Aus den Krefelder Schulen Horkesgath ist erste Realschule „ohne Rassismus“
Krefeld · Mit unterschiedlichen Aktionen will das Schul-Team die Jugendlichen für das Thema sensibilisieren. Die 10. Jahrgangsstufe beispielsweise befasst sich aktuell mit Antisemitismus.
Mit der Realschule Horkesgath ist seit Donnerstag die erste Krefelder Realschule zur „Schule ohne Rassismus“ geworden. In einem großen Aktionstag begingen die Verantwortlichen gemeinsam mit Stadt, Amnesty International und Villa Meerländer nicht nur den Festakt, sondern sensibilisierten in unterschiedlichen Aktionen. „Es ist wichtig, den Schritt zum eigenen Lebensumfeld zu gehen. Zum Thema Antisemitismus erzähle ich oft die Geschichte der jüdischen Freundin meines Vaters. Sie wurde verschleppt und in Riga umgebracht. Solche Geschichten erreichen die Jugendlichen“, sagt Werner Hupperten, einer der Organisatoren. Wichtig ist ihm: „Ich bin eigentlich nur gerade Zitatgeber. Organisiert haben das Ganze vor allem Isa Hoff und Simon Jäger.“
Letzterer sagt, das Verhalten in der Klasse habe ihn animiert. „Vieles, was da läuft, finde ich problematisch. Beleidigungen und Diskriminierungen sind an der Tagesordnung. Es wird immer gesagt, das sei Spaß, aber das kann schnell kippen“, sagt er. Darum wolle er für das Thema sensibilisieren. Gerade die 10. Jahrgangsstufe befasst sich mit dem Thema Antisemitismus und wird von Vertretern der Villa Meerländer betreut. „In der Vorwoche hatten wir schon eine Führung. Jetzt machen wir die Vertiefung. Ich erlebe die Jugendlichen als sehr interessiert und leistungsstark. Wir behandeln die Geschichte von Ruth Meyer, der es gelang nach England zu fliehen. Sie war damals 17 Jahre alt und hinterließ ein Tagebuch. Sie ist ein bisschen Krefelds Anne Frank. Gerade die Nähe im Alter macht es für die Schüler greifbar“, sagt Hanna Stucki vom NS Dokumentationszentrum.
Die Jugendlichen bestätigen das. „Wir haben die Geschichte der Familie behandelt, und es ist sehr berührend, was mit diesen Menschen passiert ist. Besonders schlimm ist die Willkür. Es konnte jeden treffen. Die Behauptung, man sei Jude, reichte oft aus. Das ist erschreckend“, sagt Schülersprecher Tim Schmitz. Sein Mitschüler Mouhammed Kasen sieht Parallelen zur Aktualität. „Ich finde das unglaublich traurig, was passiert ist. Aber wenn man heute die AfD sieht, sind wir nicht so weit weg. Was passiert mit Menschen mit Migrationshintergrund, wenn sie an die Macht kämen? Wir müssen das alle zusammen verhindern, sonst haben wir solche Verhältnisse wieder“, mahnt er.
Alle Schülerinnen und Schüler füllen außerdem den Schriftzug „Wir sind bunt“ mit ihren farbigen Fingerabdrücken, einer am Gymnasium begonnen Aktion, wie Hupperten betont. Wichtig ist das Event auch für die stellvertretende Schulleiterin Nina von Harpe-Glaudo, die eine flammende Rede hielt. Auch Oberbürgermeister Frank Meyer, der Pate der Schule ist, sprach bei der Zeremonie.