Pflanzen in Krefeld Tschüss, Botanischer Garten

Krefeld · Auch er wird geschlossen. Wir machten noch einen schnellen Rundgang und fanden eine Menge Trost und wundervolle Heilkräuter. Ihre Geschichten zu erzählen ist am Ende dies: eine Liebeserklärung an Krefelds erstaunlichsten Garten.

Fotos: Heilkräuter aus dem Botanischen Garten in Krefeld
9 Bilder

Heilkräuter aus dem Botanischen Garten in Krefeld

9 Bilder
Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Jeder kennt sie, diese gelbe Pflanze mit dem Namen Löwenzahn. Aber warum heißt sie so, obwohl weit und breit keine Löwen – ob mit oder ohne Zahn – zu sehen sind? Bei so mancher Pflanze erschließt sich nicht so ohne Weiteres, wo der Name denn nun eigentlich herkommt. Der Löwenzahn, lateinisch Taraxacum officinale, wird wahrscheinlich so genannt, weil seine Blätter zahnartige, gezackte Ränder haben. Und die Bezeichnung Gemeine Kuhblume für dasselbe Gewächs verweist darauf, auf welcher Wiese es sich schon immer in großer Menge gezeigt hat. Aber der Löwenzahn, wegen seines Aussehens nach der Blüte auch Pusteblume genannt, ist auch nützlich.

Getrocknet ist die Wurzel gut für Galle und Leber; daher findet sich Löwenzahn in fast allen Entschlackungstees. Die weit verbreitete Pflanze ist anspruchslos; sie wächst fast auf jedem Boden und ist mit ihren leuchtend gelben Blüten wichtiges Bienenfutter im Frühjahr. Vorsicht bitte bei ungetrocknetem Zustand: Der Stiel enthält eine milchige Flüssigkeit, die hautreizend ist. Daher also bitte nicht pflücken.

Wer das unscheinbare Mädesüß (Filipendula ulmaria) betrachtet, sieht diese Pflanze vielleicht mit anderen Augen, wenn er ihre Geschichte kennt. Das Echte Mädesüß wird den Spiersträuchern zugeordnet, den „spiraea“. Diese Bezeichnung finden wir wieder in der Zusammensetzung eines der am häufigsten genutzten Medikamente unserer Zeit: Aspirin, zu dessen Markenbezeichnung die Pflanze beigetragen hat. Das „A“ in Aspirin steht für Acetyl, eine Essigsäure, „spirin“ entstand aus dem Begriff Spireasäure, denn Aspirin ist Acetylsalicylsäure – und das Mädesüß enthält Salicylderivate, die eine schweißtreibende Wirkung haben und gut bei Erkältungen sind. Auch bei Rheuma und Gicht wurde das Mädesüß schon seit Jahrhunderten verwendet. Der Begriff kommt übrigens nicht von süßen Mädchen, wie man spontan assoziiert, sondern es wurde auch zum Süßen von Met (Honigwein) eingesetzt.

Die Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi), deren Blätter schon seit langem als bitter schmeckender Tee bei Blasen- oder Harnwegsproblemen verwendet werden, ist keine Traube, sondern erhielt ihren Namen höchstwahrscheinlich von der Vorliebe von Bären für die kleinen roten Beeren dieser Pflanze.

Das Lungenkraut hingegen, lateinisch Pulmonaria officinalis (von pulmo, was Lunge bedeutet), ist tatsächlich ein Lungenheilmittel, das bei Tuberkulose eingesetzt wurde, bevor es Antibiotika gab. Auch bei Halsschmerzen und Heiserkeit wurde es angewendet. Die blauvioletten Blüten erscheinen passenderweise genau im Spätwinter oder Vorfrühling, wenn es aufgrund von häufigen Temperaturwechseln oft zu Infekten kommt.

Die Blätter des Frauenmantels (Alchemilla vulgaris) erinnern an einen Umhang für Frauen. Das Kraut wird zur Behandlung von sogenannten Frauenleiden, also bei Wechseljahrs- oder Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Die Bezeichnung Alchemilla wird übrigens von Alchemie abgeleitet: Alchemilla bedeutet „kleine Alchemistin“. Morgens sammeln sich in den Frauenmantelblättern Tautropfen, die aufgesammelt und für Versuche benutzt wurden, weil man ihnen besondere Fähigkeiten zuschrieb.

Wie kommt nun aber der Mönchspfeffer zu seinem Namen? Der verrät uns gleich zwei Dinge: Zunächst einmal ähneln die Früchte in ihrer Form Pfefferkörnern, auch sind Geschmack und Geruch leicht pfeffrig und wurden als Gewürz eingesetzt. Zudem galt schon in der Antike der Mönchspfeffer als ein Mittel, welches die sexuelle Begierde dämpft; dies wird auch im wissenschaftlichen Namen (Vitex agnus-castus) deutlich: „agnus“ bedeutet Lamm und „castus“ steht für keusch. In den christlichen Klöstern wurde Mönchspfeffer eingesetzt, um die zölibatär lebenden Mönche und Nonnen in ihrer Keuschheit zu unterstützen. Die Wirkung soll aber von der eingesetzten Menge abhängen. Während hohe Dosierungen dämpfend wirken, sollen geringe Mengen das Gegenteil bewirken… Heutzutage wird Mönchspfeffer vor allem in der Frauenheilkunde zur Behandlung des prämenstruellen Syndroms (PMS) oder Zyklusunregelmäßigkeiten verwendet.

Die Bezeichnung Beinwell für die von Botanikern Symphytum officinale genannte Heilpflanze verweist schon auf die heilsame Wirkung der Wurzel bei Verstauchungen und Zerrungen, da sie entzündungshemmend ist. Im Gegensatz zu dem, was man beim Namen vermuten könnte, erstreckt sich die Wirkung erfreulicherweise allerdings auch auf Arme. Der zweite Teil des Namens, „well“, hat im übrigen nichts mit dem englischen Adverb zu tun, sondern kommt von dem altdeutschen Wort „wallen“, was das Zusammenwachsen von Knochen bedeutete.

Eine letzte Pflanze möchten wir unseren Lesern nicht vorenthalten. Die Rede ist vom Huflattich, dessen Blätter in der Form an einen Pferdehuf erinnern. Er blüht wie Löwenzahn im zeitigen Frühjahr und weist auch ähnliche gelbe Blüten auf. Diese Arzneipflanze lindert schon seit 2000 Jahren Hustenreiz, wie man auch aus dem wissenschaftlichen Namen Tussilago farfara ableiten kann: „tussis“ bedeutet Husten und „agere“ vertreiben. Das ist aber nicht der Hauptgrund dafür, dass diese wichtige Pflanze hier besonders erwähnt wird. Sie hat Blätter, die auf der Unterseite richtig weich sind, weswegen sie auch als „des Wanderers Klopapier“ bezeichnet wird. Wer also derzeit im Supermarkt kein Klopapier mehr in den Regalen findet, hätte damit eine natürliche Alternative.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort