erschreckend“, sagt Schüler­sprecher Tim Schmitz. Sein Mitschü­ler Mouhammed Kasen sieht Paralle­len zur Aktualität. „Ich finde das unglaublich traurig, was passiert ist. Aber wenn man heute die AfD sieht, sind wir nicht so weit weg. Was passiert mit Men­schen mit Mi­grationshintergrund, wenn sie an die Macht kämen? Wir müssen das alle zusammen verhin­dern, sonst ha­ben wir solche Ver­hältnisse wie­der“, mahnt er.

Alle Schülerinnen und Schüler fül­len außerdem den Schriftzug „Wir sind bunt“ mit ihren farbigen Fin­gerabdrücken, einer am Gymnasium begonnen Aktion, wie Hupperten be­tont. Wichtig ist das Event auch für die stellvertretende Schullei­terin Nina von Harpe-Glaudo, die eine flammende Rede hielt. Auch Oberbürgermeister Frank Meyer, der Pate der Schule ist, sprach bei der Zeremonie.

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